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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Vielleicht können sie die Hütte finden, wo die Entführer Emma festgehalten haben. Und dann lobe ich sie noch, was für phantastische Arbeit sie alle geleistet haben.«
    Emma saß regungslos auf dem Schoß ihrer Mutter und hielt sich die Ohren zu. Aber sie gab dieses grauenhafte Wimmern von sich, das von tief aus ihrer Kehle drang.
    Molly machte den Eindruck, als ob man sie in den Magen geboxt habe. Sie drückte Emma an sich und wiegte sie hin und her. »Liebling, es ist alles in Ordnung. O mein Gott, es tut mir Leid, Emma. Bitte vertraue mir. Ich verspreche dir, dass ich auf dich aufpassen werde. Es war meine Schuld, dass er dich das erste Mal geschnappt hat. Aber wir gehen nicht dorthin zurück. Ich werde dich beschützen. Ramsey werde ich auch nicht mehr anschreien.«
    Ramsey hielt den Wagen an. Er drehte sich um und blickte sie direkt an. »Emma«, sagte er sachlich. »Nimm die Hände von den Ohren. Und jetzt hör mir gut zu. Du wirst nicht mehr diese Geräusche machen, hast du mich verstanden? Wenn du etwas zu sagen hast, dann sagst du es, anstatt mich mit diesen Geräuschen bis ins Mark zu erschrecken. Das geht mir wirklich unter die Haut. Mein Bein schmerzt davon noch mehr. Und außerdem werde ich dich und deine Mutter nicht verlassen. Deine Mutter kann mich anschreien, wenn sie das erleichtert. Vielleicht brülle ich auch mal zurück. Aber nichts auf der Welt könnte mich dazu bringen, dich zurückzulassen. Hast du mich gehört?«
    Sie schwieg beharrlich, dann sagte sie: »Ramsey, versprichst du, dass du nicht weggehen wirst?«
    »Ich verspreche es. Und ich halte mich an meine Versprechen. Deine Mutter wird sich genauso an mich gewöhnen, wie du es getan hast. Sie wird mich nicht davon abbringen, ganz gleich, welche Gründe sie auch anführen mag. Ich werde sogar ihr Spiel mitspielen, für den Augenblick jedenfalls. Und von jetzt an sprichst du, einverstanden?«
    Sie nickte bedächtig. »Ich mag es nicht, wenn ihr brüllt.«
    »Uns gefällt es auch nicht. Aber manchmal kommt es eben vor. Dann sagst du uns einfach, dass wir Ruhe geben sollen. So, und jetzt ist genug gesagt worden.«
    Molly schwieg. Sie machte den Eindruck, als ob sie sich am liebsten verkriechen würde, und sah aus, als ob sie zusammenbrechen könnte. Er hätte sie gerne weiter belehrt, unterließ es jedoch. Vielleicht wäre es einfach zu viel für sie. Oder aber sie würde auf ihn schießen. Er klopfte ihr sanft auf die Schulter und sagte mit jener ruhigen, tiefen Stimme, die im Gerichtssaal so gut funktionierte: »Es wird schon alles werden, Molly. Sie werden sehen. Es ist nicht verwerflich, etwas Unterstützung anzunehmen, und in diesem Licht sollten Sie mich sehen. Und jetzt raus hier. Emma, du schaust aus dem hinteren Fenster. Wenn du einen Wagen hinter uns auftauchen siehst, sagst du Bescheid.«
    »Ja, Ramsey.«
    »Ich verlasse mich auf dich. Pass gut auf.«
    »Mache ich.«
    »Diese Männer«, sagte Molly. »Halten Sie es für möglich, dass sie hinter Ihnen und nicht hinter Emma her waren?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie haben sich Feinde gemacht. Ich habe gelesen, dass Sie Drohbriefe bekommen haben, insbesondere von dieser einen Frau, deren Mann an jenem Tag im Gerichtssaal umgekommen ist.«
    »Stimmt, solche Drohungen habe ich bekommen. Aber bisher hat noch niemand versucht, mich zu ermorden.«
    »Das würde bedeuten, dass zwei Männer bei Emma waren, und nicht nur der eine, der sie entführt hat.«
    »Richtig. Könnten Sie mir bitte eine Tasse Kaffee aus der Thermoskanne einschenken?«
    Ihr war klar, dass er in Emmas Beisein nicht darüber sprechen wollte. Aber es war so vieles, was sich in ihr aufgestaut hatte. Seit beinahe zwei Wochen hatten sich Wut und Hass und Hilflosigkeit in ihr angesammelt. Sie würde abwarten, es blieb ihr nichts anderes übrig. Ganz bestimmt wollte sie ihre
    Tochter nicht noch mehr verängstigen, als es ohnehin schon der Fall war. Sie reichte die Tasse Ramsey Hunt, dem Mann, über den sie gelesen hatte und über dessen Verhalten sie wie viele andere auch nachgedacht hatte. Bis vor zwei Wochen ihre Welt aus den Fugen geraten war.
    Sie drückte Emma fest an sich.
    »Lass mich los, Mama. Ich muss aus dem Fenster schauen. Der Wagen ist dreckig, Ramsey. Wir sollten anhalten und ihn waschen lassen.«
    »Gute Idee. Wer würde schon einen blitzblanken Jeep verdächtigen?«
    Mollys Mietwagen ließen sie an Ort und Stelle stehen. Molly nahm sämtliche Papiere aus dem Handschuhfach. »Ich rufe die Verleihfirma an

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