Vergeben, nicht vergessen
und erkläre ihnen genau, wo der Wagen steht. Sicher haben sie nichts dagegen einzuwenden, wenn ich ihnen sage, dass sie die anfallenden Extrakosten von meiner Kreditkarte abbuchen können.«
Zum Mittagessen hielten sie in Rappahoe an, einem kleinen Ort am Highway 70, und ließen dort den Jeep waschen. Soweit Ramsey sehen konnte, war ihnen niemand gefolgt.
»Wie geht es deinem Bein?«, fragte Emma.
»Wird ein wenig starr«, erwiderte er und biss von seinem Hamburger ab. Er schloss beim Kauen die Augen. Als er schluckte, seufzte er und sagte: »Fett. Es gibt doch einfach nichts Schöneres im Leben.«
»Ich habe meinen Vater sagen hören, Sex wäre das Beste im Leben«, sagte Emma und kaute an einem von Ketchup umhüllten Pommes frites.
»Ich finde, kleine Kätzchen und kleine Mädchen sind die beiden besten Dinge«, meinte Molly ohne Zögern.
Er bewunderte sie dafür. Ihm war bewusst, dass ihm der Mund offen stand.
»Hast du meinen Drachen mitgenommen, Ramsey?«
»Aber ja. Das Kind ist ein richtiger Profi«, fügte er, an Molly gerichtet, hinzu, die lediglich einen einzigen Löffel ihrer Gemüsesuppe gegessen hatte. »Sie haben es ihr beigebracht, nicht wahr?«
Sie nickte, nahm den Löffel und rührte in der Suppe, auf der ein Fettfilm schwamm. Sie ließ den Löffel fallen und nahm sich ein Stück Weißbrot, das sie mit Butter und Marmelade beschmierte. Wenigstens das aß sie.
»Ramsey, eben sind gerade zwei Männer hereingekommen. Sie sehen in unsere Richtung. Einer von ihnen trägt ein Gewehr.«
Melissa Shaker beobachtete, wie ihr Vater geschickt und gleichmäßig an der Rudermaschine arbeitete. Sie wollte ihm sagen, dass er für einen Mann seines Alters wirklich gut aussah und dass er öfter in T-Shirt und Shorts herumlaufen sollte. Sowie er sich einen seiner teuren Savile-Row-Anzüge überstreifte, machte er einen leicht lächerlichen Eindruck. Das lag im Wesentlichen daran, dass er eigentlich wie ein Schlägertyp aussah. Je teurer die Kleidung, umso mehr wirkte er wie ein stereotyper Kerl aus dem Mafiamilieu eines Hollywoodfilms. Etwas mehr entblättert jedoch sah er wirklich gut aus.
»Mir ist aufgefallen, dass du Eleonor nicht mehr in die Clubs mitnimmst«, bemerkte sie.
Er brummte etwas, ohne jedoch seinen Rhythmus zu verändern, ziehen, loslassen, ziehen, loslassen. »Sie ist so sehr erste Sahne, dass ich neben ihr immer wie ein Bodyguard wirke.«
Melissa blinzelte, denn sie hatte nicht angenommen, dass ihm das bewusst war. Eleonor und erste Sahne?
Nach einer kurzen Pause fuhr er trotz der Anstrengung mit ruhiger, sonorer Stimme fort: »Je jünger und je schöner so ein Mädchen ist, umso mehr wirke ich wie ein hässlicher Zwerg.«
Melissa lachte. »Du hast Recht, obwohl ich es nicht laut ausgesprochen hätte. Neulich habe ich dich mit einem wirklich sehr schönen Mädchen am Pool gesehen. Du trugst einen Tanga und sie auch. Du sahst besser aus als sie. Trag doch einfach mehr kurze Hosen, Papa, darin siehst du prima aus.«
Er brummte und verlangsamte die Geschwindigkeit. Jetzt begann die Abkühlungsphase. Seit vierzig Minuten saß er bereits an der Rudermaschine. Schweiß rann ihm den Körper herunter, und seine prallen Muskeln glänzten. Wäre er nicht ihr Vater gewesen, hätte sie ihn zumindest in Erwägung gezogen.
Das Telefon klingelte. Ohne aufzusehen sagte er: »Nimm es ab, aber sage nichts.«
Das tat sie. Als sie ihm den Hörer reichte, war er schließlich zum Stillstand gekommen. Er atmete nur unwesentlich schneller als normal. Er lachte, dann sagte er: »Wie steht es?«
Wieder hörte er zu. Melissa hätte zu gern den zweiten Apparat abgenommen. Sie ging zu den Gewichten hinüber, nahm sich zwei Fünfpfundgewichte und begann mit den Armbeugen.
Erst als sie hörte, dass er den Hörer wieder auf die Gabel zurückgelegt hatte, drehte sie sich um. Er sagte: »Lange kann es jetzt nicht mehr dauern. Wir bekommen drei für den Preis von einem.«
»Ich wünschte, es wäre anders.«
Er musterte sie eingehend, wie sie die Armbeugen machte, als ob sie etwas durch Wasser ziehen würde, ganz wie er es ihr beigebracht hatte. »Nein, das tust du nicht. Dir gefällt der ganze Mist hier. Aber ich habe es dir versprochen. Wie du weißt, pflege ich meine Versprechen zu halten.«
Sie legte die Gewichte ab, trat zu ihm hinüber und drückte ihn an sich. Es war ihr gleichgültig, dass er verschwitzt war. »Danke, Papa, ich weiß. Ich bin dir wirklich dankbar.«
Er schob sie sanft von sich und
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