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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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an.
    »Was soll ich nur tun?«, fragte Molly.
    »Das habe ich Ihnen doch gesagt, Molly. Ich rechne mit einer langen Zeit. Die momentan dringlichste Frage ist die, was wir jetzt tun werden. Zur Zeit aber sind wir zu erschöpft, um einen klaren Gedanken zu fassen. Ich habe ein paar Vorschläge zu machen. Das könnten wir morgen besprechen.«
    Sie schüttelte den Kopf, wobei ihr rotes Haar mitschwang. »Nach Denver kann ich nicht zurückkehren. Ich werde nie wieder nach Denver zurückkehren. Ich verstehe nicht, was hier vor sich geht. Wie viele Menschen sind in die Sache verwickelt? Wer sind sie? Könnte es sich bei Emmas Entführung um eine Verschwörung handeln?«
    »Verschwörung«, wiederholte er langsam. »Wie kommen Sie auf eine Verschwörung?«
    Sie zuckte mit den Schultern, wobei ihr das T-Shirt über die eine Schulter rutschte.
    »Bei Entführungen kann es sich um eine Verschwörung handeln, wenn entweder die Eltern mit von der Partie sind oder wenn es einen anderen Beweggrund gibt. Das hatten Sie aber nicht gemeint, oder?«, fragte Ramsey.
    »Ich habe das lediglich deshalb erwähnt, weil es mir als eine der Möglichkeiten erschien. Jetzt kennen wir bereits fünf verschiedene Leute, die daran beteiligt sind.«
    »Eine groß angelegte Sache, aber eine Verschwörung? Das hört sich sehr düster an. Es könnte bedeuten, dass Menschen aus Ihrem Umkreis daran beteiligt sind.«
    Sie schwieg. Er beobachtete, wie sie sich ihr Hemd wieder über die Schulter streifte. YETI WAR HIER stand darauf gedruckt. Ihre Haare waren zu Korkenziehern gelockt und umrahmten wirr das blasse Gesicht. Sie machte einen unendlich erschöpften Eindruck. Sie war sehr schön, dachte er, selbst überrascht, dass ihm das mitten in der Nacht auffiel. Ihre Haut war schneeweiß, ganz anders als seine, die einen dunkleren Farbton hatte. Er hätte gerne seine Hand auf sie gelegt, um den Farbunterschied festzustellen. Er musste verrückt sein. »Schlafen wir noch etwas. Morgen früh reisen wir hier ab.«
    Gegen Mittag kehrte er ins Jerome zurück. Molly und Emma spielten Memory. Sie saßen sich im Schneidersitz gegenüber, die Karten zwischen ihnen.
    »Nein, nicht aufstehen. Wir sind die stolzen Besitzer eines Toyota 4Runners aus dem Jahr 89 mit einem Haufen Kilo-metern auf dem Buckel. Aber was soll’s. Er hat Allradantrieb und fast alle Annehmlichkeiten eines Jeeps.«
    Er hatte sich die Höchstsumme von seiner Kreditkarte abgebucht und den Autohändler in bar bezahlt. »Selbst wenn sie die Route des Jeeps nachvollziehen sollten, werden sie doch ziemlich lange brauchen, um ihn auf dem Langzeitparkplatz neben dem Skilift zu finden«, meinte er noch. Doch ihm war wohl bewusst, dass sie hier nicht sicher waren.
    »Wir sollten das Hotel jetzt verlassen. Reicht uns allen eine viertel Stunde? Wir kaufen noch ein, dann fahren wir Richtung Westen«, trieb er sie zur Eile an.
    Sie hatten nach dem Aufstehen kurz darüber gesprochen. »Das ist erst einmal unser nächstes Ziel«, hatte Ramsey gesagt. »Und es bringt uns näher an mein Zuhause und mein eigenes Territorium heran.«
    Molly hatte leise, um Emma nicht zu wecken, geantwortet: »Natürlich können wir hier nicht bleiben. Aber wie weit nach Westen wollen Sie fahren?«
    »Bis nach Truckee. Die Gegend kenne ich gut. Wir sollten uns die nächste Zeit über in den Bergen dort verkrümeln. Im College hatte ich einen Freund, der am Tahoe-See wohnte.«
    Molly sagte nichts mehr, ehe sie ihn nicht hinter verschlossener Tür im Badezimmer hatte, während Emma ihren Kopfkissenbezug packte.
    Er sagte: »Jeder mit etwas Grips kann die Geldentnahme von meiner Kreditkarte nachvollziehen, die ich für den Toyota gebraucht habe. Meiner Ansicht nach haben wir es hier mit Profis zu tun. In der nächsten Zeit sollten wir uns also rar machen. Die Gebirgsketten der Sierras sind wunderschön und weit ab vom Schuss. Gibt es dagegen irgendwelche Einwände?«
    »Ich war noch nie am Tahoe-See«, sagte sie und fummelte an dem flauschigen Handtuch herum, faltete es ordentlich zusammen und legte es ins Regal zurück.
    »Es ist ein kleiner Ort, recht malerisch und für Skifahrer im Winter und Wanderer im Sommer eingerichtet. Emma wird es gefallen. Wir sind sicher dort.«
    Sie blickte zu ihm auf. »Wie geht es Ihrem Bein?«
    »Besser heute Morgen. Emma und Sie haben doch dabeigestanden, als ich die Klebstreifen und den Verband abgenommen habe. Die Haut hält zusammen, und das ist ein gutes Zeichen. Das Fleisch ist rosa und nur noch

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