Vergeben, nicht vergessen
tief und angespannt.
»Du wirst es kaum glauben«, erwiderte sie. »Der Bauer ist tot. Vor drei Tagen wurde er von seiner heranwachsenden Tochter kurz nach Sonnenaufgang gefunden. Sein Kopf war mit einem Hammer zertrümmert worden. Wer auch immer es getan hat, hat den Hammer einfach neben der Leiche liegen lassen. Bisher keine Hinweise, nichts. Und natürlich keine Fingerabdrücke. Die weiteren forensischen Untersuchungsergebnisse müssen wir noch abwarten. Agent Anchor will uns anrufen, sobald er mehr weiß. Die örtliche Polizei hat ihn eben gerade erst davon unterrichtet. Die Ortsansässigen haben ausgesagt, dass sie niemand und nichts bemerkt hätten. Seine Frau sagte, er würde jeden Morgen kurz vor Sonnenaufgang in die Scheune gehen, um die Kühe zu melken.«
»Und dort hat jemand auf ihn gewartet.«
Sie sah aus dem Fenster. »Abgesehen von der Tochter, die ihn gefunden hat, hat er noch drei weitere Kinder.«
»Natürlich muss es mit der Entführung oder was auch immer es sein mag etwas zu tun haben.«
»Dieser Ansicht ist Agent Anchor, zumindest zieht er die Möglichkeit eines Zusammenhangs in Betracht. Und was machen wir jetzt, Dillon?«
Savich drückte eine Taste von MAX, dann sagte er mit rauchiger Verhörstimme, die MAX imitierte: »Wir starten voll durch, Sherlock.«
15
»Ich sage es noch einmal: Unter gar keinen Umständen wirst du allein hier herausgehen. In dieser Sache stecken wir gemeinsam drin.«
Er grinste auf sie hinunter. »Ehe wir das weiter besprechen, möchte ich dir ein Kompliment machen. Du hast dich wirklich gut gegen deinen Vater geschlagen. Du hast gegengehalten, nicht die Nerven verloren, und schließlich hat er nachgeben müssen. Ähnlich wie du ist er ziemlich ausgefuchst. Meiner Meinung nach jedoch sollte ich bald nach Denver fahren, mich persönlich einmischen und mit den örtlichen Behörden und dem FBI Zusammenarbeiten. Was dich und Emma betrifft, so bleibt ihr beide hier.« Er beobachtete, wie die Angst den Glanz ihrer Augen trübte. »Ich kann schon auf mich aufpassen, Molly. Ich werde mich nicht umbringen lassen, versprochen. «
Die leere Angst wich aus ihrem Blick und machte der Wut Platz. Sie atmete mehrmals tief durch.
»Gut. Allmählich wirst du richtig gut im Manipulieren anderer. Wenn meine Mutter wirklich wütend mit meinem Vater war, hat sie mit einem Gegenstand auf ihn geworfen. Mein Vater kann heute noch schneller ausweichen als irgendjemand sonst, den ich kenne.
Ich muss mich schwer zusammenreißen, um dir nicht gegen das Schienbein zu treten. Hör mir gut zu, Ramsey. Ich weiß, du meinst es nur gut, aber unter gar keinen Umständen lasse ich dich ziehen und dich der Gefahr dort draußen aussetzen.« Sie lächelte ihn an. »Einer für alle und alle für einen. Wir sind die drei Musketiere. Nenn mich D’Artagnan.«
»Er war der vierte Musketier.«
»Er ist der Einzige, dessen Namen ich behalten habe.«
»Meiner Erinnerung nach gehörte auch Aramis dazu. Sag mal, Molly, welcher von ihnen wäre denn Emma? Geben wir ihr in diesem Fall ein Schwert oder eine Pistole und lassen sie an unserer Seite kämpfen?«
Sie trat zurück und fuhr sich mit den Händen über die Arme. Dann schlang sie sie um den Körper. »Du und ich haben zusammen gute Arbeit geleistet, um Emma zu beschützen. Abgesehen davon will ich mir gar nicht vorstellen, was sie tun würde, wenn du einfach aufstehen und gehen würdest. Begreifst du denn nicht? Emma braucht uns, uns beide.«
Er fluchte leise und raufte sich die dunklen Haare. »Also gut, du hast Recht. Ich sehe es ein. Und Emma möchte ich ohnehin nicht zurücklassen. Mein Vorschlag für unser unmittelbares Vorgehen: Du rufst Louey in Deutschland an und holst ihn hierher. Es könnte gut möglich sein, dass er etwas mit der Sache zu tun hat. Inwiefern, weiß ich auch nicht, aber möglich ist es. Wir müssen mit allen sprechen.«
»Versuchen kann ich es«, erwiderte sie und ging zum Telefon. Wenig später hörten sie beide mit aktiviertem Lautsprecher, wie es im Bristol Hotel Kempinski in Berlin klingelte.
Ramsey fragte: »Wie spät ist es dort, sechs Uhr früh?«
»In etwa, ja.« Sie verlangte Louey Santeras Zimmer.
Das Telefon klingelte dreimal, dann meldete sich eine Stimme: »Louey Santeras Suite, Rudy am Apparat. Kann ich Ihnen behilflich sein? Hier dämmert es übrigens gerade erst.«
»Guten Morgen, Rudy, hier spricht Frau Santera. Ich weiß nicht, ob Louey es Ihnen gegenüber erwähnt hat, aber seine Tochter wurde
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