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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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erinnerst dich wohl nicht ganz richtig. Ich war damals mit Emma schwanger und habe mir jeden Morgen die Seele aus dem Leib gekotzt. Jetzt, wo Emma etwas älter ist, habe ich das Fotografieren wieder aufgenommen.«
    »Niemand hat jemals bessere Fotos von mir gemacht als du.«
    Das war es also. Wie gewohnt dachte Louey nur an sich selbst. Sie wollte mit den Augen rollen und ihm eine Ohrfeige versetzen, unterließ jedoch beides und lächelte ihn lediglich an. Meist hasste sie ihn nicht wirklich, besser gesagt, sie dachte nur äußerst selten an ihn. Und selbst dann empfand sie ihm gegenüber lediglich eine moderate Abneigung, weil sie die tief liegenden Ängste, die ständig an ihm nagten, gut nachvollziehen konnte. Gelegentlich besiegten sie sogar seine unglaubliche Anmaßung und Egomanie. Manchmal, wenn sie sich diese Schwäche gestattete, vergaß sie ganz, welch Schaden er anzurichten im Stande war. Im Augenblick war es die Angst, die ihn gefangen hielt. Deshalb sagte sie ohne jede Bitterkeit: »Du warst ein ausgezeichnetes Motiv, Louey. Du wusstest sehr wohl, wie man mit der Kamera flirtet. Sei nicht ungeduldig. Es laufen jede Menge anderer Fotografen dort draußen herum, momentan sind andere Dinge vordringlicher.« Sie hielt inne und schüttelte den Kopf. »Lass gut sein. Manchmal bin ich wirklich zu blöd. Erzähl mir jetzt bitte alles, was du über Emmas Entführung weißt, wenn du vermeiden willst, dass Mason wirklich gemein wird. Und das wird er werden, Louey. Er kann gemeiner werden als alles, was du dir bisher hast vorstellen können, gemeiner auch, als er vor drei Jahren dir gegenüber in Denver gewesen ist.«
    »Du warst doch gar nicht in Denver, als er vor drei Jahren dort auftauchte. Wie also willst du wissen, was dein geliebter Papa so tut?«
    »Ich kann mich an einen Sommer erinnern, den ich hier verbrachte. Ich war zwölf Jahre alt. Ich bin nachts gegen Mitternacht aufgewacht und nach unten in die Küche gegangen. Ich habe unter seiner Arbeitszimmertür Licht gesehen und glaubte Männerstimmen zu hören. Ich habe die Tür geöffnet und hineingeschaut.« Die Erinnerung ließ sie zittern, doch sie sagte lediglich: »Erzähl es ihm, Louey, zier dich nicht so. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt er nie wieder locker. Seine Geduld ist groß, doch wenn sie erschöpft ist, ist sie restlos erschöpft. Sag es ihm. Oder sag es mir. Inwiefern bist du in diese Sache verwickelt? Nenne mir die Namen derjenigen, denen du Geld schuldest.«
    Ramsey kam um die Ecke. Er war gerade die Treppe hochgekommen und wollte ins Bett gehen. Es war spät. Und da standen Molly und Louey Santera wie zwei bewaffnete Kriminelle im Flur vor seinem Zimmer. Ihre letzten Worte hatte er gehört. Er wusste, dass sie nicht daran glaubte, dass Louey unmittelbar etwas mit Emmas Entführung zu tun hatte. Doch irgendwie hatte er seine Finger im Spiel. Sie ging allen Möglichkeiten nach, was sehr schlau war. Er fragte sich, ob Louey ihr das abnahm.
    Louey warf verstohlen einen Blick auf Günther, der sich kein bisschen bewegt hatte und nach wie vor mit verschränkten Armen an der Tür lehnte. »Dich zu heiraten war wirklich ein Riesenfehler, nicht wahr? Du, die Unschuld vom Lande, und dein Vater, ein Verbrecher. Das aber habe ich erst zu spät erfahren.«
    »Was willst du denn damit sagen?«
    »Willst du die Wahrheit hören? Dann erzähle ich sie dir.« Mit verzerrtem Mund sah er auf sie herab. »Ich wollte dich vögeln, Molly, nicht heiraten. Aber dein Papa hat uns nachspioniert. Er hat mir keine Wahl gelassen.«
    »Das ist nicht wahr, Louey, wie du wohl weißt. Er wusste überhaupt nicht, dass wir zusammen waren, bis ich ihm erzählt habe, dass wir heiraten. Sieh mich nicht wie ein Idiot an. Wie gesagt, er war vollkommen ahnungslos, bis ich ihm davon erzählt habe. Ich kann mich noch an seinen überraschten Gesichtsausdruck erinnern. Und das erfinde ich jetzt nicht. Er war überrascht.«
    Louey lachte. Es war ein gemeines Lachen, das Molly erstarren ließ.
    »Das ist nicht wahr«, wiederholte sie. Innerlich sackte sie in sich zusammen. War denn nichts in ihrem Leben so, wie es den Anschein hatte? »Das saugst du dir nach all diesen Jahren aus den Fingern, nur um mich zu verletzen.«
    »Klar, Molly Liebling, klar doch. Wie es sich herausgestellt hat, hat dein Alter uns überwachen lassen - das wusstest du nicht, richtig? Natürlich wusstest du das nicht. Und dann hat er mich verfolgt, um sein kleines Mädchen vor dem elenden,

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