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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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erzählt, dass er sie mit einem Bindfaden gefesselt hatte, weil sie ja nur ein kleines Mädchen sei. Er habe gesagt, er brauche sie mehr, als Gott ihn brauche.«
    »Das ist doch sehr aufschlussreich. Geben Sie diese Information an das FBI weiter, Herr Hunt, falls Sie es nicht ohnehin schon getan haben.«
    »Das werde ich tun.«
    Dr. Loo nickte. »Frau Santera und Sie sollten so weitermachen wie bisher. Sehen wir uns also Dienstag?«
    »Ja, das passt gut.« Das war bereits in vier Tagen. »Und noch etwas ...«
    Sie angelte sich einen Rückenkratzer, und er beobachtete, wie sie ihn in ihrem Gips versenkte. Sie lächelte. »Das fühlt sich gut an. Man weiß erst, wie wichtig das Kratzen ist, wenn man verrückt wird, weil man es unterlassen muss. Nun zu Ihrem >und noch etwas<. Ihrer Ansicht nach gehe ich zu schnell vor. Das tue ich auch. Aber sehen Sie, Sie wollen doch all das Gift so schnell wie möglich aus ihr herausbekommen, ehe es die Möglichkeit hat, dort zu eitern. Über all diese grauenhaften Dinge zu sprechen ist das psychologische Pendant zu einer Magenpumpe. Machen Sie sich keine Sorgen, ich werde etwas langsamer vorgehen, wenn ich den Eindruck gewinne, dass es ihr zu viel wird.«
    Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Richten Sie Emmas Mutter aus, dass sie sich hervorragend schlägt. Und sagen Sie Frau Santera auch, wenn sie weiterhin sich selbst für das Geschehene verantwortlich macht, wird sie Emma langfristig keine große Hilfe sein können. Einverstanden, Richter Hunt? Sie scheinen überhaupt nicht überrascht. Sie sind ein berühmter Mann.«
    »Ich werde es Molly ausrichten.« Er wandte sich um und sagte über seine Schulter hinweg: »Dr. Loo, im Grunde meines Herzens bin ich ein sehr verängstigter Mann.«

17
    Als Molly aus der Küche trat, sah sie Emma neben einem Tischchen im Flur stehen. Sie hielt einen von Miles’ Schokoladenkeksen in der Hand und blickte zu ihrem Vater auf. Louey schien äußerst unangenehm berührt.
    »Ich erinnere mich an dich«, sagte Emma langsam und knabberte an ihrem Keks. »Du bist mein Papa. Mama hat mir schon gesagt, dass du kommen und mich besuchen wirst.«
    »Richtig, und jetzt bin ich hier. Du bist wirklich ziemlich gewachsen, Kleine.«
    »Du hast mich ja auch lange Zeit nicht gesehen«, erwiderte Emma und musterte immer noch den Mann, an den sie sich nur verschwommen erinnerte. Er machte einen müden und nervösen Eindruck. »Mama meint, ich wachse schneller, als es Dr. Pepper kann. Das ist nämlich mein Lieblingsgetränk.«
    »Mir scheinst du ziemlich groß zu sein. Hör zu, Emma, ich muss jetzt los. Ich muss mich noch mit ein paar Leuten treffen und ein paar Dinge erledigen, klar?«
    »Ja, Papa«, erwiderte sie und ohne ihren Blick von ihm zu nehmen. »Ich weiß.«
    Nachdem Molly Emma etwas später ins Bett gebracht hatte, stieß sie im oberen Flur mit Louey zusammen, der gerade aus seinem Zimmer trat. Gunther stand etwas abseits, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und kaute auf einem Zahnstocher.
    »Du hast Emma gerade genau zwei Minuten lang gesehen, Louey. Das ist das erste Mal seit zwei Jahren, dass du sie überhaupt siehst, wenn ich dich daran erinnern darf. Ich hatte eigentlich gedacht, dass sie dir etwas auf ihrem neuen Klavier Vorspielen könnte. Du würdest beeindruckt sein, so viel kann ich dir versprechen.«
    Louey Santera machte jetzt einen eher genötigten als verängstigten Eindruck, und das, obwohl er sich sehr wohl bewusst war, allen Grund zur Angst zu haben. »Hör zu, Molly, ich habe sie gesehen. Was in aller Welt sollte ich denn tun? Es geht ihr doch gut. Okay, wenn ich sie das nächste Mal treffe, bitte ich sie, mir auf diesem idiotischen Klavier vorzuspielen. «
    »Schön und gut. Aber warum sagst du ihr nach ihrem Vorspiel nicht, wie lieb du sie hast? Du bist ihr Vater, und sie braucht dich. Das ist offenbar eine Vorstellung, die sich in deinem Kopf bisher noch nicht hat festsetzen können.«
    »Du hast sie gewollt, nicht ich. Du hast mir vor der Schwangerschaft wesentlich mehr Vergnügen bereitet als danach, Molly. Kannst du dich noch an die Fotos erinnern, die du damals für den Rolling Stone gemacht hast? Damit hättest du wirklich groß herauskommen können, aber was hast du stattdessen getan? Du hast nur gelacht und gesagt, ja, sie seien ganz in Ordnung, aber so toll nun auch wieder nicht. Der Chefredakteur vom Rolling Stone fand dich einfach großartig, aber du wolltest ja nicht noch einmal für sie arbeiten.«
    »Louey, du

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