Vergebung
an Dag Svensson und Mia Bergman beschrieben und berichtet, wie es dazu kam, dass er selbst die Leichen gefunden hatte. Er hatte erklärt, warum Lisbeth Salander unter Verdacht geriet. Ein ganzes Kapitel verwendete er darauf, zum einen, um das Geschreibsel der Medien über Lisbeth gnadenlos vorzuführen, zum anderen, um Staatsanwalt Ekström und die gesamten Ermittlungen zu kritisieren. Nach reiflicher Überlegung milderte er die Kritik an Bublanski und seinen Kollegen ab. Das machte er, nachdem er sich ein Video von Ekströms Pressekonferenz angesehen hatte, aus dem klar hervorging, dass Bublanski mit Ekströms vorschnellen Schlussfolgerungen überhaupt nicht einverstanden war.
Dann machte er einen Zeitsprung zurück und beschrieb Zalatschenkos Ankunft in Schweden, Lisbeths Kindheit und die Ereignisse, die dazu geführt hatten, dass sie in St. Stefan in Uppsala eingesperrt worden war. Er widmete sich sorgfältig der völligen Vernichtung von Dr. Teleborian und dem verstorbenen Gunnar Björck. Er präsentierte den Bericht der rechtspsychiatrischen Untersuchung von 1991 und erklärte, inwiefern Lisbeth Salander eine Bedrohung für anonyme Beamte dargestellt hatte, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, den russischen Überläufer zu schützen. Er gab große Teile der Korrespondenz zwischen Teleborian und Björck wieder.
Weiterhin beschrieb er Zalatschenkos neue Identität und sein Tätigkeitsfeld als Vollzeitgangster. Er beschrieb seinen Handlanger Ronald Niedermann, die Entführung von Miriam Wu und Paolo Robertos Eingreifen. Schließlich fasste er den Showdown in Gosseberga zusammen, bei dem Lisbeth Salander angeschossen und begraben wurde, und erklärte, wie es dazu kommen konnte, dass ein Polizist völlig sinnlos starb, obwohl Niedermann eigentlich schon unschädlich gemacht worden war.
Danach wurde die Story jedoch immer zähflüssiger. Mikaels Problem bestand darin, dass die Geschichte immer noch beträchtliche Lücken aufwies. Gunnar Björck hatte nicht allein gehandelt. Hinter all dem musste eine größere Gruppe mit entsprechenden Mitteln und großem Einfluss stehen. Alles andere war unlogisch. Schließlich gelangte er zu dem Ergebnis, dass die rechtswidrige Behandlung von Lisbeth Salander auch nicht von der Regierung oder der Führung der Sicherheitspolizei sanktioniert worden sein konnte. Diesem Schluss lag kein übertriebenes Vertrauen in die Staatsmacht zugrunde. Doch eine Operation dieser Art hätte niemals geheim gehalten werden können, wenn sie rein politische Hintergründe gehabt hätte. Irgendjemand hätte doch wieder ein Hühnchen mit irgendjemandem zu rupfen gehabt, und dann hätte er geplaudert, und die Medien wären schon vor Jahren über die Salander-Affäre gestolpert.
Er dachte sich diesen Zalatschenko-Klub als kleine Gruppe von anonymen Aktivisten. Das Problem war nur, dass er keinen von ihnen identifizieren konnte, außer vielleicht Göran Mårtensson, 40 Jahre alt, Polizist mit Geheimauftrag, der Mikael Blomkvist beschattete.
Er hatte vor, das Buch auf den Markt zu bringen, sobald Lisbeths Prozess eröffnet wurde. Gemeinsam mit Christer Malm plante er eine Taschenbuchausgabe, die eingeschweißt mit einem teureren Millennium -Sommerheft verkauft werden sollte. Er hatte Henry Cortez und Malin Eriksson beauftragt, weitere Texte zur Geschichte der Sicherheitspolizei und zu zurückliegenden Affären zu schreiben.
Dass es einen Prozess gegen Lisbeth geben würde, stand mittlerweile außer Zweifel.
Staatsanwalt Ekström hatte Anklage erhoben wegen schwerer Körperverletzung im Fall Magge Lundin und wegen schwerer Körperverletzung beziehungsweise Mordversuchs im Fall Karl Axel Bodin alias Alexander Zalatschenko.
Der Termin für die Gerichtsverhandlung stand noch nicht fest, aber von Journalistenkollegen hatte Mikael aufgeschnappt, dass Ekström den Prozess irgendwann im Juli ansetzen wollte, falls Lisbeths Gesundheitszustand dies zuließ. Mikael verstand durchaus, welche Absicht dahinterstand. Ein Prozess im Hochsommer erweckt grundsätzlich weniger Aufmerksamkeit als ein Prozess zu einer anderen Jahreszeit.
Er runzelte die Stirn und sah aus dem Fenster seines Arbeitszimmers in der Millennium -Redaktion.
Es war noch nicht vorbei. Die Verschwörung gegen Lisbeth ging weiter. Nur so ließen sich abgehörte Telefone, der Überfall auf seine Schwester und die Entwendung des Salander-Berichts von 1991 erklären. Und vielleicht auch der Mord an Zalatschenko.
Aber er hatte keine
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