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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Beweise.
    Gemeinsam mit Malin und Christer hatte Mikael beschlossen, dass der Millennium -Verlag auch Dag Svenssons Buch über Mädchenhandel am Vortag des Prozesses veröffentlichen würde. Es war am besten, wenn man gleich das ganze Paket an einem Tag präsentierte, und es gab keinen guten Grund, noch länger damit zu warten. Im Gegenteil - das Buch würde zu keinem anderen Zeitpunkt auf solches Interesse stoßen. Malin war die Hauptverantwortliche für die Schlussredaktion von Dag Svenssons Buch, während Henry Cortez ihm mit dem Verfassen des Buches über die Salander-Affäre half. Lottie Karim und Christer Malm (Letzterer wider Willen) waren vorübergehend zu Millenniums Redaktionssekretären ernannt worden, sodass Monika Nilsson derzeit die einzige frei verfügbare Reporterin war. Diese erhöhte Arbeitsbelastung hatte zur Folge, dass die gesamte Millennium -Redaktion sprichwörtlich auf dem Zahnfleisch kroch und Malin mehrere freie Mitarbeiter anheuern musste, um Texte zu produzieren. Das Ganze würde ziemlich kostspielig werden, aber sie hatten keine andere Wahl.
    Mikael notierte sich, dass er noch klären musste, wie es mit den Rechten von Dag Svenssons Familie an dessen Buch aussah. Er hatte herausgefunden, dass Dag Svenssons Eltern in Örebro wohnten und die einzigen Erben waren. Streng genommen brauchte er zwar keine Erlaubnis, um das Buch in Dags Namen herauszugeben, aber er hatte vor, persönlich nach Örebro zu fahren und Dags Eltern um ihre Zustimmung zu bitten.
    Danach standen ja nur noch Hunderte anderer Details an. Einige davon betrafen Lisbeths Rolle in seinen Texten. Um hier eine endgültige Entscheidung treffen zu können, musste er ein persönliches Gespräch mit ihr führen und ihre Zustimmung einholen, dass er die Wahrheit oder zumindest einen Teil der Wahrheit schreiben durfte. Und dieses persönliche Gespräch war ihm verwehrt, weil Lisbeth Salander in Untersuchungshaft und mit Besuchsverbot belegt war.
    In dieser Hinsicht war ihm seine Schwester auch keine Hilfe. Sie hielt sich sklavisch an die geltenden Regeln und hatte nicht die Absicht, den Überbringer für seine geheimen Botschaften zu spielen. Ebenso wenig erzählte ihm Annika, was sie und ihre Mandantin unter vier Augen besprachen. Es war frustrierend, wenn auch korrekt. Mikael hatte daher keine Ahnung, ob Lisbeth Annika anvertraut hatte, dass ihr rechtlicher Betreuer sie vergewaltigt hatte und sie sich an ihm gerächt hatte, indem sie ihm eine spektakuläre Botschaft auf den Bauch tätowierte. Und solange Annika das Thema nicht anschnitt, konnte Mikael es auch nicht tun.
    Aber vor allem stellte Lisbeths Isolierung ein echtes Problem dar. Sie war Informatikexpertin und Hackerin, was Mikael bekannt war, Annika hingegen nicht. Er hatte Lisbeth versprochen, ihre Geheimnisse niemals zu verraten, und hatte dieses Versprechen gehalten. Dummerweise brauchte er jetzt aber selbst ganz dringend ihre Fähigkeiten.
    Also musste er irgendwie Kontakt zu Lisbeth herstellen.
    Seufzend schlug er Olofssons Mappe auf und entnahm ihr zwei Blätter. Das eine Blatt war ein Auszug aus dem Melderegister zur Person eines Idris Ghidi, geboren 1950. Ein Mann mit Schnurrbart, olivfarbenem Teint und schwarzem Haar mit grauen Schläfen.
    Das andere Blatt war Olofssons Zusammenfassung von Ghidis Hintergrund.
    Idris Ghidi war ein kurdischer Flüchtling aus dem Irak, der für eine Weile die Aufmerksamkeit der Medien erregt hatte.
    Der 1950 im nordirakischen Mosul geborene Idris Ghidi hatte eine Ausbildung zum Ingenieur absolviert und zum Wirtschaftswunder der 70er-Jahre beigetragen. 1984 hatte er in Mosul als Lehrer am Gymnasium mit Fachrichtung Bautechnik begonnen. Als politischer Aktivist war er nicht bekannt. Leider war er Kurde und galt damit in Saddam Husseins Irak als potenzieller Krimineller. Im Oktober 1987 wurde Ghidis Vater prokurdischer Aktivitäten verdächtigt. Nähere Angaben zur Natur dieser Aktivitäten wurden nicht gemacht. Er wurde wegen Landesverrats hingerichtet, wahrscheinlich im Januar 1988. Zwei Monate später wurde Idris Ghidi von der irakischen Geheimpolizei mitten aus einer Unterrichtsstunde zur Brückenstatik herausgeholt. Man brachte ihn in ein Gefängnis bei Mosul, wo man ihn über elf Monate hinweg folterte, um ihn zu einem Geständnis zu zwingen. Was genau er gestehen sollte, war Idris Ghidi nie klar, und so ging die Folter immer weiter.
    Im März 1989 bezahlte ein Onkel von ihm eine Summe von umgerechnet 50 000 schwedischen Kronen an

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