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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Gegenspionage wusste man aber nichts von ihm. Solche Versetzungen mussten vom Amtschef abgesegnet und abgewickelt werden. Sie streckte die Hand nach dem Telefon aus, um den Amtschef anzurufen, aber dann hielt sie sich zurück. Wenn man Mårtensson beim Personenschutz vorübergehend freigestellt hatte, dann musste der Amtschef diese Entscheidung abgesegnet haben. Aber Mårtensson war nicht bei der Gegenspionage. Was dem Amtschef bekannt sein musste. Und wenn Mårtensson in eine Abteilung versetzt worden war, die Mikael Blomkvist beschattete, dann musste er auch darüber Bescheid wissen.
    Edklinth hatte ihr gesagt, sie solle dafür sorgen, dass die Angelegenheit keine Kreise zog. Wenn sie jetzt den Amtschef anrief, konnte das bedeuten, dass sie damit einen ziemlich großen Stein in einen ziemlich kleinen Ententeich warf.
     
    Am Montagmorgen um kurz nach elf setzte sich Erika Berger an ihren Schreibtisch im Glaskasten und atmete tief durch. Die Tasse Kaffee, die sie sich gerade vom Automaten im Pausenzimmer geholt hatte, war jetzt dringend nötig. Sie hatte zunächst an einem viertelstündigen Morgenmeeting teilgenommen, in dem Redaktionssekretär Peter Fredriksson die Richtlinien für die Arbeit dieses Tages aufstellte. Da sie kein Vertrauen zu Anders Holm hatte, musste sie sich umso mehr auf das Urteil von Fredriksson verlassen.
    Danach setzte sie sich für eine Stunde mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Magnus Borgsjö zusammen, dem Finanzdirektor der SMP Christer Sellberg und dem Budgetverantwortlichen Ulf Flodin. Thema dieser Sitzung waren der sich verschlechternde Anzeigenmarkt und die sinkenden Absatzzahlen im freien Verkauf. Flodin und Sellberg waren sich einig, dass Maßnahmen ergriffen werden mussten, um die Verluste der Zeitung zu mindern.
    »Das erste Quartal haben wir dank eines minimalen Zuwachses auf dem Anzeigenmarkt überstanden, außerdem sind zwei Mitarbeiter zum Jahreswechsel in Pension gegangen. Diese Stellen sind nicht neu besetzt worden«, erklärte Flodin. »Wir werden das laufende Quartal wahrscheinlich mit einem leichten Verlust abschließen. Aber es steht außer Zweifel, dass die Gratiszeitungen Metro und Stockholm City den Anzeigenmarkt in Stockholm weiter erobern. Die einzige Prognose, die wir für das dritte Quartal machen können, ist ein deutliches Defizit.«
    »Und wie werden wir dem begegnen?«, wollte Borgsjö wissen.
    »Nun, wir haben seit 2002 keinen Personalabbau mehr vorgenommen. Ich denke, vor dem Jahreswechsel müssen mindestens neun Stellen eingespart werden.«
    »Und welche sollten das sein?«, erkundigte sich Erika Berger.
    »Das sollten wir gleichmäßig verteilen - eine Stelle hier, eine Stelle da. Die Sportredaktion hat derzeit sechseinhalb Stellen. Da müssen wir runter auf fünf Vollzeitstellen.«
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, kriecht die Sportredaktion schon jetzt auf dem Zahnfleisch. Das würde dann bedeuten, dass wir die Sportberichterstattung im Allgemeinen zurückstutzen müssen.«
    Flodin zuckte die Achseln.
    »Ich hör mir gerne andere Vorschläge an.«
    »Ich habe keine besseren Vorschläge, aber es sieht eben so aus: Wenn wir Personal abbauen, dann müssen wir eine dünnere Zeitung machen, und wenn wir eine dünnere Zeitung machen, dann wird die Zahl der Leser noch weiter zurückgehen und damit auch die Zahl der Abonnenten.«
    »Der ewige Teufelskreis«, bemerkte der Finanzdirektor.
    »Ich bin angestellt worden, um diese Entwicklung zu stoppen«, sagte Erika Berger. »Das bedeutet, dass ich offensiv auf Veränderungen in dieser Zeitung setzen und sie für die Leser attraktiver machen werde. Aber das kann ich unmöglich tun, wenn ich anfange, Personal einzusparen.«
    Sie wandte sich an Borgsjö.
    »Wie lange kann die Zeitung diese Verluste noch ausgleichen? Wie viel Verlust können wir uns noch erlauben, bevor die Trendwende kommt?«
    Borgsjö spitzte die Lippen.
    »Seit den 90er-Jahren hat die SMP einen Großteil ihrer alten Fonds aufgezehrt. Der Wert unseres Aktienportfolios ist in den letzten zehn Jahren um knapp 30 Prozent zurückgegangen. Ein Großteil der Fonds wurde für Investitionen im Bereich Datentechnik verwendet. Im Grunde hatten wir keine so ungeheuer großen Ausgaben.«
    »Ich habe gesehen, dass die SMP ein eigenes Textredaktionssystem namens AXT entwickelt hat. Was hat diese Entwicklung gekostet?«
    »Ungefähr fünf Millionen Kronen.«
    »Es gibt doch günstige kommerzielle Produkte, die schon fertig auf dem Markt sind. Warum hat die SMP

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