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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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überhaupt keine operative Einheit.«
    »Doch«, widersprach Edklinth. »Jetzt schon. Ich habe diese Einheit heute Morgen gegründet. Sie besteht vorerst nur aus einer Person, nämlich Ihnen.«
    Monica Figuerola sah ihn skeptisch an.
    »Es ist Aufgabe des Verfassungsschutzes, die Verfassung gegen äußere Bedrohungen zu verteidigen. Aber was tun wir, wenn sich herausstellt, dass die Bedrohung der Verfassung von unserer eigenen Organisation ausgeht?«
    In der folgenden halben Stunde erzählte er ihr die ganze Geschichte, die Armanskij ihm am Vorabend anvertraut hatte.
    »Von wem stammen diese Behauptungen?«, wollte Monica Figuerola wissen.
    »Das ist unwichtig. Konzentrieren Sie sich auf die Informationen, die ich Ihnen gerade gegeben habe.«
    »Ich frage mich nur, ob Sie die Quelle für vertrauenswürdig halten.«
    »Ich kenne diese Quelle seit vielen Jahren und schätze ihre Glaubwürdigkeit sehr hoch ein.«
    »Das klingt aber wirklich alles ziemlich … ich weiß auch nicht. Der Ausdruck ›unwahrscheinlich‹ trifft es nur halb.«
    Edklinth nickte. »Wie ein Agententhriller«, sagte er.
    »Was erwarten Sie von mir?«
    »Ab jetzt sind Sie von allen anderen Aufgaben entbunden. Ihre einzige Aufgabe besteht darin, den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte zu untersuchen. Die Behauptungen entweder zu bestätigen oder zu entkräften. Sie berichten nur mir und keinem anderen.«
    »Du lieber Gott«, meinte Monica. »Jetzt versteh ich auch, was Sie meinten, als Sie gesagt haben, dass meine Karriere auf dem Spiel steht.«
    »Ja. Aber wenn die Geschichte wahr ist … wenn auch nur ein Bruchteil all dieser Behauptungen wahr ist, dann stehen wir vor einer Verfassungskrise, die sich gewaschen hat.«
    »Wo soll ich anfangen? Was soll ich machen?«
    »Fangen Sie mit dem Einfachsten an. Lesen Sie sich mal diesen Bericht von 1991 durch, den Gunnar Björck geschrieben hat. Dann müssen Sie die Personen identifizieren, die Mikael Blomkvist beschatten. Meiner Quelle zufolge gehört das Auto einem gewissen Göran Mårtensson, 40 Jahre alt, Polizist, wohnhaft in der Vittangigatan in Vällingby. Danach müssen Sie die anderen Personen identifizieren, die auf den Bildern von Blomkvists Fotografen zu sehen sind. Den jüngeren blonden Mann hier zum Beispiel.«
    »Okay.«
    »Danach müssen Sie den Hintergrund von Evert Gullberg recherchieren. Ich habe von dieser Person noch nie etwas gehört, aber meiner Quelle zufolge muss es eine Verbindung zur Sicherheitspolizei geben.«
    »Jemand von der SiPo soll einen 78-Jährigen mit einem Agentenmord beauftragt haben? Das glaube ich einfach nicht.«
    »Trotzdem müssen Sie es überprüfen. Und Ihre Ermittlungen müssen geheim bleiben. Bevor Sie weitere Maßnahmen ergreifen, will ich informiert werden. Das Ganze soll möglichst keine Kreise ziehen.«
    »Das ist eine riesige Aufgabe. Wie soll ich die denn alleine bewältigen?«
    »Sollen Sie ja gar nicht. Es geht nur um die erste Kontrolle. Wenn Sie zurückkommen und sagen, Sie haben kontrolliert und nichts gefunden, dann ist alles in bester Ordnung. Wenn Sie etwas Verdächtiges finden, dann entscheiden wir gemeinsam, wie es weitergeht.«
     
    Monica Figuerola verbrachte ihre Mittagspause mit Gewichtheben im Fitnessstudio der Polizei. Ihr Mittagessen, das sie in ihr Dienstzimmer mitnahm, bestand aus schwarzem Kaffee, einem Frikadellenbrötchen und Roter Bete. Sie schloss die Tür, räumte ihren Schreibtisch auf und begann beim Essen Gunnar Björcks Bericht zu lesen.
    Schließlich las sie auch noch die Anlage mit der Korrespondenz zwischen Björck und Dr. Teleborian. Sie notierte sich jeden Namen und jedes einzelne Ereignis in diesem Bericht, das sich beweisen ließ. Nach zwei Stunden stand sie auf, ging zum Automaten und holte sich Kaffeenachschub. Als sie ihr Zimmer verließ, schloss sie die Tür ab, was in der RPF/Sich obligatorisch war.
    Als Erstes überprüfte sie das Aktenzeichen. Sie rief im Archiv an, wo man ihr mitteilte, dass ein Bericht mit diesem Aktenzeichen nicht existierte. Ihre nächste Kontrolle bestand darin, in einem Pressearchiv zu stöbern. Dort wurde sie schon eher fündig. Sämtliche Zeitungen hatten von einer Person berichtet, die in einem brennenden Auto in der Luntmakargatan am entsprechenden Datum des Jahres 1991 schwer verletzt worden war. Das Opfer war ein namentlich nicht genannter Mann mittleren Alters. Eine Abendzeitung berichtete, dass ein Zeuge angegeben habe, der Brand sei absichtlich von einem jungen Mädchen gelegt

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