Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
Vom Netzwerk:
Verbrechen einen rassistischen Hintergrund hatten oder nicht. Daher besaß sie die Vollmacht, die Ermittlungen im Mordfall Zalatschenko genau zu verfolgen, um zu klären, ob Evert Gullberg mit einer rassistischen Organisation in Verbindung gestanden oder im Zusammenhang mit dem Mord rassistische Äußerungen von sich gegeben hatte. Sie bestellte sich den Bericht und las ihn sorgfältig durch. Sie fand die Briefe, die an den Justizminister geschickt worden waren, und stellte fest, dass sie - abgesehen von diversen rechthaberischen und beleidigenden Angriffen auf den Minister - auch Wörter wie »Kanaken« und »Landesverräter« enthielten.
    Dann war es auch schon fünf Uhr. Monica Figuerola schloss das gesamte Material in den Tresor ihres Dienstzimmers ein, räumte ihre Kaffeetasse weg, stellte den Computer ab und stempelte aus. Dann ging sie rasch zu einem Fitnessstudio am St. Eriksplan und absolvierte in der nächsten Stunde ein leichtes Krafttraining.
    Als sie fertig war, schlenderte sie zu ihrer Zweizimmerwohnung in der Pontonjärgatan, duschte und nahm ein spätes, aber gesundes Abendessen zu sich. Sie überlegte kurz, ob sie Daniel Mogren anrufen sollte, der drei Blocks weiter in derselben Straße wohnte. Daniel war Schreiner und Bodybuilder und seit drei Jahren ab und zu ihr Trainingspartner. In den letzten Monaten hatten sie sich auch getroffen, um unkomplizierten Sex miteinander zu haben.
    Sex war zwar fast ebenso befriedigend wie eine harte Trainingseinheit im Fitnessstudio, doch Monica Figuerola begann darüber nachzudenken, ob sie sich in ihrem Alter nicht doch für eine dauerhafte Beziehung zu einem Mann entscheiden sollte. Vielleicht sogar für Kinder. Aber ganz sicher nicht mit Daniel Mogren.
    Nachdem sie eine Weile nachgedacht hatte, beschloss sie, dass sie eigentlich überhaupt keine Lust hatte, irgendjemanden zu treffen. Stattdessen legte sie sich mit einem Buch über antike Geschichte ins Bett. Um kurz vor Mitternacht schlief sie ein.

13. Kapitel
    Dienstag, 17. Mai
    Monica Figuerola wachte am Dienstagmorgen um zehn nach sechs auf, joggte ein bisschen am Wasser entlang, duschte und stempelte um zehn nach acht im Polizeigebäude ein. Sie verbrachte die Morgenstunden damit, eine schriftliche Zusammenfassung der Erkenntnisse des vorigen Tages zu erstellen.
    Um neun Uhr kam Torsten Edklinth. Sie gab ihm zwanzig Minuten Zeit, um seine morgendliche Post zu erledigen, ging dann zu seiner Tür und klopfte. Sie wartete zehn Minuten, bis er ihre Zusammenfassung durchgelesen hatte. Schließlich blickte er auf und sah sie an.
    »Der Amtschef …«, sagte er nachdenklich.
    Sie nickte.
    »Er muss die zeitweilige Versetzung von Mårtensson genehmigt haben. Also muss er auch wissen, dass Mårtensson gar nicht in der Gegenspionage arbeitet, was er laut Personenschutz tut.«
    Edklinth nahm seine Brille ab, griff sich eine Papierserviette und begann gründlich zu polieren. Er überlegte. Den Amtschef Albert Shenke hatte er bei Sitzungen und internen Konferenzen unzählige Male getroffen, doch konnte er nicht gerade behaupten, ihn sonderlich gut zu kennen. Er hatte dünnes rotblondes Haar, war relativ klein und im Laufe der Jahre immer korpulenter geworden.
    Er wusste, dass Shenke gut 55 Jahre alt war und seit mindestens fünfundzwanzig Jahren bei der RPF/Sich arbeitete. Edklinth empfand ihn als schweigsamen Menschen, der hart durchgreifen konnte, wenn nötig. Womit sich der Amtschef in seiner Freizeit beschäftigte, wusste er nicht, aber er glaubte sich zu erinnern, dass er ihn mal mit Golfschlägern über der Schulter in der Garage des Polizeigebäudes gesehen hatte. Er war ihm auch einmal zufällig in der Oper begegnet.
    »Eines ist mir besonders aufgefallen«, sagte sie.
    »Und zwar?«
    »Evert Gullberg. Er hat in den 40er-Jahren seinen Militärdienst abgeleistet und wurde dann Anwalt für Steuerrecht. Doch in den 50er-Jahren verlieren sich seine Spuren.«
    »Und?«
    »Als wir über diese Sache sprachen, haben wir ihn behandelt, als wäre er ein Auftragskiller gewesen.«
    »Ich weiß, es klingt weit hergeholt, aber …«
    »Sowohl das Informationsbüro als auch die SiPo haben doch in den 50er- und 60er-Jahren Unternehmen außerhalb des Hauses ins Leben gerufen …«
    Torsten Edklinth nickte.
    »Ich hatte mich schon gefragt, wann Sie diese Möglichkeit in Betracht ziehen würden.«
    »Ich bräuchte eine Genehmigung, um die Personalakten der 50er-Jahre einsehen zu dürfen.«
    »Nein«, widersprach Edklinth und

Weitere Kostenlose Bücher