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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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sind.«
    »Das sind Ihre Probleme. Mein Problem lautet: Ich will, dass Lisbeth Salander freigesprochen wird und wieder für geschäftsfähig erklärt wird.«
    »Dabei kann ich Ihnen nicht helfen. Ich stehe nicht über dem Gesetz und kann keinen Einfluss auf die Entscheidungen der Staatsanwälte und Gerichte ausüben. Freisprechen kann sie nur ein Gericht.«
    »Okay«, sagte Mikael Blomkvist. »Sie wollen eine Zusammenarbeit. Geben Sie mir Einblick in Edklinths Untersuchung, dann werde ich Ihnen auch sagen, wann und was ich veröffentlichen will.«
    »Diesen Einblick kann ich Ihnen nicht gestatten. Damit würde ich mich in ähnliche Verhältnisse begeben wie die Vorgängerin unseres Justizministers, als sie sich mit Ebbe Carlsson einließ.«
    »Ich bin aber nicht Ebbe Carlsson«, sagte Mikael ruhig.
    »Das ist mir schon klar. Edklinth könnte allerdings selbst entscheiden, welche Informationen er im Rahmen seines Auftrags mit Ihnen teilen will.«
    »Hmm«, machte Mikael Blomkvist. »Ich möchte wissen, wer Evert Gullberg war.«
    Allgemeines Schweigen.
    »Evert Gullberg war vermutlich der langjährige Chef der Abteilung innerhalb der RPF/Sich, die Sie Zalatschenko-Klub nennen«, erklärte Edklinth.
    Der Ministerpräsident sah ihn scharf an.
    »Ich nehme an, dass er das schon weiß«, rechtfertigte sich Edklinth.
    »Stimmt«, bestätigte Mikael. »Er begann in den 50er-Jahren bei der SiPo und wurde in den 60er-Jahren zum Chef einer sogenannten Sektion für Spezielle Analyse ernannt. Er hat sich um die gesamte Zalatschenko-Affäre gekümmert.«
    Der Ministerpräsident schüttelte den Kopf.
    »Sie wissen mehr, als Sie wissen dürften. Mich würde sehr interessieren, wie Sie das alles herausgefunden haben. Aber ich habe nicht vor, Sie danach zu fragen.«
    »Wenn Sie mir weitere Informationen geben, werde ich Sie als anonyme Quellen behandeln. Missverstehen Sie mich nicht, ich werde in meiner Reportage die Wahrheit so darstellen, wie ich sie sehe. Wenn Sie darin verwickelt sind, werde ich Sie an den Pranger stellen und dafür sorgen, dass Sie nie wieder gewählt werden. Aber im Moment habe ich keinen Grund zu der Annahme, dass es so sein könnte.«
    Der Ministerpräsident schielte verstohlen zu Edklinth hinüber. Nach einer Weile nickte er. Mikael nahm es als Zeichen, dass der Ministerpräsident gerade einen Gesetzesverstoß begangen - wenn auch eher einen von der akademischen Sorte - und sein stillschweigendes Einverständnis gegeben hatte, dass ihm Einblick in streng geheime Informationen gewährt werden durfte.
    »Wir können das hier ganz einfach lösen«, verkündete Edklinth. »Als Sonderermittler bestimme ich selbst, was für Mitarbeiter ich einstelle. Und wenn ich Sie als externen Berater einstelle, sind Sie nicht einmal zu Stillschweigen verpflichtet.«
     
    Seit Erika Berger den Posten der Chefredakteurin bei der SMP übernommen hatte, war ihr Leben plötzlich von endlosen Sitzungen und ständiger Arbeit geprägt. Sie fühlte sich permanent unvorbereitet, unzulänglich und uninformiert.
    Erst am Mittwochabend, fast zwei Wochen nachdem Mikael ihr Henrys Ordner mit den Recherchen zum Aufsichtsratsvorsitzenden Magnus Borgsjö übergeben hatte, fand Erika endlich Zeit, sich um dieses Problem zu kümmern. Als sie den Ordner aufschlug, wurde ihr klar, dass sie sich auch deswegen erst so spät damit beschäftigte, weil sie keine Lust hatte, sich mit dieser Sache auseinanderzusetzen. Sie wusste jetzt schon, dass sie in einer Katastrophe enden würde.
    An diesem Tag kam sie schon um sieben Uhr abends nach Hause, also ungewöhnlich früh. Sie schaltete die Alarmanlage im Flur aus und stellte erstaunt fest, dass ihr Mann Greger nicht zu Hause war. Erst einen Augenblick später fiel ihr wieder ein, dass er ja nach Paris gefahren war, um dort ein paar Vorlesungen zu halten, und erst am Wochenende zurückkommen würde. Ihr fiel auf, dass sie keinen Schimmer hatte, worum es in diesen Vorlesungen eigentlich gehen sollte.
    Sie ging in den ersten Stock, ließ Wasser in die Badewanne ein und zog sich aus. Dann nahm sie den Rechercheordner mit in die Badewanne und las in der nächsten halben Stunde die gesamte Story. Als sie fertig war, konnte sie ein Lächeln nicht unterdrücken. Aus Henry Cortez würde einmal ein fantastischer Zeitungsmann werden. Er war 26 Jahre alt und arbeitete seit vier Jahren bei Millennium , seit er die Journalistenschule abgeschlossen hatte. Sie verspürte einen gewissen Stolz. Die ganze Story von Borgsjö

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