Vergebung
die Kapazitäten für das, was wir hier auf die Beine stellen wollen und …«
»Und?«
»Mit Erika Berger als Chefin wäre das alles kein Problem. Wir haben gesagt, dass wir es über den Sommer mal mit mir ausprobieren … okay, wir haben es ausprobiert. Ich bin keine gute Chefredakteurin.«
»Blödsinn«, widersprach Henry.
Malin schüttelte den Kopf.
»Okay«, sagte Mikael. »Was du da sagst, ist bei mir angekommen. Aber denk dran, das war jetzt auch eine Extremsituation.«
Malin lächelte ihn an.
»Betrachte das einfach als Beschwerde deiner Mitarbeiter«, sagte sie.
Die operative Einheit des Verfassungsschutzes beschäftigte sich den gesamten Freitag damit, Ordnung in die Informationen zu bringen, die sie von Mikael Blomkvist bekommen hatten. Zwei der Mitarbeiter waren in provisorische Büroräume am Fridhemsplan gezogen, wo die Dokumentation gesammelt wurde. Das war unpraktisch, weil das interne Datensystem im Polizeigebäude war, sodass die Mitarbeiter mehrmals täglich hin- und herlaufen mussten. Bis Mittag hatten sie bereits umfassende Beweise, dass sowohl Fredrik Clinton als auch Hans von Rottinger in den 60er-Jahren und Anfang der 70er-Jahre mit der SiPo in Verbindung gestanden hatten.
Von Rottinger kam ursprünglich vom militärischen Nachrichtendienst und arbeitete mehrere Jahre lang für das Büro, das die Streitkräfte mit der Sicherheitspolizei koordinierte. Fredrik Clinton hatte einen Hintergrund bei der Luftwaffe und 1967 bei der Personalkontrolle der Sicherheitspolizei angefangen.
Anfang der 70er-Jahre hatten sie jedoch beide die RPF/Sich verlassen. Clinton 1971 und von Rottinger 1973. Clinton war als Berater in die private Wirtschaft gegangen, von Rottinger ging zur IAEO, der Internationalen Atomenergie-Organisation, nach London.
Es dauerte bis weit in den Nachmittag hinein, bis Monica Figuerola bei Edklinth klopfen und ihm erklären konnte, dass Clintons und von Rottingers Karrieren nach ihrem Ausstieg bei der RPF/Sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit fingiert waren. Es war schwierig, Clintons Karriere nachzuvollziehen. Berater in der privaten Wirtschaft, das konnte alles Mögliche bedeuten. Aus seinen Steuererklärungen ging nur hervor, dass er gut verdiente. Leider schienen seine Kunden hauptsächlich aus anonymen Firmen in der Schweiz oder anderen Ländern zu bestehen. Daher ließ sich nur schwerlich beweisen, dass alles nur ein Bluff war.
Von Rottinger hingegen hatte niemals einen Fuß in sein Londoner Büro gesetzt. Das Bürogebäude, in dem er eigentlich hätte sein müssen, wurde abgerissen, als man die King’s Cross Station ausbaute. Da war wohl jemandem ein Schnitzer unterlaufen, als die Legende gestrickt wurde. Im Laufe des Tages hatte Figuerolas Team mehrere pensionierte Mitarbeiter der Internationalen Atomenergiebehörde interviewt. Keiner von ihnen hatte jemals etwas von einem Hans von Rottinger gehört.
»Dann wissen wir also Bescheid«, stellte Edklinth fest. »Das heißt, wir müssen jetzt nur noch herausfinden, was sie stattdessen gemacht haben.«
Monica Figuerola nickte.
»Was machen wir mit Blomkvist?«
»Wie meinen Sie das?«
»Wir haben versprochen, ihn zu informieren, sobald wir etwas über Clinton und Rottinger herausfinden.«
Edklinth überlegte.
»Okay. Sie können es ihm weitergeben. Aber lassen Sie dabei Ihr gesundes Urteilsvermögen walten.«
Das versprach Monica Figuerola. Anschließend redeten sie noch kurz über das Wochenende. Monica hatte zwei Mitarbeiter, die weiterarbeiten würden, sie selbst wollte sich freinehmen.
Dann stempelte sie aus und ging ins Fitnessstudio am St. Eriksplan, wo sie zwei Stunden lang wie eine Wilde ihre verpassten Trainingseinheiten nachholte. Gegen sieben Uhr abends war sie zu Hause, duschte, kochte sich ein schlichtes Abendessen und schaltete den Fernseher an, um die Nachrichten zu sehen. Gegen halb acht war sie schon wieder ruhelos und zog sich ihren Jogginganzug an. An der Haustür blieb sie stehen und überlegte, woher ihr seltsamer Gemütszustand rührte. Verdammter Blomkvist . Sie nahm ihr Handy und wählte sein T10 an.
»Wir haben ein paar Informationen zu Rottinger und Clinton.«
»Erzähl«, sagte Mikael.
»Wenn du mich besuchst, kann ich’s dir ganz ausführlich erzählen.«
»Ist es okay, wenn ich erst nach neun auftauche?«
»Das passt super.«
Am Freitagabend gegen acht bekam Lisbeth Salander Besuch von Dr. Anders Jonasson. Er setzte sich auf den Besucherstuhl und lehnte sich
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