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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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zurück.
    »Müssen Sie mich untersuchen?«, fragte Lisbeth Salander.
    »Nein. Heute Abend nicht.«
    »Okay.«
    »Wir haben heute dem Staatsanwalt mitgeteilt, dass wir jetzt bereit sind, Sie zu entlassen.«
    »Verstehe.«
    »Die wollten Sie schon heute Abend abholen und ins Untersuchungsgefängnis Göteborg bringen.«
    »So schnell?«
    Er nickte.
    »Anscheinend macht Stockholm so richtig Druck. Ich sagte, ich hätte morgen früh noch eine Reihe abschließender Tests zu machen und würde Sie nicht vor Sonntag entlassen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwie hat es mich geärgert, wie aufdringlich und fordernd diese Leute auftreten.«
    Lisbeth musste lächeln. Noch ein paar Jahre, und sie könnte einen richtig guten Anarchisten aus Dr. Jonasson machen. Zumindest im privaten Bereich zeigte er gute Anlagen zu zivilem Ungehorsam.
     
    »Fredrik Clinton«, sagte Mikael Blomkvist und blickte an die Decke über Monica Figuerolas Bett.
    »Wenn du dir diese Zigarette ansteckst, dann drück ich sie dir im Bauchnabel wieder aus«, sagte sie.
    Überrascht blickte Mikael auf die Zigarette, die er aus seiner Jackentasche gezogen hatte.
    »Entschuldige«, sagte er. »Kann ich kurz auf dem Balkon rauchen?«
    »Wenn du dir danach die Zähne putzt.«
    Er nickte und zog sich das Bettlaken um den Körper. Sie ging ihm in die Küche nach und goss sich ein großes Glas kaltes Wasser ein. Dann lehnte sie sich an den Rahmen der Balkontür.
    »Fredrik Clinton?«
    »Er lebt noch. Er ist unsere Verbindung zu den alten Zeiten.«
    »Der vegetiert doch nur noch vor sich hin. Er braucht eine neue Niere und verbringt den Großteil seiner Zeit bei der Dialyse oder anderen Behandlungen.«
    »Aber er lebt. Wir könnten also Kontakt mit ihm aufnehmen und ihn direkt befragen. Vielleicht will er ja reden.«
    »Nein«, sagte Monica Figuerola. »Erstens ist dies eine Voruntersuchung, und die liegt in den Händen der Polizei. Von ›wir‹ kann hier also keine Rede sein. Zweitens hast du die Informationen erhalten, die dir laut deiner Abmachung mit Edklinth zustehen, aber du hast dich verpflichtet, dich so zu verhalten, dass du die Ermittlungen nicht störst.«
    Mikael sah sie an und lächelte. Er drückte seine Zigarette aus.
    »Autsch«, sagte er. »Die Sicherheitspolizei zieht mal kurz am Halsband.«
    Sie wirkte auf einmal sehr ernst.
    »Mikael, das ist hier kein Witz.«
     
    Erika Berger fuhr am Samstagmorgen mit einem mulmigen Gefühl zur Svenska Morgon-Posten . Sie spürte, dass sie die Organisation der Zeitung langsam in den Griff bekam, und hatte eigentlich vorgehabt, sich ein freies Wochenende zu gönnen. Aber die Entdeckung, dass ihre persönlichsten und intimsten Erinnerungsstücke zusammen mit der Borgsjö-Mappe verschwunden waren, machten ihr jede Entspannung unmöglich.
    In der letzten schlaflosen Nacht, die sie zum größten Teil mit Susanne Linder in der Küche verbracht hatte, war ihr durch den Kopf gegangen, was geschehen würde, wenn ihre intimsten Bilder auf einmal im Internet kursieren würden. Das Internet war ein großartiger Tummelplatz für jeden Schweinehund. Guter Gott, ein Video, das mich zeigt, wie ich mit meinem Mann und einem anderen Mann vögle - ich werde in jeder Zeitung dieser Welt landen. Das Allerprivateste.
    Die ganze Nacht war sie von Panik und Angst erfüllt.
    Irgendwann hatte Susanne Linder sie gezwungen, sich hinzulegen.
    Um acht Uhr morgens stand sie auf und fuhr zur SMP . Sie konnte nicht anders. Wenn ein Sturm losbrechen sollte, dann wollte sie ihm zumindest als Erste begegnen.
    Aber in der nur halb besetzten Samstagsredaktion war alles normal. Die Angestellten grüßten freundlich, als sie am Tisch in der Mitte vorbeiging. Anders Holm hatte frei, Peter Fredriksson war heute Nachrichtenchef.
    »Morgen. Ich dachte, Sie haben heute frei?«, begrüßte er sie.
    »Dachte ich auch. Aber gestern war ich ja krank, deswegen hab ich jetzt noch ein paar Sachen zu erledigen. Ist irgendwas passiert?«
    »Nein, nachrichtenmäßig war’s ein ziemlich schwacher Morgen. Unsere heißeste Neuigkeit ist ein Aufschwung in der Holzindustrie in Dalarna und ein Überfall in Norrköping, bei dem ein Mensch verletzt wurde.«
    »Okay. Ich sitz dann in meinem Glaskasten und arbeite ein bisschen.«
    Sie setzte sich, lehnte die Krücken gegen das Bücherregal und loggte sich ins Internet ein. Als Erstes kontrollierte sie ihre Mailbox. Sie hatte mehrere Mails bekommen, aber keine vom Giftstift. Sie runzelte die Stirn. Seit dem Einbruch

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