Vergebung
Auflistung der Vorfälle gelesen, die Sie mit Giftstift in Verbindung bringen.
Warum wundert mich das nicht?
Okay??
Kommt mir nicht wie ein Stalker vor.
Inwiefern?
Ein Stalker ist ein Mensch, der von sexueller Besessenheit getrieben wird. Das hier kommt mir eher so vor wie jemand, der einen Stalker imitiert. Schraubenzieher in die Fotze … hallo, das ist doch die volle Parodie.
Ach ja?
Ich habe schon Beispiele von echten Stalkern gesehen. Die sind wesentlich perverser, vulgärer und grotesker. Sie drücken Liebe und Hass auf dieselbe Art aus. Diese Geschichte hier kommt mir spanisch vor.
Sie finden es also nicht vulgär genug?
Nein. Mail an Eva Carlsson total falsch. Jemand, der Sie schikanieren will.
Verstehe. So hab ich das noch gar nicht gesehen.
Kein Stalker. Persönlich gegen Sie gerichtet.
Okay. Was schlagen Sie vor?
Vertrauen Sie mir?
Vielleicht.
Ich brauche Zugang zum Datennetz der SMP .
Langsam, langsam.
Sofort. Ich werde bald verlegt, dann hab ich kein Internet mehr.
Erika zögerte zehn Sekunden. Die SMP in den Händen einer … einer was? Einer komplett Verrückten? Vielleicht war Lisbeth nicht des Mordes schuldig, aber sie war definitiv nicht ganz normal.
Aber andererseits, was hatte sie schon zu verlieren?
Wie?
Ich muss ein Programm auf Ihren Computer spielen.
Wir haben Firewalls.
Sie müssen mir helfen. Gehen Sie ins Internet.
Schon drin.
Explorer?
Ja.
Ich schreibe Ihnen jetzt eine Adresse auf. Kopieren Sie sie und fügen Sie sie in den Explorer ein.
Fertig.
Jetzt sehen Sie eine Liste mit einer ganzen Reihe von Programmen. Klicken Sie auf Asphyxia Server und laden Sie das herunter.
Erika folgte den Anweisungen.
Fertig.
Jetzt starten Sie Asphyxia. Klicken Sie auf Installieren und wählen Sie den Explorer.
Das hat genau drei Minuten gedauert.
Fertig. Okay. Jetzt müssen Sie den Computer neu starten. Wir werden einen Augenblick den Kontakt verlieren.
Okay.
Bis gleich.
Fasziniert sah Erika Berger auf den Bildschirm, während ihr Computer neu gestartet wurde. Sie fragte sich, ob sie noch ganz bei Trost war. Dann wurde sie wieder bei ICQ angepingt.
Hallo, da bin ich wieder.
Hallo.
Es geht schneller, wenn Sie das machen. Gehen Sie ins Internet und kopieren Sie die Adresse rein, die ich Ihnen jetzt maile.
Okay.
Da geht jetzt ein Fenster mit einer Frage auf. Klicken Sie einfach auf Start.
Okay.
Jetzt werden Sie gefragt, was für einen Namen die Festplatte haben soll. Nennen Sie sie SMP -2.
Okay.
Sie können sich einen Kaffee holen. Das dauert jetzt einen Moment.
Monica Figuerola wachte am Samstagmorgen gegen acht Uhr auf, knapp zwei Stunden später als üblich. Sie setzte sich im Bett auf und betrachtete Mikael Blomkvist. Er schnarchte. Well. Nobody is perfect.
Sie fragte sich, wo die Geschichte mit Mikael Blomkvist hinführen würde. Er gehörte nicht zur treuen Sorte, mit der man eine langfristigere Beziehung planen konnte - so viel hatte sie seiner Biografie entnehmen können. Andererseits war sie sich ja auch nicht sicher, ob sie wirklich eine feste Beziehung mit Freund und Kühlschrank und Kind suchte. Nach einem Dutzend fehlgeschlagener Versuche seit ihrer Teenagerzeit neigte sie immer mehr zu der Theorie, dass feste Beziehungen allgemein überschätzt wurden. Ihre längste Beziehung hatte sie mit einem Kollegen aus Uppsala gehabt, mit dem sie zwei Jahre zusammengewohnt hatte.
Auf der anderen Seite war sie aber auch niemand, der auf One-Night-Stands setzte, auch wenn sie fand, dass die therapeutische Wirkung von Sex gegen so gut wie jedes Zipperlein ebenfalls unterschätzt wurde. Und Sex mit Mikael Blomkvist war ziemlich okay. Sogar mehr als okay. Er war ein guter Liebhaber. Er machte einem Appetit auf mehr.
Eine Sommerromanze? Verliebtheit? War sie verliebt?
Sie ging ins Bad, wusch sich das Gesicht und putzte sich die Zähne. Dann zog sie ihre Joggingshorts und eine dünne Jacke an und schlich aus der Wohnung. Nach ein paar Dehnübungen drehte sie eine dreiviertelstündige Joggingrunde. Um neun Uhr war sie wieder zurück und stellte fest, dass Blomkvist immer noch schlief. Sie beugte sich zu ihm hinab und biss ihn ins Ohr, bis er verwirrt die Augen aufschlug.
»Guten Morgen, Liebling. Ich brauche jemand, der mir den Rücken schrubbt.«
Er sah sie an und murmelte irgendetwas.
»Wie bitte?«
»Du brauchst nicht zu duschen. Du bist schon pitschnass.«
»Ich bin eine Runde gelaufen. Du hättest mitkommen sollen.«
»Wenn ich versuchen würde, dein
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