Vergebung
beiden Händen eine abwehrende Geste.
»… aber da ich ja wusste, dass du Nein sagen würdest, habe ich eine andere Lösung. Malin. Du übernimmst fürs Erste den Posten der Chefredakteurin.«
»Ich?!«, rief Malin.
»Genau, du. Du warst eine großartige Redaktionssekretärin.«
»Aber ich …«
»Versuch es. Du kannst am Montagmorgen in mein Büro einziehen. Die Maiausgabe ist so gut wie fertig, im Juni kommt das Doppelheft, und dann haben wir einen Monat frei. Wenn es nicht funktioniert, muss der Führungskreis im August eben jemand anders finden. Henry, du musst auf Vollzeit aufstocken und Malins Posten als Redaktionssekretär übernehmen. Und dann müsst ihr noch einen neuen Mitarbeiter finden. Aber diese Wahl liegt bei euch und dem Führungskreis.«
Sie verstummte kurz und betrachtete nachdenklich die kleine Versammlung.
»Noch etwas. Ich fange bei einer anderen Zeitung an. Die SMP und Millennium sind zwar praktisch gesehen keine Konkurrenten, aber das bedeutet trotzdem, dass ich vom Inhalt des nächsten Heftes kein bisschen mehr wissen will als das, was ich jetzt schon weiß. Das müsst ihr ab jetzt alles mit Malin besprechen.«
»Wie wollen wir mit der Salander-Story umgehen?«, erkundigte sich Henry Cortez.
»Macht das mit Mikael aus. Ich weiß gewisse Dinge über Salander, aber das behalte ich für mich. Dieses Wissen werde ich nicht zur SMP mitnehmen.«
Plötzlich fühlte sich Erika unendlich erleichtert.
»Das war alles«, sagte sie, beendete die Versammlung und ging ohne weiteren Kommentar wieder in ihr Büro.
Die Redaktionsmitglieder blieben stumm zurück. Erst eine Stunde später klopfte Malin Eriksson an Erikas Zimmertür.
»Hallo.«
»Ja?«, sagte Erika.
»Das Personal möchte dir etwas sagen.«
»Was denn?«
»Hier draußen.«
Erika ging hinaus und erblickte einen gedeckten Tisch, auf dem eine Torte stand.
»Ich finde zwar, dass wir ein richtiges Abschiedsfest für dich veranstalten sollten«, sagte Christer Malm. »Aber so auf die Schnelle muss erst mal Kaffee und Kuchen reichen.«
Zum ersten Mal an diesem Tag musste Erika Berger lächeln.
3. Kapitel
Freitag, 8. April - Samstag, 9. April
Alexander Zalatschenko war schon seit acht Stunden wach, als Sonja Modig und Marcus Erlander ihn um sieben Uhr abends besuchten. In einer ziemlich umfangreichen Operation hatte man ihm den Wangenknochen so gut es ging wieder zusammengefügt und mit Titanschrauben fixiert. Sein Kopf war so dick einbandagiert, dass nur sein linkes Auge zu sehen war. Ein Arzt hatte erklärt, dass der Axthieb das Jochbein zerschmettert, das Stirnbein und die Augenhöhle in Mitleidenschaft gezogen sowie einen großen Teil des Gewebes der rechten Gesichtshälfte vom Knochen gelöst hatte. Aufgrund der äußerst schmerzhaften Verletzungen hatte man Zalatschenko Schmerzmittel in hohen Dosen verabreicht, doch er war bei vollem Bewusstsein und konnte sprechen. Die Polizei sollte ihn jedoch nicht überanstrengen.
»Guten Abend, Herr Zalatschenko«, begrüßte ihn Sonja Modig. Sie stellte sich und ihren Kollegen Erlander vor.
»Ich heiße Karl Axel Bodin«, stieß Zalatschenko mühsam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Seine Stimme war jedoch ganz ruhig.
»Ich weiß sehr gut, wer Sie sind. Ich habe Ihre Unterlagen bei der SiPo gelesen.«
Was nicht ganz der Wahrheit entsprach, da die SiPo noch kein einziges Dokument über Zalatschenko freigegeben hatte.
»Das ist lange her«, sagte er. »Jetzt bin ich Karl Axel Bodin.«
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Sonja Modig. »Sind Sie in der Lage, ein Gespräch zu führen?«
»Ich will ein Verbrechen anzeigen. Meine Tochter wollte mich ermorden.«
»Das wissen wir. Die Sache wird aufgeklärt werden«, versprach Erlander. »Aber im Moment haben wir Wichtigeres mit Ihnen zu besprechen.«
»Was könnte wichtiger sein als ein Mordversuch?«
»Wir möchten wissen, was Sie uns über drei Morde in Stockholm sowie über drei Morde in Nykvarn und eine Entführung sagen können.«
»Davon weiß ich nichts. Wer ist ermordet worden?«
»Herr Bodin, wir haben Grund zu der Annahme, dass Ihr Kompagnon, der 37-jährige Ronald Niedermann, für diese Taten verantwortlich ist«, sagte Erlander. »Heute Nacht hat Niedermann außerdem einen Polizisten aus Trollhättan umgebracht.«
Sonja Modig war ein bisschen überrascht, dass Erlander Zalatschenko den Gefallen tat, ihn Bodin zu nennen. Zalatschenko wandte den Kopf ein Stück zur Seite, damit er Erlander sehen konnte. Seine Stimme
Weitere Kostenlose Bücher