Vergebung
etwas anderes machen willst, dann war er die Zeit nicht wert, die du ihm geschenkt hast.«
Erika seufzte.
»Na komm, gib dir einen Ruck. Trommel Christer und die anderen zusammen. Jetzt gleich.«
Christer Malm war völlig verblüfft, als Erika Berger die Mitarbeiter in dem kleinen Millennium -Konferenzraum versammelt hatte. Die Redaktionsbesprechung war wenige Minuten zuvor angekündigt worden, als er gerade einen freitäglich frühen Feierabend machen wollte. Er warf einen Blick auf Henry Cortez und Lottie Karim, die ebenso überrascht waren wie er. Die Redaktionssekretärin Malin Eriksson wusste auch nichts, ebenso wenig die Reporterin Monika Nilsson oder der Marketingchef Sonny Magnusson.
Du lieber Gott. Mikael weiß von gar nichts , dachte Christer Malm. Ich frag mich, wie er reagieren wird .
Dann merkte er, dass Erika Berger aufgehört hatte zu reden und es totenstill im Konferenzzimmer wurde. Schließlich schüttelte er den Kopf, stand auf, umarmte Erika und gab ihr ein Küsschen auf die Wange.
»Herzlichen Glückwunsch, Ricky«, sagte er. »Chefredakteurin bei der SMP . Das ist wirklich kein übler Aufstieg nach dieser kleinen Klitsche hier.«
Henry Cortez erwachte auch wieder zum Leben und applaudierte spontan. Erika hob die Hände.
»Stopp«, sagte sie. »Ich verdiene heute keinen Applaus.«
Sie legte eine kurze Pause ein und musterte die Mitarbeiter der kleinen Redaktion.
»Hört zu … es tut mir entsetzlich leid, dass es so gelaufen ist. Ich wollte es euch schon seit Wochen erzählen, aber in diesem Chaos nach den Morden war das einfach nicht möglich. Mikael und Malin haben wie besessen gearbeitet, und so war irgendwie nie der richtige Zeitpunkt.«
Malin Eriksson ging plötzlich mit erschreckender Klarheit auf, wie unterbesetzt die Redaktion eigentlich war und wie schrecklich leer es ohne Erika sein würde. Was auch geschah, sie war immer der Fels in der Brandung gewesen, an den Malin sich lehnen konnte. Tja … kein Wunder, dass der Morgenzeitungs-Drache sie abgeworben hatte. Aber was nun? Erika war immer eine Schlüsselfigur bei Millennium gewesen.
»Es gibt da ein paar Sachen, die jetzt geklärt werden müssen. Ich verstehe auch, dass das einige Unruhe in der Redaktion schaffen wird. Das war zwar nicht meine Absicht, aber jetzt ist es eben, wie es ist. Zum Ersten: Ich werde Millennium nicht ganz verlassen. Ich bleibe euch als Teilhaberin und als Mitglied des Führungskreises erhalten. Doch werde ich natürlich keinen Einfluss mehr auf die redaktionelle Arbeit haben - das würde zu Interessenkonflikten führen.«
Christer Malm nickte nachdenklich.
»Zweitens: Offiziell habe ich am 30. April meinen letzten Arbeitstag hier. Aber praktisch gesehen ist heute mein letzter Tag. Nächste Woche bin ich verreist, wie ihr wisst, das war schon lange geplant. Und ich habe beschlossen, dass ich danach auch nicht mehr zurückkommen werde, um die Redaktion in einer Übergangsphase zu leiten.«
Sie schwieg einen Moment.
»Die nächste Nummer liegt schon als fertige Datei vor. Da fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten. Das hier ist mein letztes Heft. Danach muss ein anderer Chefredakteur übernehmen. Ich werde heute Abend meinen Schreibtisch ausräumen.«
Totenstille.
»Wer mein Nachfolger wird, ist eine Entscheidung, die der Führungskreis treffen muss. Aber ihr in der Redaktion solltet auch darüber diskutieren.«
»Mikael«, sagte Christer Malm.
»Nein. Mikael ganz bestimmt nicht. Er wäre mit Abstand der schlechteste Chefredakteur, den ihr euch aussuchen könntet. Er ist ein vorzüglicher Herausgeber und kann die unmöglichsten Texte so erstklassig verarbeiten, dass man sie veröffentlichen kann. Aber ein Chefredakteur muss offensiv vorgehen. Mikael hat die Neigung, sich in seine eigenen Geschichten zu vergraben und manchmal wochenlang auf Tauchstation zu gehen. Er ist der Beste, wenn es hoch hergeht, aber die tägliche Routine liegt ihm einfach nicht. Das wisst ihr auch alle.«
Christer Malm nickte.
» Millennium hat funktioniert, weil Mikael und du euch perfekt ergänzt habt.«
»Aber nicht nur deswegen. Ihr erinnert euch sicher, wie Mikael damals in Hedestad war und fast ein ganzes Jahr lang geschmollt hat. Da hat Millennium auch ohne ihn funktioniert, genau wie die Zeitschrift jetzt eben ohne mich funktionieren muss.«
»Okay. Wie sieht dein Plan aus?«
»Ich schlage vor, dass du den Posten des Chefredakteurs übernimmst, Christer …«
»Nie im Leben.« Christer Malm machte mit
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