Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
Vom Netzwerk:
dachte sie sofort. Was mache ich hier?
    Sie fühlte sich unendlich erschöpft.
    Zuerst tat sie sich schwer, ihre Gedanken zu sammeln. Doch dann kamen ihr Bruchstücke zu Bewusstsein.
    Ein paar Sekunden lang ergriff sie Panik, als sie von der Erinnerung überfallen wurde, wie sie sich aus ihrem Erdgrab befreit hatte. Doch dann biss sie die Zähne zusammen und konzentrierte sich mit aller Macht.
    Sie stellte fest, dass sie am Leben war. Allerdings war sie nicht ganz sicher, ob das jetzt gut war oder schlecht.
    Lisbeth Salander wusste nicht mehr so recht, was alles geschehen war, aber sie erinnerte sich an ein schemenhaftes Mosaik von Bildern aus dem Holzschuppen und wie sie ihren Vater mit der Axt ins Gesicht getroffen hatte. Zalatschenko. War er noch am Leben?
    Was mit Niedermann passiert war, hätte sie auch nicht sagen können. Doch erinnerte sie sich vage daran, dass er um sein Leben gerannt war und sie nicht wusste, was ihn so erschreckt hatte.
    Plötzlich fiel ihr ein, dass sie auch Kalle Fucking Blomkvist gesehen hatte. Sie war nicht sicher, ob sie das Ganze nur geträumt hatte, aber sie erinnerte sich an eine Küche - es musste die Küche in Gosseberga gewesen sein - und meinte gesehen zu haben, wie Mikael auf sie zukam. Ich muss Halluzinationen gehabt haben.
    Die Geschehnisse in Gosseberga kamen ihr weit entfernt vor, wie ein verrückter Traum. Also konzentrierte sie sich wieder auf die Gegenwart.
    Sie war verletzt. Das musste man ihr nicht erst mitteilen. Als sie die rechte Hand hob und ihren Kopf abtastete, stellte sie fest, dass sie einen dicken Verband trug. Plötzlich kam die Erinnerung wieder. Niedermann. Zalatschenko. Der alte Widerling hatte auch eine Pistole dabeigehabt. Eine Browning Kaliber 22. Im Vergleich mit fast allen anderen Handfeuerwaffen ein ziemlich harmloses Ding. Deswegen war sie jetzt ja auch noch am Leben.
    Ich bin in den Kopf geschossen worden. Ich konnte einen Finger in das Einschussloch stecken und mein Gehirn berühren.
    Sie wunderte sich darüber, dass sie noch lebte. Und stellte fest, dass sie dabei seltsam gleichgültig war. Wenn der Tod diese schwarze Leere war, aus der sie gerade erwacht war, dann musste man keine Angst vor ihm haben. Sie würde den Unterschied nie bemerken.
    Mit dieser esoterischen Überlegung schloss sie die Augen und schlummerte wieder ein.
     
    Sie hatte erst ein paar Minuten geschlafen, da nahm sie Bewegungen wahr und öffnete die Augenlider einen Spaltbreit. Eine Krankenschwester beugte sich über sie. Lisbeth schloss die Augen und stellte sich schlafend.
    »Ich glaube, Sie sind wach«, stellte die Schwester fest.
    »Mmm«, sagte Lisbeth Salander.
    »Hallo, ich heiße Marianne. Können Sie mich verstehen?«
    Lisbeth versuchte zu nicken, spürte dann aber, dass ihr Nacken in der Halskrause fixiert war.
    »Nein, versuchen Sie lieber nicht, sich zu bewegen. Sie brauchen keine Angst zu haben. Sie sind verletzt und haben eine Operation hinter sich.«
    »Kann ich Wasser kriegen?«
    Marianne gab ihr mit einem Strohhalm Wasser zu trinken. Während Lisbeth trank, bemerkte sie, dass auf der linken Seite noch jemand auftauchte.
    »Hallo, Lisbeth. Können Sie mich hören?«
    »Mmm«, antwortete sie.
    »Ich bin Dr. Helena Endrin. Wissen Sie, wo Sie sind?«
    »Krankenhaus.«
    »Sie befinden sich im Sahlgrenska-Krankenhaus in Göteborg. Sie sind operiert worden und liegen jetzt auf der Intensivstation.«
    »Mmm.«
    »Sie brauchen keine Angst zu haben.«
    »Ich bin in den Kopf geschossen worden.«
    Dr. Endrin zögerte kurz.
    »Das ist richtig. Können Sie sich erinnern, was passiert ist?«
    »Der Scheißkerl hatte eine Pistole.«
    »Äh … ja, genau.«
    »Kaliber 22.«
    »Aha. Das wusste ich gar nicht.«
    »Wie schwer bin ich verletzt?«
    »Die Prognose ist gut. Es hatte Sie ganz schön übel erwischt, aber wir glauben, dass Sie eine gute Chance haben, wieder völlig gesund zu werden.«
    Lisbeth überlegte einen Moment. Dann fixierte sie Dr. Endrin, wobei sie merkte, dass sie immer noch verschwommen sah.
    »Was ist mit Zalatschenko passiert?«
    »Mit wem?«
    »Mit dem Scheißkerl. Lebt er?«
    »Sie meinen Karl Axel Bodin?«
    »Nein. Ich meine Alexander Zalatschenko. Das ist sein richtiger Name.«
    »Davon weiß ich nichts. Aber der ältere Mann, der gemeinsam mit Ihnen eingeliefert wurde, ist zwar auch schwer verletzt, aber außer Lebensgefahr.«
    Lisbeth sank der Mut. Sie überdachte die Worte der Ärztin.
    »Wo ist er?«
    »Er liegt im Zimmer nebenan. Aber Sie sollten

Weitere Kostenlose Bücher