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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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noch?«
    »Es wurde mit einer Browning Kaliber 22 auf sie geschossen, einer eher kleinkalibrigen Waffe. Deswegen lebt sie auch noch. Wir haben die Waffe gefunden. Zalatschenko hat zugegeben, dass es seine ist.«
    »Aha. Er wusste also, dass wir seine Fingerabdrücke auf der Waffe finden würden.«
    »Ja, aber er sagt, als er die Waffe das letzte Mal gesehen hat, lag sie in seiner Schreibtischschublade.«
    »Also hat wahrscheinlich Niedermann die Waffe an sich genommen, als Zalatschenko schlief, und auf Salander geschossen. Können wir das Gegenteil beweisen?«
    Sonja Modig überlegte ein paar Sekunden, bevor sie antwortete.
    »Zalatschenko ist mit der schwedischen Gesetzgebung und den Methoden der Polizei bestens vertraut. Ich weiß wirklich nicht, wie wir ihn überführen sollen. Ich habe Erlander gebeten, überprüfen zu lassen, ob es Schmauchspuren an seiner Kleidung gibt, aber wahrscheinlich behauptet er dann, dass er zwei Tage vorher Schießübungen gemacht hat.«
    Lisbeth Salander nahm einen Geruch nach Mandeln und Äthanol wahr. Als hätte sie Schnaps im Mund. Sie versuchte zu schlucken, musste aber feststellen, dass ihre Zunge gefühllos und wie gelähmt war. Auch ihre Augen konnte sie nicht öffnen. Wie aus weiter Ferne vernahm sie eine Stimme, die mit ihr zu reden schien, aber sie konnte die Worte nicht verstehen. Doch dann hörte sie die Stimme plötzlich klar und deutlich.
    »Ich glaube, sie wacht auf.«
    Lisbeth spürte, wie jemand ihre Stirn berührte, und versuchte, die zudringliche Hand wegzuschieben. Im selben Moment durchzuckte jedoch ein stechender Schmerz ihre linke Schulter, und sie erschlaffte in der Bewegung.
    »Können Sie mich hören?«
    Hau ab.
    »Können Sie die Augen aufmachen?«
    Wer nervt hier?
    Schließlich schlug sie aber doch die Augen auf. Zuerst sah sie nur seltsame Lichtpunkte, bis sich vor ihr eine Gestalt abzeichnete. Sie versuchte, den Blick schärfer zu stellen, aber die Gestalt rutschte immer wieder aus ihrem Blickfeld. Als ob sie sternhagelvoll wäre und das Bett die ganze Zeit nach hinten wegkippte.
    »Lssmch«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Diot«, sagte sie.
    »Das klingt ja wunderbar. Können Sie die Augen noch einmal aufmachen?«
    Sie öffnete die Augen zu kleinen Schlitzen. Jetzt erblickte sie ein fremdes Gesicht, von dem sie sich sofort jedes Detail einprägte. Ein blonder Mann mit auffällig blauen Augen und einem etwas schiefen, kantigen Gesicht, das nicht weit von ihrem entfernt war.
    »Hallo. Ich heiße Anders Jonasson. Ich bin Arzt. Sie befinden sich im Krankenhaus. Sie sind verletzt worden und wachen gerade nach einer Operation auf. Wissen Sie, wie Sie heißen?«
    »Pschalandr«, sagte Lisbeth Salander.
    »Okay. Könnten Sie mir einen Gefallen tun? Zählen Sie doch bitte mal bis zehn.«
    »Eins zwei vier … nein … drei vier fünf sechs …«
    Dann schlief sie wieder ein.
    Dr. Anders Jonasson war jedoch sehr zufrieden mit ihren Reaktionen. Sie hatte ihren Namen genannt und angefangen zu zählen. Das ließ darauf schließen, dass sie geistig einigermaßen unversehrt geblieben war. Er hielt die Zeit ihres ersten Aufwachens fest, 21 Uhr 06, knapp sechzehn Stunden nach Operationsende. Er selbst hatte die meiste Zeit des Tages geschlafen und war um sieben Uhr abends ins Sahlgrenska zurückgefahren. Eigentlich hatte er frei, aber auf seinem Schreibtisch häuften sich schon wieder die Unterlagen, die er dringend durchgehen musste.
    Außerdem hatte er es sich einfach nicht verkneifen können, auf der Intensivstation vorbeizuschauen, um sich die Patientin anzusehen, in deren Gehirn er noch in den frühen Morgenstunden herumgewühlt hatte.
    »Lassen Sie sie noch ein bisschen schlafen, aber behalten Sie ihr EEG gut im Auge. Ich habe Angst, dass es Schwellungen oder Blutungen im Gehirn geben könnte. Als sie versuchte, den Arm zu bewegen, schien sie starke Schmerzen in der Schulter zu haben. Wenn sie aufwacht, können Sie ihr zwei Milligramm Morphin pro Stunde geben.«
    Er war seltsam aufgekratzter Stimmung, als er das Krankenhaus durch den Haupteingang wieder verließ.
     
    Es war kurz vor zwei Uhr morgens, als Lisbeth Salander zu sich kam. Langsam schlug sie die Augen auf und sah einen Lichtkegel an der Decke. Nach ein paar Minuten drehte sie den Kopf und bemerkte dabei, dass sie eine Halskrause trug.
    Sie verspürte ein dumpfes Kopfweh und einen stechenden Schmerz in der Schulter, als sie versuchte, ihr Körpergewicht zu verlagern. Sie schloss die Augen.
    Krankenhaus ,

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