Vergebung
sie.
»Sie auch. Es war eine Plage, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
Sie lächelten sich an.
»Ich hab da noch ein letztes Anliegen«, erklärte sie.
»Und zwar?«
»Johannes Frisk hat für mich an einer Story gearbeitet.«
»Und kein Schwein weiß, worum es da eigentlich geht.«
»Geben Sie ihm Rückendeckung. Er ist schon ziemlich weit gekommen, und ich werde weiter Kontakt zu ihm halten. Lassen Sie ihn diesen Job abschließen. Ich verspreche Ihnen, es wird für Sie von Vorteil sein.«
Er wirkte erst unschlüssig, doch schließlich nickte er.
Sie gaben sich nicht die Hand. Ihre Magnetkarte für die Redaktionstüren ließ sie auf Holms Schreibtisch liegen, dann fuhr sie in die Tiefgarage und holte ihren BMW. Um kurz nach vier parkte sie in der Nähe der Millennium -Redaktion.
Teil IV
Rebooting System
1. Juli - 7. Oktober
Trotz der üppig wuchernden Amazonenlegenden aus dem antiken Griechenland, aus Südamerika und Afrika gibt es nur ein einziges historisch belegtes Beispiel für weibliche Krieger, nämlich die Frauenarmee der Fon im westafrikanischen Dahomey, dem heutigen Benin.
Diese weiblichen Krieger tauchten in der offiziellen Militärgeschichte nicht auf, man hat keine romantisierenden Filme über sie gedreht, und auch heute kommen sie allenfalls als historische Fußnote vor. Über diese Frauen wurde nur eine einzige wissenschaftliche Arbeit verfasst: Amazons of Black Sparta, von dem Historiker Stanley B. Alpern (Hurst & Co Ltd, London 1998). Und doch war es eine Armee, die sich mit jeder damaligen Truppe männlicher Elitesoldaten der Kolonialmächte messen konnte.
Es ist ungeklärt, wann genau diese Frauenarmee gegründet wurde, aber manche Quellen tendieren zum 17. Jahrhundert. Ursprünglich war sie eine königliche Leibgarde, entwickelte sich aber zu einem militärischen Kollektiv aus sechstausend Soldatinnen mit halbgöttlichem Status. Sie sollten jedoch keinen dekorativen Zweck erfüllen. Über knapp zweihundert Jahre hinweg bildeten sie die Speerspitze der Fon gegen die einfallenden europäischen Kolonialmächte. Vom französischen Militär, das sie mehrmals besiegten, wurden sie gefürchtet. Erst 1892 konnte die Frauenarmee niedergeschlagen werden, nachdem Frankreich sich die Unterstützung moderner, hochgerüsteter Truppen gesichert hatte.
Unbekannt ist auch, wie viele Kriegerinnen gefallen sind. Die Überlebenden betrieben noch einen jahrelangen Guerillakrieg, und die Veteraninnen dieser Armee wurden bis in die 40er-Jahre hinein interviewt und fotografiert.
23. Kapitel
Freitag, 1. Juli - Sonntag, 10. Juli
Zwei Wochen vor dem Prozess gegen Lisbeth Salander schloss Christer Malm das Layout des 364 Seiten umfassenden Buches mit dem knappen Titel Die Sektion ab. Der Umschlag war blau, der Titel gelb. Am unteren Rand des Covers hatte Christer Malm sieben briefmarkengroße Schwarz-Weiß-Porträts schwedischer Ministerpräsidenten platziert. Über ihnen schwebte ein Bild von Zalatschenko. Er hatte Zalatschenkos Passfoto verwendet und die Kontraste so verstärkt, dass die Gesichtszüge nur noch schemenhaft zu erkennen waren. Das Design war nicht sonderlich raffiniert, aber effektiv. Als Verfasser waren Mikael Blomkvist, Henry Cortez und Malin Eriksson angegeben.
Es war halb sechs Uhr morgens, und Christer Malm hatte die ganze Nacht durchgearbeitet. Ihm war ein wenig übel, und er hatte das verzweifelte Bedürfnis, nur noch nach Hause zu gehen und zu schlafen. Malin war ebenfalls die ganze Nacht hindurch in der Redaktion geblieben und hatte eine Seite nach der anderen Korrektur gelesen. Dann war sie auf dem Sofa in der Redaktion eingeschlafen.
Christer Malm legte das Dokument mit sämtlichen Bildern und Schriften in einen Ordner. Dann startete er das Programm Toast und brannte zwei CDs. Die eine legte er in den Tresor der Redaktion. Die andere holte ein schlaftrunkener Mikael Blomkvist um kurz vor sieben ab.
»Geh nach Hause und schlaf dich aus«, sagte er.
»Bin schon auf dem Weg«, gab Christer zurück.
Malin ließen sie weiterschlafen und schalteten die Alarmanlage an. Henry Cortez würde um acht Uhr eintreffen, um die nächste Schicht anzutreten. Sie klatschten sich ab, wie zwei Trainingspartner nach einem Tennismatch, und gingen auseinander.
Mikael Blomkvist spazierte in die Lundagatan, wo er sich noch einmal ohne Lisbeths Erlaubnis ihren Honda auslieh. Er fuhr die CD persönlich zu Jan Köbin, dem Chef von Hallvigs Reklamtryckeri, die in einem
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