Vergebung
unansehnlichen Backsteingebäude direkt an den Eisenbahnschienen in Morgongåva untergebracht war. Diese Sendung hatte er der Post lieber nicht anvertrauen wollen.
Er fuhr langsam und entspannt und wartete noch eine Weile, während die Druckerei kontrollierte, ob die CD funktionierte. Er versicherte sich noch einmal, dass das Buch wirklich am Tag des Prozessbeginns fertig sein würde. Das Problem war nicht der Druck, sondern das Binden, das sich manchmal etwas hinziehen konnte. Doch Köbin versprach, dass mindestens fünfhundert von zehntausend Exemplaren der Erstauflage am festgesetzten Datum bereitliegen würden. Das Buch sollte als Taschenbuch in etwas größerem Format herauskommen.
Mikael vergewisserte sich ein weiteres Mal, dass alle die größtmögliche Geheimhaltung walten ließen. Das war wahrscheinlich eine Übersprungshandlung von ihm, denn die Druckerei hatte vor zwei Jahren unter ganz ähnlichen Umständen Mikaels Buch über den Großindustriellen Hans-Erik Wennerström gedruckt. Sie wussten, dass die Bücher vom kleinen Millennium -Verlag etwas Besonderes waren.
Danach kehrte Mikael gemächlich nach Stockholm zurück. Er parkte in der Bellmansgatan, stattete seiner Wohnung einen kurzen Besuch ab und holte eine Tasche, in der er Kleider zum Wechseln, Rasierer und Zahnbürste verstaute. Dann fuhr er weiter zur Stavsnäs Brygga in Värmdö, wo er parkte und die Fähre nach Sandhamn nahm.
Es war das erste Mal seit den Weihnachtsferien, dass er wieder in seiner Hütte war. Er machte die Fenster auf, um frische Luft hereinzulassen, und trank ein Mineralwasser. Wie immer, wenn er einen Job abgeschlossen hatte, der Text im Druck war und er nichts mehr tun konnte, fühlte er sich seltsam leer.
Er fegte eine Stunde lang den Boden, wischte Staub, scheuerte das Bad, nahm den Kühlschrank in Betrieb, kontrollierte die Wasserhähne und bezog sein Bett. Er ging zum ICA-Supermarkt und kaufte alles ein, was er für einen Wochenendaufenthalt benötigte. Dann machte er die Kaffeemaschine an, setzte sich mit einer Zigarette auf die Veranda und dachte an nichts Besonderes.
Um kurz vor fünf ging er zum Dampfersteg und holte Monica Figuerola ab.
»Ich hätte nicht geglaubt, dass du dir freinehmen kannst«, sagte er und küsste sie auf die Wange.
»Ich auch nicht. Aber ich habe Edklinth gesagt, wie es ist. Ich habe in den letzten Wochen fast ununterbrochen gearbeitet und werde langsam uneffektiv. Ich brauche zwei freie Tage, um meine Batterien wieder aufzuladen.«
»In Sandhamn?«
»Ich hab ihm nicht gesagt, wo ich hinfahre«, lächelte sie.
Monica Figuerola sah sich erst einmal in Mikaels 25 Quadratmeter großem Sommerhäuschen um, musterte die Kochnische, die Waschecke und das Schlafloft, bevor sie anerkennend nickte. Dann wusch sie sich und zog ein dünnes Sommerkleid an, während Mikael Lammkoteletts in Rotweinsauce machte und auf der Veranda den Tisch deckte. Sie aßen schweigend und betrachteten die vielen Segelboote, die vom Hafen in Sandhamn ablegten oder hierher zurückkamen. Dazu teilten sie sich eine Flasche Wein.
»Ein wunderbares Sommerhäuschen. Bringst du alle deine weiblichen Bekanntschaften mit hierher?«, erkundigte sich Monica plötzlich.
»Nicht alle. Nur die wichtigsten.«
»Ist Erika Berger hier gewesen?«
»Mehrmals.«
»Und Lisbeth Salander?«
»Sie hat mehrere Wochen hier draußen gewohnt, während ich das Buch über Wennerström schrieb. Und vor zwei Jahren haben wir hier die Weihnachtsfeiertage verbracht.«
»Sie scheinen in deinem Leben ja beide eine große Rolle zu spielen.«
»Erika ist meine beste Freundin. Wir sind seit knapp fünfundzwanzig Jahren befreundet. Lisbeth ist eine ganz andere Geschichte. Sie ist sehr eigen, bestimmt der unsozialste Mensch, den ich jemals getroffen habe. Man kann sagen, dass sie einen großen Eindruck auf mich gemacht hat, als wir uns kennenlernten. Ich mag sie. Sie ist eine Freundin.«
»Tut sie dir leid?«
»Nein. Von dem Ärger, den sie im Moment am Hals hat, hat sie sich einen Großteil selbst zuzuschreiben. Aber dass ich zu ihr halte, ist selbstverständlich.«
»Aber weder in sie noch in Erika bist du verliebt?«
Er zuckte die Achseln. Monica Figuerola betrachtete eine Amigo 23 mit brennenden Positionslampen, die mit ihrem Außenbordmotor in Richtung Gästehafen tuckerte.
»Wenn Liebe bedeutet, jemand sehr zu mögen, dann nehme ich an, dass ich in mehrere Menschen verliebt bin«, erklärte er.
»Jetzt also auch in mich?«
Mikael
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