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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Genau wie bei Wennerström werden wir zeitgleich mit einem Themenheft ein Buch auf den Markt bringen. Und diese Story wird so richtig groß. Ich biete dir exklusives Vorabmaterial, unter der Bedingung, dass du nicht damit rausgehst, bevor wir veröffentlicht haben. Die Veröffentlichung ist in diesem Fall besonders kompliziert, weil sie an einem bestimmten Tag erfolgen muss.«
    »Wie groß ist die Story?«
    »Größer als Wennerström«, versprach Mikael Blomkvist. »Bist du interessiert?«
    »Machst du Witze? Wo wollen wir uns treffen?«
    »Was hältst du von ›Samirs Kochtopf‹? Erika Berger wird auch dabei sein.«
    »Ist sie wieder bei Millennium , nachdem sie bei der SMP gefeuert wurde?«
    »Sie ist nicht gefeuert worden. Sie hat nach Meinungsverschiedenheiten mit Borgsjö fristlos gekündigt.«
    »Schön blöd.«
    »Ja«, meinte Mikael Blomkvist.
    Fredrik Clinton hörte Verdi über Kopfhörer. Musik war im Großen und Ganzen das Einzige in seinem Leben, was ihn noch von den Dialyseapparaten und den immer stärker werdenden Rückenschmerzen ablenken konnte. Er summte nicht mit. Er machte nur die Augen zu und begleitete die Töne mit seiner rechten Hand, die neben seinem zerfallenden Körper schwebte und ein Eigenleben zu führen schien.
    So ist es eben. Wir werden geboren. Wir leben. Wir werden alt. Wir sterben. Er hatte seinen Teil getan. Alles, was jetzt noch blieb, war der Verfall.
    Er fühlte eine tiefe Zufriedenheit mit seinem Dasein.
    Er dachte an seinen Freund Evert Gullberg.
    Es war Samstag, der 9. Juli. Bis zum Prozessbeginn war es nicht mal mehr eine Woche, und dann konnte die Sektion diese unselige Geschichte endlich ad acta legen. Am Morgen hatte er Bescheid bekommen. Gullberg war enorm zäh gewesen. Wenn man sich ein 9-Millimeter-Vollmantelgeschoss in die Schläfe jagte, erwartete man eigentlich zu sterben. Und nun hatte es doch drei Monate gedauert, bis Gullbergs Körper aufgegeben hatte, was vielleicht eher dem Zufall zu verdanken war als der Sturheit, mit der Dr. Anders Jonasson sich geweigert hatte, diese Schlacht verloren zu geben. Und so war es nicht die Kugel gewesen, sondern der Krebs, der über das Ende entschieden hatte.
    Das Sterben war jedoch mit Schmerzen verbunden gewesen, was Clinton traurig machte. Gullberg war zwar unfähig gewesen, mit seiner Umwelt zu kommunizieren, aber zeitweise war er immer wieder zu Bewusstsein gelangt. Das Pflegepersonal bemerkte, dass er lächelte, wenn ihm jemand über die Wange strich, und brummte, wenn ihm etwas unangenehm war. Manchmal versuchte er mit dem Pflegepersonal zu kommunizieren, indem er versuchte, Worte zu formulieren, die niemand richtig verstand.
    Er hatte keine Verwandten, und von seinen Freunden besuchte ihn keiner am Krankenbett. Das Letzte, was er von dieser Welt wahrnahm, war eine Nachtschwester aus Eritrea namens Sara Kitama, die an seinem Bett wachte und ihm die Hand hielt, als er einschlief.
    Fredrik Clinton wusste, dass er seinem alten Waffenbruder bald nachfolgen würde. Daran bestand kein Zweifel. Die Wahrscheinlichkeit, dass er die Nierentransplantation bekommen würde, die er so verzweifelt brauchte, sank jeden Tag, und der Verfall seines Körpers schritt voran. Seine Leber- und Darmfunktionen waren bei jeder Untersuchung schlechter.
    Er hoffte, Weihnachten noch am Leben zu sein.
    Aber er war zufrieden. Er empfand eine seltsame Befriedigung, dass die letzte Zeit seines Lebens eine so überraschende und plötzliche Rückkehr in den Dienst mit sich gebracht hatte.
    Das war ein Privileg, das er sich niemals erwartet hätte.
    Die letzten Töne von Verdi verklangen gerade, als Birger Wadensjöö die Tür zu Clintons kleinem Ruheraum im Hauptquartier der Sektion in der Artillerigatan öffnete.
    Clinton schlug die Augen auf.
    Er war zu der Erkenntnis gelangt, dass Wadensjöö nur eine Belastung war. Als Speerspitze der schwedischen Landesverteidigung war er völlig ungeeignet. Es war ihm ein Rätsel, wie Hans von Rottinger und er selbst damals zu der fundamentalen Fehleinschätzung kommen konnten, Wadensjöö als selbstverständlichen Erben dieser Position zu betrachten.
    Wadensjöö war ein Krieger, der Rückenwind brauchte. In kritischen Augenblicken war er schwach und unfähig, Entscheidungen zu treffen. Ein Mann, der für schwere See nicht geschaffen war.
    »Du wolltest mit mir sprechen?«, sagte Wadensjöö.
    »Setz dich«, bat Clinton.
    Wadensjöö setzte sich.
    »Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich nicht mehr genug Zeit

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