Vergebung
habe, um die Dinge auf die lange Bank zu schieben. Deshalb komme ich gleich zur Sache. Wenn das hier vorbei ist, möchte ich, dass du die Führungsspitze der Sektion räumst.«
»Ach ja?«
Clinton schlug einen versöhnlichen Ton an.
»Du bist ein guter Mensch, Birger. Aber du warst leider völlig ungeeignet, nach Gullberg die Verantwortung zu übernehmen. Du hättest sie nie bekommen dürfen. Es war Rottingers und mein Fehler, dass wir uns nicht eher mit der Thronfolge beschäftigt haben, als ich krank wurde.«
»Du hast mich nie gemocht.«
»Da irrst du dich. Du warst ein außerordentlich guter Verwalter, als Rottinger und ich die Sektion leiteten. Ohne dich wären wir aufgeschmissen gewesen, und ich habe vollstes Vertrauen in deinen Patriotismus. Aber ich habe kein Vertrauen in deine Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen.«
Plötzlich lächelte Wadensjöö bitter.
»Nach dieser Sache weiß ich auch gar nicht, ob ich unbedingt in der Sektion bleiben möchte.«
»Jetzt, wo Gullberg und Rottinger weg sind, muss ich die entscheidenden Beschlüsse allein fassen. Du hast jede meiner Entscheidungen in den letzte Monaten konsequent zu behindern versucht.«
»Und ich kann nur wiederholen, dass deine Entscheidungen völlig wahnwitzig waren. Das wird noch in einer Katastrophe enden.«
»Möglich. Aber dein Mangel an Entschlusskraft hätte den Untergang besiegelt. Jetzt haben wir zumindest noch eine Chance, und wie es aussieht, klappt es ja auch. Millennium sind die Hände gebunden. Vielleicht haben sie den Verdacht, dass wir irgendwo hier draußen sind, aber es fehlen ihnen die Beweise. Wir beobachten jeden ihrer Schritte.«
Wadensjöö blickte aus dem Fenster. Er sah die Dachfirste einiger Wohnungen in der Nachbarschaft.
»Das einzige Risiko ist Zalatschenkos Tochter. Aber der Prozess beginnt in ein paar Tagen, und dann ist es überstanden. Diesmal müssen wir sie so tief vergraben, dass sie nie mehr zurückkommen und uns Probleme bereiten kann.«
Wadensjöö schüttelte den Kopf.
»Ich verstehe deine Einstellung nicht«, sagte Clinton.
»Und du bist vor Kurzem 68 geworden und handelst völlig irrational, aber anscheinend ist es dir gelungen, sowohl Nyström als auch Sandberg den Kopf zu verdrehen. Sie gehorchen dir, als wärst du Gottvater.«
»Ich bin Gottvater, was die Sektion betrifft. Wir folgen einem Plan. Unsere Entscheidungen haben der Sektion eine Chance verschafft. Und ich sage mit der allergrößter Entschiedenheit, dass die Sektion nie wieder in so eine heikle Lage geraten darf. Wenn diese Geschichte ausgestanden ist, werden wir einmal genau über die ganze Organisation und ihre Tätigkeit nachdenken.«
»Verstehe.«
»Georg Nyström wird der neue Chef werden. Er ist eigentlich zu alt dafür, aber er ist der Einzige, der infrage kommt, und er hat versprochen, noch mindestens sechs Jahre zu bleiben. Sandberg ist zu jung und aufgrund deiner Führung zu unerfahren. Er sollte mittlerweile schon ausgelernt haben.«
»Fredrik, kapierst du denn nicht, was du angerichtet hast? Du hast einen Menschen ermordet. Björck hat fünfunddreißig Jahre für die Sektion gearbeitet, und du hast seinen Tod angeordnet. Verstehst du denn nicht …«
»Du weißt ganz genau, dass das unumgänglich war. Er hatte uns verraten, und sobald die Polizei ihn erwischt hätte, hätte er niemals dem Druck standgehalten.«
Wadensjöö stand auf.
»Ich bin noch nicht fertig.«
»Dann müssen wir später weiterreden. Ich habe Arbeit zu erledigen, während du hier liegst und deinen Allmachtsfantasien nachhängst.«
Wadensjöö ging zur Tür.
»Wenn du moralisch so aufgewühlt bist, warum gehst du dann nicht zu Bublanski und gestehst deine Verbrechen?«
Wadensjöö drehte sich noch einmal zu dem Kranken um.
»Den Gedanken hatte ich schon. Aber egal was du glaubst, ich schütze die Sektion mit all meiner Kraft.«
Genau in dem Moment, als er die Tür öffnete, begegnete er Georg Nyström und Jonas Sandberg.
»Hallo, Clinton«, sagte Nyström. »Wir müssen ein paar Dinge besprechen.«
»Kommt rein. Wadensjöö wollte gerade gehen.«
»Fredrik, ich mache mir große Sorgen«, begann Nyström.
»Warum?«
»Es geschehen Dinge, die wir einfach nicht nachvollziehen können. Heute Morgen hat Salanders Anwältin dem Staatsanwalt ihre Autobiografie übergeben.«
»Was?«
Kriminalinspektor Hans Faste beobachtete Annika Giannini, während Staatsanwalt Ekström Kaffee aus einer Thermoskanne ausschenkte. Ekström war verblüfft
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