Vergebung
Thema totgeschwiegen. Hör dir zum Beispiel mal das hier an. Mikael Blomkvist wird von einem Reporter des Aftonbladet angerufen, der ihn nach einem Kommentar zum bevorstehenden Prozess fragt.«
Er schaltete ein Tonbandgerät ein.
»Sorry, aber ich kann keinen Kommentar abgeben.«
»Sie waren doch von Anfang an in diese Story verwickelt.
Sie haben Salander doch in Gosseberga gefunden. Und bis jetzt haben Sie kein Wort darüber veröffentlicht. Wann werden Sie endlich etwas veröffentlichen?«
»Zum passenden Zeitpunkt. Vorausgesetzt, ich habe etwas zum Veröffentlichen . «
»Haben Sie das denn?«
»Tja, Sie werden sich wohl das Millennium -Heft kaufen und selbst nachlesen müssen . «
Er schaltete das Gerät ab.
»Eigentlich haben wir vorher nie darüber nachgedacht, aber ich bin noch mal zurückgegangen und habe mir willkürlich ein paar Gespräche rausgegriffen und sie angehört. So wie in diesem Beispiel ging es die ganze Zeit. Über die Zalatschenko-Affäre spricht er fast nie, und wenn, dann nur sehr allgemein. Er bespricht sich nicht mal mit seiner Schwester, die doch schließlich Salanders Anwältin ist.«
»Vielleicht hat er ja wirklich nichts zu sagen.«
»Er weigert sich konsequent, irgendwelche Spekulationen anzustellen. Wie es aussieht, wohnt er rund um die Uhr in der Redaktion und ist fast nie zu Hause. Wenn er rund um die Uhr arbeiten würde, dann hätte er etwas Besseres zustande bringen müssen als das, was im nächsten Millennium -Heft geboten wird.«
»Und wir haben immer noch keine Möglichkeit, die Redaktion abzuhören?«
»Nein«, sagte Sandberg. »Es ist rund um die Uhr jemand in der Redaktion. Auch das ist bedeutsam.«
»Hmm?«
»Seit unserem Einbruch in Blomkvists Wohnung ist immer jemand in der Redaktion gewesen. Blomkvist verschwindet im Haus, und das Licht in seinem Zimmer brennt pausenlos. Wenn er nicht da ist, dann sind es Cortez oder Eriksson oder dieser Schwule … äh, Christer Malm.«
Clinton strich sich übers Kinn. Er überlegte kurz.
»Schlussfolgerungen?«
Nyström zögerte einen Moment.
»Na ja … wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, die spielen uns Theater vor.«
Clinton spürte, wie es ihm kalt übers Genick lief.
»Warum haben wir das nicht früher gemerkt?«
»Wir haben auf das gehorcht, was gesagt wurde - nicht auf das, was nicht gesagt wurde. Wir waren zufrieden, als wir die Verwirrung aus ihren Gesprächen heraushörten und in ihren Mails lasen. Blomkvist weiß, dass jemand seiner Schwester und ihm den Salander-Bericht von 1991 gestohlen hat, aber was zum Teufel kann er schon groß unternehmen?«
»Haben sie den Überfall denn nicht angezeigt?«
Nyström schüttelte den Kopf.
»Giannini war bei den Verhören mit Salander dabei. Sie ist höflich, sagt aber nichts, was irgendwie von Bedeutung wäre. Und Salander ist völlig verstockt.«
»Aber das ist doch nur zu unserem Vorteil. Je mehr sie schweigen, umso besser. Was sagt Ekström?«
»Ich habe mich vor zwei Stunden mit ihm getroffen. Da hatte er gerade diese Darstellung von Salander bekommen.«
Er zeigte auf die Kopie auf Clintons Schoß.
»Ekström ist verwirrt. Glücklicherweise versteht Lisbeth Salander sich nicht darauf, sich schriftlich auszudrücken. Für den Uneingeweihten sieht diese Darstellung nach einer geistesgestörten Verschwörungstheorie mit pornografischem Einschlag aus. Aber sie kommt der Wahrheit schon ziemlich nah. Sie erzählt, wie es dazu kam, dass sie in St. Stefan eingesperrt wurde. Sie behauptet, dass Zalatschenko für die SiPo gearbeitet hat und all so was. Sie erwähnt auch, dass sie glaubt, es handle sich um eine kleine Sekte innerhalb der SiPo, was darauf hindeutet, dass sie so etwas wie die Sektion in der SiPo vermutet. Insgesamt beschreibt sie uns äußerst genau. Aber wie gesagt, glaubwürdig ist das alles nicht. Ekström ist verwirrt, weil Giannini auf dieser Basis anscheinend auch ihre Verteidigung aufbauen will.«
»Verdammt aber auch!«, rief Clinton.
Er senkte den Kopf und dachte ein paar Minuten intensiv nach. Dann blickte er wieder auf.
»Jonas fährt also nach Morgongåva hoch und untersucht, ob dort irgendwas im Gange ist. Wenn sie dort das Millennium -Heft drucken, dann will ich eine Kopie.«
»Ich nehme Falun mit.«
»Gut. Georg, ich möchte, dass du heute Mittag zu Ekström gehst und ihm auf den Zahn fühlst. Bis jetzt ist alles wie am Schnürchen gelaufen, aber ich kann eure Bedenken nicht einfach
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