Vergebung
geführt hatte.
Er seufzte.
»Frau Giannini«, versuchte es Ekström schließlich. »Ich finde, dass Ihre Mandantin sich diesen Prozess ersparen sollte. Sie ist krank. Ich habe ein sehr qualifiziertes rechtspsychiatrisches Gutachten, auf das ich mich stützen kann. Sie sollte endlich die psychiatrische Betreuung erhalten, die sie schon seit vielen Jahren gebraucht hätte.«
»Wenn das so ist, dann werden Sie das vor Gericht sicherlich vorbringen.«
»Das werde ich auch. Es steht mir nicht zu, Ihnen Ratschläge zu erteilen. Aber wenn dies Ihre Linie ist, werden Sie keine Chance haben. Diese Autobiografie enthält ja komplett wahnwitzige und unbestätigte Anschuldigungen gegen eine Reihe von Personen … nicht zuletzt ihren ehemaligen Betreuer, Rechtsanwalt Bjurman, und Dr. Teleborian. Ich hoffe, Sie glauben nicht im Ernst, dass das Gericht einer Darstellung Glauben schenken wird, die ohne die Spur eines Beweises Dr. Teleborian in Verruf bringt. Dieses Dokument ist der letzte Nagel für den Sarg Ihrer Mandantin, wenn Sie den Vergleich entschuldigen wollen.«
»Ich verstehe.«
»Sie können während des Prozesses bestreiten, dass Salander krank ist, und ein neuerliches psychiatrisches Gutachten fordern. Aber spätestens mit diesem Aufsatz von Salander ist der letzte Zweifel ausgeräumt, dass auch alle anderen Rechtspsychiater zu derselben Schlussfolgerung kommen werden wie Dr. Teleborian. Ihre eigene Darstellung beweist ja nur, dass sie an paranoider Schizophrenie leidet.«
Annika Giannini lächelte höflich.
»Es gibt ja immer noch eine Alternative«, bemerkte sie.
»Und zwar?«, erkundigte sich Ekström.
»Dass ihr Bericht wahr ist und das Gericht sich entscheiden wird, ihm Glauben zu schenken.«
Staatsanwalt Ekström sah verblüfft aus. Dann lächelte er ebenfalls höflich und strich sich über den Bart.
Fredrik Clinton hatte sich in seinem Zimmer an den kleinen Tisch am Fenster gesetzt. Aufmerksam lauschte er Georg Nyström und Jonas Sandberg. Sein Gesicht war von Falten durchzogen, aber seine Augen waren konzentriert und hellwach.
»Seit April hören wir die Telefone der wichtigsten Millennium -Mitarbeiter ab und lesen ihre E-Mails«, sagte Clinton. »Wir haben feststellen können, dass Blomkvist und Malin Eriksson und dieser Cortez so gut wie erledigt sind. Wir haben die Layout-Version des nächsten Millennium -Hefts gelesen. Selbst Blomkvist scheint mittlerweile davon auszugehen, dass Salander verrückt ist. Er verteidigt sie von einem sozialen Ansatzpunkt aus - er argumentiert, dass sie von der Gesellschaft nie die Unterstützung bekommen hat, die sie eigentlich gebraucht hätte, und dass sie daher vermindert schuldfähig ist, wenn sie versucht hat, ihren Vater umzubringen … Kein Wort vom Einbruch in seine Wohnung oder vom Überfall auf seine Schwester in Göteborg und von den verschwundenen Berichten. Er weiß, dass er nichts beweisen kann.«
»Aber das ist doch gerade das Problem«, unterbrach Jonas Sandberg. »Blomkvist muss doch wissen, dass hier irgendwas faul ist. Aber er ignoriert all diese Fragezeichen vollkommen. Entschuldigt, aber das scheint mir nicht der Stil von Millennium zu sein. Außerdem ist Erika Berger wieder zurück in der Redaktion. Diese ganze Millennium -Nummer ist so belanglos, dass uns das skeptisch machen sollte.«
»Du meinst … dass das Ganze ein Fake ist?«
Jonas Sandberg nickte.
»Das Sommerheft von Millennium hätte eigentlich in der letzten Juniwoche erscheinen sollen. Soweit wir Malin Erikssons Mail entnehmen konnten, wird dieses Heft in einer Druckerei in Södertälje gedruckt. Aber als ich nachfragte, hatten sie noch überhaupt keine Druckvorlage. Alles, was sie bekommen haben, war eine Angebotsanfrage vor einem Monat.«
»Hmm«, machte Fredrik Clinton.
»Wo haben sie früher drucken lassen?«
»In einer Druckerei namens Hallvigs Reklamtryckeri in Morgongåva. Ich habe angerufen und angefragt, wie weit sie schon mit dem Druck sind - ich habe so getan, als wäre ich ein Mitarbeiter von Millennium . Der Chef bei Hallvig wollte kein Wort sagen. Ich hab mir gedacht, ich fahr da heute Abend mal hin und seh mich ein bisschen um.«
»Tu das. Georg?«
»Ich bin alle abgehörten Telefongespräche der letzten Woche durchgegangen«, erklärte Georg Nyström. »Es ist seltsam, aber keiner der Millennium -Mitarbeiter äußert sich zu irgendetwas, das mit dem Prozess oder der Zalatschenko-Affäre zu tun hätte.«
»Überhaupt nichts?«
»Nein. Intern wird das
Weitere Kostenlose Bücher