Vergebung
noch die beste Lösung, wenn der Prozess gar nicht stattfinden würde«, erklärte Clinton.
Nyström schüttelte den Kopf.
»Das ist so gut wie unmöglich. Sie sitzt im Untersuchungsgefängnis Kronoberg und hat keine Kontakte mit anderen Gefangenen. Sie darf sich jeden Tag eine Stunde auf einem kleinen Areal auf dem Dach bewegen, aber dort kommen wir nicht an sie heran. Und wir haben keine Kontakte zum Personal im Untersuchungsgefängnis.«
»Verstehe.«
»Wenn wir etwas gegen sie unternehmen wollen, hätten wir das tun müssen, als sie noch im Sahlgrenska-Krankenhaus lag. Jetzt muss alles ganz offen geschehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Mörder gefasst wird und ins Gefängnis wandert, liegt bei fast 100 Prozent. Und wo würden wir jemand finden, der sich auf so was einlässt? Und in so kurzer Zeit lässt sich auch kein Selbstmord oder irgendein Unfall arrangieren.«
»Das hatte ich schon vermutet. Und unerwartete Todesfälle werfen gern Fragen auf. Okay, wir müssen abwarten, wie die Gerichtsverhandlung verläuft. An der Sache an sich hat sich ja nichts geändert. Wir haben die ganze Zeit auf einen Gegenzug von ihnen gewartet, und wie es aussieht, besteht der wohl in dieser sogenannten Autobiografie.«
»Das eigentliche Problem ist Millennium «, stellte Sandberg fest.
Alle nickten.
» Millennium und Milton Security«, sagte Clinton nachdenklich. »Salander hat für Armanskij gearbeitet, und Blomkvist war mit ihr zusammen. Können wir daraus folgern, dass sie sich verbündet haben?«
»Der Gedanke erscheint ja nicht abwegig, wenn Milton Security die Druckerei bewacht, in der Millennium drucken lässt. Das kann doch kein Zufall sein.«
»Wann wollen sie veröffentlichen? Jonas, du hast gesagt, dass das neue Heft schon zwei Wochen überfällig ist. Wenn wir annehmen, dass Milton Security die Druckerei bewacht, um dafür zu sorgen, dass niemand vorzeitig an ein Millennium -Heft herankommen kann, dann bedeutet das zum einen, dass sie etwas veröffentlichen wollen, das nicht zu früh bekannt werden soll, und zum andern, dass die Nummer wahrscheinlich schon gedruckt ist.«
»Im Zusammenhang mit dem Prozess«, ergänzte Jonas Sandberg. »Das ist die einzig einleuchtende Antwort.«
Clinton nickte.
»Was wird in diesem Heft stehen? Was könnte schlimmstenfalls passieren?«
Die drei überlegten lange. Schließlich brach Nyström das Schweigen.
»Wie gesagt, schlimmstenfalls haben sie noch eine Kopie des Berichts von 1991.«
Clinton und Sandberg nickten. Sie waren zu demselben Schluss gekommen.
»Die Frage ist, wie viel sie damit anfangen können«, sagte Sandberg. »Der Bericht betrifft Björck und Teleborian. Björck ist tot. Sie werden Teleborian ordentlich in die Mangel nehmen, aber er kann immer noch behaupten, dass er nur eine ganz normale rechtspsychiatrische Untersuchung durchgeführt hat. Dann steht Aussage gegen Aussage, und alles andere wird er rundherum abstreiten.«
»Was sollen wir tun, wenn sie den Bericht veröffentlichen?«, wollte Nyström wissen.
»Ich glaube, wir haben noch einen Trumpf in der Hand«, sagte Clinton. »Wenn es irgendwie Probleme mit dem Bericht gibt, dann richten sich alle Augen auf die SiPo, nicht auf die Sektion. Und wenn die Journalisten anfangen, Fragen zu stellen, dann holt die SiPo eben den Bericht aus dem Archiv.«
»Und es ist selbstverständlich nicht derselbe Bericht«, fuhr Sandberg fort.
»Richtig. Shenke hat die abgeänderte Version archiviert, also die Version, die auch Staatsanwalt Ekström zu lesen bekommen hat. Sie hat ein Aktenzeichen. Hier können wir ziemlich schnell eine Menge falscher Informationen an die Presse geben … Wir haben ja das Original, das Bjurman sich geschnappt hatte, und Millennium hat nur eine Kopie. Wir können sogar Informationen verbreiten, die den Verdacht erhärten, dass Blomkvist den Originalbericht gefälscht hat.«
»Gut. Was könnte Millennium sonst noch wissen?«
»Über die Sektion können sie nichts wissen. Das ist unmöglich. Sie werden sich also auf die SiPo konzentrieren, was bedeutet, dass Blomkvist dastehen wird wie jemand, der eine abstruse Verschwörungstheorie ausgebrütet hat, und die SiPo wird behaupten, er sei verrückt.«
»Er ist ziemlich bekannt«, gab Clinton zu bedenken. »Nach der Wennerström-Affäre genießt er in der Öffentlichkeit ein hohes Ansehen.«
Nyström nickte.
»Kann man dieses Ansehen irgendwie erschüttern?«, fragte Jonas Sandberg.
Nyström und Clinton tauschten einen Blick.
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