Vergebung
Fräklund, 62, dazugebeten, einen ehemaligen Kriminalinspektor der Polizei in Solna, der jetzt Chef der operativen Einheit von Milton war, sowie den ehemaligen Kriminalinspektor Sonny Bohman, 48, der die Salander-Affäre von Anfang an mitverfolgt hatte. Gemeinsam dachten sie nun über den Film aus der Überwachungskamera nach, den Susanne Linder ihnen gerade vorgespielt hatte.
»Wir sehen hier also Jonas Sandberg, wie er heute Morgen um 3 Uhr 17 die Tür zu Mikael Blomkvists Wohnung öffnet. Mit seinen eigenen Schlüsseln … Sie erinnern sich, dass dieser Falun Kopien von Blomkvists Reserveschlüsseln gemacht hatte, als er vor ein paar Wochen mit Göran Mårtensson in die Wohnung einbrach.«
Armanskij nickte grimmig.
»Sandberg hält sich knapp acht Minuten in der Wohnung auf. In dieser Zeit tut er Folgendes: Zum einen holt er eine kleine Plastiktüte aus der Küche, in die er etwas hineintut. Dann schraubt er die rückwärtige Abdeckung eines Lautsprechers ab, der bei Ihnen im Wohnzimmer steht, Mikael. Dort steckt er diese Tüte hinein.«
»Hmm«, machte Mikael Blomkvist.
»Dass er eine Tüte aus Ihrer Küche holt, ist wichtig.«
»Das ist eine Tüte von Konsum«, sagte Mikael. »Die heb ich immer auf, weil sie so schön groß sind.«
»Mach ich zu Hause auch. Das Wichtige daran ist natürlich, dass auf dieser Tüte Ihre Fingerabdrücke drauf sind. Danach holt er eine alte SMP aus Ihrer Tüte mit Papiermüll im Flur. Er reißt eine Seite heraus, um darin einen Gegenstand einzuwickeln, den er zuoberst in Ihren Kleiderschrank legt.«
»Hmm«, machte Mikael Blomkvist abermals.
»Dasselbe gilt für das Zeitungspapier. Ihre Fingerabdrücke befinden sich darauf.«
»Verstehe«, sagte Blomkvist.
»Ich bin gegen fünf in Ihre Wohnung gefahren und fand dort in Ihrem Lautsprecher ungefähr hundertachtzig Gramm Kokain. Ich habe eine Probe von einem Gramm genommen, die ich hier habe.«
Sie legte eine durchsichtige Hülle für Beweismaterial auf den Konferenztisch.
»Und im Kleiderschrank?«, wollte Mikael wissen.
»Ungefähr 120 000 Kronen in bar.«
Armanskij bedeutete Susanne Linder mit einer Geste, dass sie den Fernseher ausschalten sollte. Dann sah er Fräklund an.
»Mikael Blomkvist dealt also mit Kokain«, sagte Fräklund gutmütig.
»Das ist eine Gegenmaßnahme«, stellte Mikael Blomkvist fest.
»Eine Gegenmaßnahme?«
»Die haben gestern herausgefunden, dass die Druckerei bewacht wird.«
Er erzählte, was er von Monica Figuerola über Sandbergs Ausflug nach Morgongåva erfahren hatte.
»Fleißiger kleiner Dreckskerl«, meinte Sonny Bohman.
»Aber warum denn gerade jetzt?«
»Anscheinend machen sie sich Sorgen, was Millennium publizieren wird, wenn der Prozess beginnt«, vermutete Fräklund. »Wenn Blomkvist wegen Kokainhandels erwischt wird, nimmt seine Glaubwürdigkeit enormen Schaden.«
Susanne Linder nickte. Mikael Blomkvist schien noch Zweifel zu haben.
»Also, wie wollen wir damit umgehen?«, fragte Armanskij.
»Im Moment machen wir gar nichts«, schlug Fräklund vor. »Wir haben hier schließlich alle Trümpfe in der Hand. Wir haben einen wunderbaren Beweis, wie Sandberg das Kokain in Ihre Wohnung schmuggelt, Mikael. Lassen wir die Falle doch einfach zuschnappen. Wir können Ihre Unschuld ja sofort beweisen, außerdem ist das ein Beweis für die kriminelle Vorgehensweise der Sektion. Ich wäre ja zu gern Staatsanwalt, wenn diese Gauner vor Gericht stehen.«
»Ich weiß nicht«, sagte Mikael Blomkvist zögernd. »Die Gerichtsverhandlung beginnt übermorgen. Millennium erscheint am Freitag, dem dritten Tag des Prozesses. Wenn die mich wegen Kokainhandels in die Pfanne hauen wollen, dann müssten sie das noch vorher tun … und dann kann ich nicht mehr erklären, wie es dazu gekommen ist, bevor das Heft erscheint.«
»Mit anderen Worten, es gibt gute Gründe für Sie, diese Woche unsichtbar zu bleiben«, schlug Armanskij vor.
»Na ja … ich muss ja auch mit TV4 zusammenarbeiten und noch so einige andere Vorbereitungen treffen. Das käme mir ziemlich ungelegen …«
»Warum denn gerade jetzt?«, fragte Susanne Linder plötzlich.
»Wie meinen Sie das?«, wollte Armanskij wissen.
»Sie hatten drei Monate Zeit, um Blomkvist mit Schmutz zu bewerfen. Warum handeln sie erst jetzt? Egal was sie tun, die Veröffentlichung können sie jetzt doch sowieso nicht mehr verhindern.«
Für einen Moment herrschte Schweigen am Tisch.
»Könnte ja sein, dass sie nicht wissen, was Sie veröffentlichen
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