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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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die Uhr und klappte schnell sein iBook zu. Nachdem er seine Tasche gepackt hatte, ging er zur Rezeption und checkte aus. Er bezahlte mit Kreditkarte und nahm sich ein Taxi zum Göteborger Hauptbahnhof.
     
    Mikael Blomkvist ging direkt in den Speisewagen, wo er sich Kaffee und ein belegtes Brötchen bestellte. Er öffnete erneut sein iBook und las den Text durch, den er in den Morgenstunden geschrieben hatte. Er war so vertieft in die Formulierungen der Zalatschenko-Geschichte, dass er Kriminalinspektorin Sonja Modig gar nicht bemerkte, bis sie sich räusperte und fragte, ob sie ihm Gesellschaft leisten dürfe. Er blickte auf und klappte den Laptop zu.
    »Auf dem Heimweg?«, erkundigte sich Modig.
    Er nickte.
    »Sie anscheinend auch.«
    Sie nickte.
    »Mein Kollege bleibt noch einen Tag.«
    »Haben Sie etwas über Lisbeth Salanders Zustand gehört? Ich habe nur geschlafen, nachdem ich Sie zum letzten Mal gesehen habe.«
    »Sie ist erst gestern Abend aufgewacht. Aber die Ärzte glauben, dass sie durchkommt und wieder ganz gesund wird. Sie hat unglaubliches Glück gehabt.«
    Blomkvist nickte wieder. Auf einmal fiel ihm auf, dass er sich gar keine Sorgen um sie gemacht hatte. Er war fest davon ausgegangen, dass sie überleben würde. Alles andere war undenkbar.
    »Ist noch irgendwas anderes von Interesse passiert?«, wollte er wissen.
    Sonja Modig betrachtete ihn zweifelnd. Sie fragte sich, wie viel sie diesem Journalisten anvertrauen konnte, der ja in der Tat mehr von der ganzen Geschichte wusste als sie. Andererseits hatte sie sich an seinen Tisch gesetzt, und rund hundert Reporter hatten sicher längst herausgefunden, was im Polizeipräsidium vor sich ging.
    »Ich möchte nicht zitiert werden«, begann sie.
    »Ich frage aus rein persönlichem Interesse.«
    Sie nickte und erklärte, dass die Polizei im ganzen Land per Großeinsatz nach Ronald Niedermann fahndete, vor allem in der Gegend um Malmö.
    »Und Zalatschenko? Haben Sie den schon verhört?«
    »Ja, wir haben ihn vernommen.«
    »Und?«
    »Das kann ich nicht erzählen.«
    »Kommen Sie schon, Sonja. Ungefähr eine Stunde nachdem ich in Stockholm die Redaktion betreten habe, werde ich genau wissen, worüber Sie gesprochen haben. Und ich werde kein Wort von dem schreiben, was Sie mir hier erzählen.«
    Sie zögerte lange, bevor sie ihm in die Augen sah.
    »Er hat Anzeige gegen Lisbeth Salander erstattet, weil sie angeblich versucht hat, ihn umzubringen. Vielleicht wird sie in Untersuchungshaft genommen wegen schwerer Körperverletzung oder auch versuchten Mordes.«
    »Und sie wird sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auf ihr Recht auf Notwehr berufen.«
    »Ich hoffe es«, sagte Sonja Modig.
    Mikael fasste sie scharf ins Auge.
    »Das klang jetzt aber nicht sehr polizeigemäß«, sagte er abwartend.
    »Bodin … Zalatschenko ist aalglatt und hat auf jede Frage eine Antwort parat. Ich bin völlig überzeugt, dass es sich im Großen und Ganzen so verhält, wie Sie es uns gestern geschildert haben. Das bedeutet, dass Salander seit ihrem zwölften Lebensjahr mehr oder weniger ununterbrochen Opfer eines Justizirrtums war.«
    Mikael nickte.
    »Mit dieser Story werde ich an die Öffentlichkeit gehen«, sagte er.
    »Diese Story wird in gewissen Lagern nicht unbedingt auf Begeisterung stoßen.«
    Sie zögerte abermals. Mikael wartete.
    »Ich habe vor einer halben Stunde mit Bublanski telefoniert. Er sagt nicht allzu viel, aber die polizeilichen Ermittlungen gegen Salander wegen der Morde an Ihren Freunden scheinen eingestellt worden zu sein. Jetzt konzentriert man sich voll auf Niedermann.«
    »Was bedeutet, dass …«
    Er ließ die Frage im Raum stehen. Sonja Modig zuckte die Achseln.
    »Wer wird die Ermittlungen im Fall Salander leiten?«
    »Ich weiß es nicht. Die Geschichte in Gosseberga ist wohl in erster Linie Sache der Kollegen in Göteborg. Aber ich denke, dass auch jemand in Stockholm den Auftrag bekommen wird, vor einer Anklage das gesamte Material zusammenzustellen.«
    »Verstehe. Wollen wir wetten, dass die Ermittlungen an die SiPo weitergeleitet werden?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Kurz vor Alingsås beugte sich Mikael ihr entgegen.
    »Sonja … ich glaube, Sie verstehen, wie hier der Hase läuft. Wenn die Zalatschenko-Geschichte an die Öffentlichkeit kommt, gibt es einen Skandal erster Güte. SiPo-Aktivisten haben mit einem Psychiater zusammengearbeitet, um Salander ins Irrenhaus zu sperren. Ihre einzige Chance besteht darin, hartnäckig bei der

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