Vergebung
der der Verteidigung nicht zugänglich ist?«
»Darauf kann ich Ihnen keine Antwort geben«, wich Teleborian aus. »Im Zusammenhang mit dem rechtspsychiatrischen Gutachten, das ich 1991 nach Frau Salanders Mordversuch an ihrem Vater erstellt habe, durfte ich Einblick in Teile der Ermittlungen nehmen.«
»Hat Staatsanwalt Ekström diesen Ermittlungsbericht auch lesen dürfen?«
Ekström wand sich und strich sich über den Bart. Mittlerweile war ihm klar geworden, dass er Annika Giannini unterschätzt hatte. Grund zum Lügen hatte er jedoch nicht.
»Ja, ich habe ihn gelesen.«
»Warum hat die Verteidigung keinen Zugang zu diesem Material bekommen?«
»Ich habe es als irrelevant für diesen Prozess eingestuft.«
»Könnten Sie so nett sein und mir verraten, wie es dazu kam, dass Sie diesen Ermittlungsbericht in die Hände bekamen? Als ich mich an die Polizei wandte, wurde mir mitgeteilt, ein solcher Bericht existiere nicht.«
»Die Ermittlungen wurden von der Sicherheitspolizei durchgeführt.«
»Die SiPo hat also in einem Fall von schwerer Misshandlung einer Frau ermittelt und beschlossen, den Ermittlungsbericht als geheim einzustufen?«
»Das lag am Täter … Alexander Zalatschenko. Er war ein politischer Flüchtling.«
»Wer hat die Ermittlungen geführt?«
Schweigen.
»Ich höre nichts. Welcher Name stand auf dem Vorsatzblatt?«
»Sie wurden von Gunnar Björck von der Auslandsabteilung der RPF/Sich geleitet.«
»Danke. Handelt es sich um denselben Gunnar Björck, der nach Angaben meiner Mandantin in Zusammenarbeit mit Dr. Teleborian ihr rechtspsychiatrisches Gutachten gefälscht hat?«
»Ich nehme es an.«
Nun wandte Annika Giannini ihre Aufmerksamkeit wieder Dr. Teleborian zu.
»1991 beschloss ein Gericht, Lisbeth Salander in eine psychiatrische Kinderklinik zu sperren. Wie kam das Gericht zu diesem Beschluss?«
»Das Gericht hat die Taten und den Geisteszustand Ihrer Mandantin sorgfältig beurteilt - sie hatte immerhin versucht, ihren Vater mit einer Brandbombe zu töten. Das ist keine Beschäftigung, mit der normale Teenager sich abgeben würden, egal ob sie tätowiert sind oder nicht.«
Dr. Teleborian lächelte höflich.
»Und worauf gründete das Gericht seine Beurteilung? Wenn ich das richtig verstanden habe, hatte man damals nur ein einziges rechtsmedizinisches Gutachten. Und das war von Ihnen und einem Polizisten namens Gunnar Björck abgefasst worden.«
»Nun reden wir wieder von Frau Salanders Verschwörungstheorien, Frau Giannini. Hier muss ich …«
»Entschuldigen Sie, aber ich habe meine Frage noch nicht gestellt«, fiel Annika Giannini ihm ins Wort und wandte sich dann wieder an Holger Palmgren. »Herr Palmgren, wir sprachen vorhin davon, dass Sie Dr. Teleborians Chef, den Oberarzt Caldin, getroffen hatten.«
»Ja. Man hatte mich zu Lisbeth Salanders Vormund bestellt. Damals hatte ich sie erst einmal ganz flüchtig gesehen. Wie alle anderen hatte ich den Eindruck, dass sie psychisch schwer krank war. Aber da es zu meinem Auftrag gehörte, habe ich mich nach ihrem allgemeinen Gesundheitszustand erkundigt.«
»Und was hat Oberarzt Caldin gesagt?«
»Sie war ja Dr. Teleborians Patientin, und Dr. Caldin hatte ihr keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, abgesehen von ein paar Routineuntersuchungen. Erst nach über einem Jahr begann ich die Diskussion, ob man sie nicht rehabilitieren und wieder in die Gesellschaft integrieren sollte. Ich schlug eine Pflegefamilie vor. Was genau in St. Stefan geschah, kann ich Ihnen nicht sagen, aber irgendwann, als Lisbeth schon knapp ein Jahr in der Klinik war, begann Dr. Caldin sich für sie zu interessieren.«
»Wie äußerte sich das?«
»Ich bemerkte, dass er sie ganz anders einschätzte als Dr. Teleborian. Er erzählte mir einmal, dass er beschlossen hatte, die eingefahrenen Behandlungsmethoden zu ändern. Ich begriff erst später, dass es dabei um die sogenannte Fixierung mit Fesselgurten ging. Er war der Ansicht, dass es dafür keine Veranlassung gab.«
»Er traf diese Entscheidung also gegen den Willen von Dr. Teleborian?«
»Entschuldigen Sie, aber das ist Hörensagen«, wandte Ekström ein.
»Nein«, widersprach Palmgren. »Nicht nur. Ich bat ihn um ein Gutachten, wie Lisbeth wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden könnte. Dr. Caldin selbst hat dieses Gutachten geschrieben. Ich habe es noch.«
Er reichte Annika Giannini ein Papier.
»Können Sie den Inhalt zusammenfassen?«
»Das ist ein Brief von Dr. Caldin an
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