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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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unerbittlich fort.
    »War es nicht so, dass Ihre Methoden bei der Behandlung meiner Mandantin im Nachhinein zu starken Meinungsverschiedenheiten zwischen Ihnen und Ihrem Chef, dem damaligen Oberarzt Johannes Caldin, führten?«
    »Nein … das war nicht so.«
    »Johannes Caldin ist vor ein paar Jahren verstorben und kann heute keine Zeugenaussage mehr machen. Doch befindet sich heute eine Person unter uns, die Oberarzt Caldin mehrfach getroffen hat. Nämlich mein Beisitzer Holger Palmgren.«
    Sie wandte sich an ihn.
    »Können Sie erzählen, wie es dazu kam?«
    Holger Palmgren räusperte sich. Er litt immer noch an den Folgeerscheinungen des Schlaganfalls und musste sich beim Sprechen sehr auf eine deutliche Aussprache konzentrieren.
    »Ich wurde zu Lisbeths Vormund bestellt, als ihre Mutter von ihrem Vater so schwer misshandelt wurde, dass sie eine dauerhafte Behinderung davontrug und sich nicht mehr um ihre Tochter kümmern konnte. Sie erlitt bleibende Hirnschäden, und es kam zu wiederholten Gehirnblutungen.«
    »Sie sprechen also von Alexander Zalatschenko?«
    »Richtig«, bestätigte Palmgren.
    Ekström räusperte sich.
    »Ich bitte zur Kenntnis zu nehmen, dass wir jetzt zu einem Thema kommen, das strengster Geheimhaltung unterliegt.«
    »Es kann ja wohl kaum ein Geheimnis sein, dass Alexander Zalatschenko Frau Salanders Mutter jahrelang misshandelte«, gab Annika Giannini zurück.
    Teleborian hob die Hand.
    »Die Sache ist jedoch nicht so selbstverständlich, wie Frau Giannini sie gerade darstellt.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Es steht völlig außer Frage, dass Frau Salander eine Familientragödie miterleben musste, dass es einen Auslöser für die schwere Körperverletzung von 1991 gab. Aber es gibt in der Tat keine Beweise, die belegen würden, dass sich diese Situation über mehrere Jahre hingezogen hätte, wie Frau Giannini behauptet. Es mag vereinzelte Vorfälle gegeben haben oder einen Streit, der aus dem Ruder lief. Um die Wahrheit zu sagen, es gibt nicht einmal Beweise, dass es tatsächlich Herr Zalatschenko war, der die Mutter so misshandelte. Wir haben Aussagen, dass sie sich prostituiert hat, und es können durchaus andere Täter in Betracht kommen.«
     
    Annika Giannini sah Peter Teleborian verblüfft an. Einen Moment lang wirkte sie völlig sprachlos. Dann konzentrierte sie ihren Blick wieder.
    »Können Sie diesen Gedanken bitte noch ein bisschen weiterführen?«, bat sie.
    »Ich meine damit, dass wir nichts als Frau Salanders Aussage in dieser Sache haben.«
    »Und?«
    »Erstens waren es zwei Geschwister. Lisbeths Schwester Camilla hat solche Behauptungen niemals erhoben. Sie leugnete sogar, dass es zu solchen Vorfällen gekommen sei. Wenn es tatsächlich Misshandlungen in dem Umfang gegeben haben sollte, wie es Ihre Mandantin behauptet, dann hätte es auf jeden Fall dem Sozialamt oder einer anderen Behörde auffallen müssen.«
    »Liegt irgendein Protokoll eines Verhörs mit Camilla Salander vor, in das wir Einblick nehmen könnten?«
    »Verhör?«
    »Haben Sie irgendwelche Beweise dafür, dass Camilla Salander überhaupt gefragt wurde, was bei ihr zu Hause geschah?«
    Lisbeth rutschte plötzlich auf ihrem Stuhl hin und her, als der Name ihrer Schwester fiel. Sie warf Annika Giannini einen Blick zu.
    »Ich gehe davon aus, dass das Sozialamt eine Untersuchung durchgeführt hat …«
    »Eben haben Sie noch behauptet, Camilla Salander habe niemals angegeben, dass Alexander Zalatschenko ihre Mutter misshandelt hätte, dass sie es sogar leugnete. Das war eine kategorische Feststellung. Woher haben Sie diese Angaben?«
    Plötzlich war Peter Teleborian für ein paar Sekunden ganz still. Annika Giannini sah, dass sich seine Augen veränderten, als ihm dämmerte, was für einen Fehler er gerade gemacht hatte. Er verstand ganz genau, worauf sie hinauswollte, aber es gab keinen Weg, die Frage zu umschiffen.
    »Ich glaube mich zu erinnern, dass dies aus den polizeilichen Ermittlungen hervorging«, meinte er schließlich.
    »Sie glauben sich zu erinnern … Ich selbst habe angestrengt nach polizeilichen Ermittlungen zu den Geschehnissen in der Lundagatan gesucht, dem Anschlag, bei dem Alexander Zalatschenko so schwere Brandverletzungen davontrug. Das Einzige, was ich bekam, war einer der knappen Berichte, der von der Polizei gleich vor Ort abgefasst wird.«
    »Das ist schön möglich …«
    »Ich würde also gern wissen, wie es kommt, dass Sie einen polizeilichen Ermittlungsbericht gelesen haben,

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