Vergebung
darstellt. Außerdem glaube ich nicht, dass Wadensjöö den Schneid hat, das zu tun, was zu tun ist.«
Clinton nickte. Er lächelte schwach.
»Die Operation muss an zwei Fronten durchgeführt werden. Zum einen geht es um Zalatschenko. Ich muss ihn zur Räson bringen, und ich glaube, ich weiß, wie ich das schaffe. Alles andere muss von Stockholm aus erledigt werden. Das Problem ist nur, dass ich in der Sektion keinen damit beauftragen kann. Ich brauche dich, damit du das Kommando übernimmst. Ein letzter Einsatz. Jonas Sandberg und Georg Nyström machen die Laufarbeit. Du leitest die Operation.«
»Du weißt nicht, was du da von mir verlangst.«
»Doch … ich weiß, was ich verlange. Und du musst selbst entscheiden, ob du einspringst oder nicht. Aber entweder müssen wir alten Haudegen den Karren aus dem Dreck ziehen, oder die Sektion hört in ein paar Wochen auf zu existieren.«
Clinton legte den Ellbogen auf die Sofalehne und stützte den Kopf in die Handfläche. Er überlegte zwei Minuten.
»Erzähl mir von deinem Plan«, sagte er schließlich.
Evert Gullberg und Fredrik Clinton redeten fast zwei Stunden lang.
Wadensjöö riss die Augen auf, als Gullberg mit Fredrik Clinton im Schlepptau wieder eintraf. Clinton sah aus wie ein Skelett. Er konnte anscheinend nur mühsam gehen und atmen und musste sich mit einer Hand auf Gullbergs Schulter abstützen.
»Was um alles in der Welt …«, begann Wadensjöö.
»Machen wir weiter mit unserer Besprechung«, schnitt Gullberg ihm schroff das Wort ab.
Sie versammelten sich wieder am Tisch in Wadensjöös Chefzimmer. Clinton sank wortlos auf den Stuhl, der ihm angeboten wurde.
»Ihr kennt alle Fredrik Clinton«, sagte Gullberg.
»Ja«, antwortete Wadensjöö. »Die Frage ist nur, was tut er hier?«
»Clinton hat beschlossen, in den aktiven Dienst zurückzukehren. Er wird die operative Einheit der Sektion leiten, bis die gegenwärtige Krise überwunden ist.«
Gullberg hob die Hand, um Wadensjöös Protesten zuvorzukommen.
»Clinton ist müde. Er wird Hilfe brauchen. Er muss regelmäßig ins Krankenhaus zur Dialyse. Wadensjöö, du heuerst zwei persönliche Assistenten an, die ihm in allen praktischen Dingen zur Hand gehen können. Aber eines muss ganz klar sein: In dieser Angelegenheit trifft einzig und allein Clinton die Entscheidungen.«
Er verstummte und wartete. Keine Einwände.
»Ich habe einen Plan, aber es kommt ganz darauf an, wie entschlussfreudig ihr heutzutage in der Sektion seid.«
Wadensjöö empfand Gullbergs Worte offenbar als Herausforderung.
»Erzähl.«
»Erstens: Wie wir mit der Polizei umgehen, haben wir schon besprochen. Wir versuchen, die beteiligten Polizisten zu isolieren, indem wir die weiteren Ermittlungen auf ein Nebengleis umleiten, nämlich die Jagd auf Niedermann. Das wird Nyströms Aufgabe sein. Egal was passiert, Niedermann ist nicht so wichtig. Und wir sorgen dafür, dass Faste mit den Ermittlungen in Sachen Salander betraut wird.«
»Das dürfte nicht allzu schwierig werden«, meinte Nyström. »Ich werde umgehend ein diskretes Gespräch mit Staatsanwalt Ekström führen.«
»Wenn er sich querstellt …«
»Ich glaube nicht, dass er das tun wird. Er ist ein Karrieremensch und schaut vor allem darauf, was ihm selbst Nutzen bringt. Aber mir fällt wahrscheinlich auch irgendein Hebel ein für den Fall, dass er Schwierigkeiten macht. Es wäre ihm bestimmt zuwider, in einen Skandal verwickelt zu werden.«
»Gut. Zweiter Schritt: Millennium und Mikael Blomkvist. Deswegen kehrt Clinton in den Dienst zurück. Hier sind außergewöhnliche Maßnahmen erforderlich.«
»Das wird mir wahrscheinlich nicht besonders gefallen«, meinte Wadensjöö.
»Wahrscheinlich nicht, aber Millennium kann man nicht so einfach manipulieren. Doch die Bedrohung, die von dieser Zeitschrift ausgeht, gründet sich einzig und allein auf Björcks Bericht von 1991. Ich würde sagen, dass dieser Bericht momentan zwei, vielleicht auch drei verschiedenen Stellen vorliegt. Lisbeth Salander hat ihn gefunden, aber Mikael Blomkvist hat ihn irgendwie in die Finger gekriegt. Das bedeutet, es gab irgendeinen Kontakt zwischen Blomkvist und Salander, während sie auf der Flucht war.«
Clinton hielt einen Finger hoch und sagte die ersten Worte, seit er gekommen war.
»Das sagt uns auch etwas über den Charakter des Gegners. Blomkvist hat keine Angst, Risiken einzugehen. Denkt an die Wennerström-Affäre.«
Gullberg nickte.
»Blomkvist hat den Bericht seiner
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