Vergebung
isolieren?«, fragte Sandberg.
Wadensjöö zündete sich einen neuen Zigarillo an.
»Ekström ist ja der Leiter der Voruntersuchung …«
»Aber Bublanski hat das Kommando«, sagte Nyström.
»Ja, aber gegen einen administrativen Beschluss von oben kann auch er nichts ausrichten.« Wadensjöö wirkte nachdenklich. Er sah Gullberg an. »Du hast mehr Erfahrung als ich, aber diese Geschichte hat so viele Fäden und Nebenstränge … Mir scheint es das Klügste, Bublanski und Modig vom Fall Salander abzuziehen.«
»Gut, Wadensjöö«, sagte Gullberg. »Und genau das werden wir auch tun. Bublanski ist Leiter der Ermittlungen hinsichtlich der Morde an Bjurman und dem Paar aus Enskede. Salander spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Jetzt geht es darum, diesen Deutschen, Niedermann, dingfest zu machen. Also sollen Bublanski und sein Team sich auf die Ergreifung von Niedermann konzentrieren.«
»Okay.«
»Salander ist einfach nicht mehr ihre Angelegenheit. Dann sind da noch die Ermittlungen in Nykvarn … es handelt sich ja um drei ältere Morde. Und es besteht eine Verbindung zu Niedermann. Die Ermittlungen fallen in den Zuständigkeitsbereich der Polizei Södertälje, das muss aber zu einer einzigen Ermittlung zusammengefasst werden. Also dürfte Bublanski erst mal alle Hände voll zu tun haben. Wer weiß … vielleicht fasst er ja diesen Niedermann.«
»Hmm.«
»Dieser Faste … kann man ihn nicht überreden, wieder in den Dienst zurückzukehren? Es klingt doch so, als wäre er die geeignete Person, um herauszufinden, was an dem Verdacht gegen Salander dran ist.«
»Ich verstehe deinen Gedankengang«, sagte Wadensjöö. »Es geht darum, dass wir Ekström dazu bringen, die beiden Angelegenheiten zu trennen. Aber das setzt voraus, dass wir Ekström unter Kontrolle bekommen.«
»Das dürfte kein allzu großes Problem sein«, sagte Gullberg. Er warf einen Blick zu Nyström hinüber, und der nickte.
»Ich kann mich um Ekström kümmern«, schlug Nyström vor. »Ich schätze, er sitzt grade in seinem Büro und wünscht sich, er hätte den Namen Zalatschenko niemals gehört. Er hat Björcks Bericht sofort abgeliefert, als die Sicherheitspolizei ihn darum gebeten hat, und er hat schon gesagt, dass er selbstverständlich allen Aufforderungen nachkommen wird, wenn es um die Sicherheit des Landes geht.«
»Was hast du vor?«, fragte Wadensjöö misstrauisch.
»Lasst mich mal ein Szenario entwerfen«, sagte Nyström. »Ich würde sagen, wir erklären ihm in aller Ruhe, was er tun muss, um zu vermeiden, dass seine Karriere ein abruptes Ende nimmt.«
»Kommen wir zum dritten Aspekt unseres Problems«, schaltete sich Gullberg wieder ein. »Die Polizei hat Björcks Bericht ja nicht selbst gefunden … sondern ihn von einem Journalisten bekommen. Und wie ihr sicher alle wisst, sind die Medien in diesem Zusammenhang ein echtes Problem. Ich sage nur: Millennium .«
Nyström schlug sein Notizbuch auf.
»Mikael Blomkvist«, fügte er hinzu.
Alle am Tisch hatten natürlich von der Wennerström-Affäre gehört und kannten den Namen Mikael Blomkvist.
»Dag Svensson, der ermordete Journalist, arbeitete für Millennium . Er saß gerade an einer Story über Mädchenhandel. So ist er auch auf Zalatschenko gestoßen. Mikael Blomkvist fand die Leiche von Dag Svensson. Außerdem kennt er Lisbeth Salander und hat die ganze Zeit an ihre Unschuld geglaubt.«
»Wie zum Teufel ist es möglich, dass er Zalatschenkos Tochter kennt? Das scheint mir doch ein arger Zufall zu sein.«
»Wir glauben nicht, dass es ein Zufall war«, fuhr Wadensjöö fort. »Wir glauben, dass Salander das Bindeglied zwischen ihnen allen ist. Wir kennen zwar nicht die Einzelheiten, aber das ist die einzig logische Erklärung.«
Gullberg malte schweigend konzentrische Kreise auf seinen Block. Schließlich blickte er auf.
»Ich muss eine Weile über diese ganze Geschichte nachdenken. Ich gehe jetzt mal spazieren. In einer Stunde treffen wir uns wieder.«
Gullbergs Ausflug dauerte nicht eine, sondern fast vier Stunden. Nach knapp zehn Minuten war er auf ein Café gestoßen, in dem jede Menge seltsamer Kaffeegetränke angeboten wurden. Er bestellte sich einen ganz gewöhnlichen schwarzen Kaffee und setzte sich an einen Ecktisch in der Nähe der Tür. Er grübelte intensiv und versuchte, die verschiedenen Aspekte des Problems herauszuarbeiten. In regelmäßigen Abständen notierte er sich ein paar Stichworte.
Nach anderthalb Stunden hatte ein Plan Gestalt
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