Vergebung
Zalatschenko.«
Georg Nyström räusperte sich.
»Als wir gemerkt haben, dass der Bericht nach draußen gelangt und bei der Polizei gelandet ist, habe ich sofort entsprechende Maßnahmen ergriffen. Mithilfe des Juristen Forelius von der RPF/Sich habe ich bei der Staatsanwaltschaft erwirkt, dass der Bericht von der Polizei zurückgegeben werden musste - und dass er weder weitergegeben noch kopiert werden darf.«
»Wie viel weiß der Staatsanwalt?«, wollte Gullberg wissen.
»Gar nichts. Er handelt auf offiziellen Antrag der RPF/Sich. Da es um Material geht, das als streng geheim eingestuft worden ist, blieb ihm keine Wahl.«
»Gut. Wer von der Polizei hat den Bericht gelesen?«
»Er lag in zwei Kopien vor, die von Bublanski, seiner Kollegin Sonja Modig und schließlich dem Leiter der Voruntersuchung, Richard Ekström, gelesen wurden. Wir können wohl davon ausgehen, dass noch zwei weitere Polizisten …«, Nyström blätterte in seinen Aufzeichnungen, »… ein gewisser Curt Svensson und ein Jerker Holmberg ebenfalls mit dem Inhalt vertraut sind.«
»Also vier Polizisten und ein Staatsanwalt. Was wissen wir über sie?«
»Der Staatsanwalt, Ekström, ist 42. Ein neuer Star am Juristenhimmel. Er war Mitglied von Untersuchungskommissionen des Justizministeriums und hat ein paar aufsehenerregende Fälle gehabt. Übereifrig. PR-bewusst. Karrieremacher.«
»Sozi?«, erkundigte sich Gullberg.
»Vermutlich. Aber nicht aktiv.«
»Dieser Bublanski leitet die Ermittlungen. Ich habe ihn bei einer Pressekonferenz im Fernsehen gesehen. Wohlzufühlen schien er sich vor den Kameras nicht.«
»Er ist 52 und kann schon auf eine außergewöhnlich erfolgreiche Laufbahn zurückblicken. Hat aber auch den Ruf eines Querkopfs. Er ist Jude und ziemlich orthodox.«
»Und diese Frau … wer ist das?«
»Sonja Modig. Verheiratet, 39 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern. Sie hat ziemlich schnell Karriere gemacht. Als ich mit Peter Teleborian sprach, beschrieb er sie als äußerst emotional.«
»Okay.«
»Curt Svensson ist ein ziemlich harter Bursche, 38 Jahre alt. Kommt aus Gängenheten in Söderort und erregte einiges Aufsehen, als er vor ein paar Jahren einen Kleingangster erschossen hat. Wurde jedoch von allen Anklagepunkten freigesprochen. Den hatte Bublanski übrigens auch losgeschickt, um Gunnar Björck festzunehmen.«
»Verstehe. Behalt das mit dem Kleingangster mal im Hinterkopf. Vielleicht werden wir darauf angewiesen sein, Bublanskis Truppe in zweifelhaftes Licht zu rücken. Und der Letzte?«
»Jerker Holmberg. 55. Kommt aus Norrland und ist eigentlich auf Spurensicherung am Tatort spezialisiert. Man hat ihm vor ein paar Jahren angeboten, sich weiterzubilden und als Kommissar Karriere zu machen, aber er lehnte ab. Anscheinend fühlt er sich wohl in seinem Job.«
»Ist einer von denen politisch aktiv?«
»Nein. Holmbergs Vater war in den 70er-Jahren Gemeinderat für die Zentrumspartei.«
»Hmm. Das scheint ja eine recht harmlose Gruppe zu sein. Wir sollten aber davon ausgehen, dass sie als Team ziemlich fest zusammengeschweißt sind. Können wir sie irgendwie isolieren?«
»Es gibt da noch einen fünften Polizisten, der auch in die Geschichte verwickelt war«, erwähnte Nyström. »Hans Faste, 47 Jahre alt. Ich habe aufgeschnappt, dass sich Faste und Bublanski heftig entzweit haben. Und zwar so ernst, dass Faste sich hat krankschreiben lassen.«
»Was wissen wir über ihn?«
»Als ich nachgefragt habe, waren die Reaktionen gemischt. Er kann auf einige Erfolge zurückblicken und hat nur wenige richtige Anmerkungen im Protokoll. Ein Profi. Aber er ist wohl schwierig im Umgang. Und wie es aussieht, ging es bei dem Streit mit Bublanski um Lisbeth Salander.«
»Inwiefern?«
»Faste schien sich in die Story mit der lesbischen Satanistenbande verbissen zu haben, über die die Zeitungen geschrieben hatten. Er hasst Salander und betrachtet ihre Existenz als persönliche Beleidigung. Wahrscheinlich steckt er hinter der Hälfte der Gerüchte. Von einem ehemaligen Kollegen habe ich gehört, dass er sich im Allgemeinen schwertut, mit Frauen zusammenzuarbeiten.«
»Interessant«, meinte Gullberg. Er überlegte kurz. »Da die Zeitungen ja schon über diese Lesbenbande geschrieben haben, könnte es doch passend sein, diesen Faden weiterzuspinnen. Das würde nämlich nicht gerade zu Salanders Glaubwürdigkeit beitragen.«
»Die Polizisten, die Björcks Bericht gelesen haben, sind also ein Problem. Können wir sie nicht irgendwie
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