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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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nachdenklich auf die Lippe.
    »Haben Sie eine Vermutung, wer Anna Gudbergsen so gehasst haben
könnte, dass sie sterben musste?«
    Das Ehepaar zuckte zusammen, und sie schüttelten beide den Kopf.
    Rebekka nickte ihnen freundlich zu.
    »Ich muss Sie das fragen: Wo waren Sie in der Nacht von Samstag auf
Sonntag?«
    »Wir waren zu Hause. Alle vier«, antwortete John Mathiesen mit
fester Stimme.
    »Wir haben wie üblich um sechs Uhr zu Abend gegessen und uns
anschließend gemeinsam im Fernsehen einen Film angesehen, dann sind wir ins
Bett gegangen. Das heißt – ich bin zuletzt ins Bett gegangen, ich glaube, es
war gegen Mitternacht. Ich habe noch die Buchführung für die Kirche gemacht.«
Er hob das Kinn und sah sie beide fest an.
    »Das stimmt«, sagte Jane Mathiesen. »Ich habe noch nicht geschlafen,
als John ins Bett kam.«
    »Warum war Erik nicht mit Anna in der Diskothek Jimbalaya?«
    »Weil Diskotheken nichts für Erik sind. Er ist mehr ein
Familienmensch – so wie wir«, erklärte John Mathiesen.
    »Haben Erik und Anna miteinander geschlafen?«
    »Aber mit Sicherheit nicht. Bei uns schläft man erst miteinander,
wenn man verheiratet ist.« Die Antwort kam prompt. Jane Mathiesen schien
verärgert über die Frage.
    Michael lehnte sich im Stuhl zurück.
    »Was ist mit Kristian? Wo war er?«
    John Mathiesen kniff die Augen zusammen.
    »Er war wohl in seiner Wohnung. Er wollte zu einem Bibelabend mit
ein paar Freunden.«
    Jane Mathiesen nickte eifrig.
    »Das ist richtig. Er war auf einem Treffen bei Mathias, einem jungen
Mann aus unserer Gemeinde, und anschließend ist er direkt nach Hause gegangen.
So wie immer«, fügte sie hinzu.
    Rebekka legte das Gesicht in ernste Falten.
    »Wie Sie bestimmt in den Zeitungen gelesen haben, wurde Anna
Gudbergsen mit einem zwanzig Zentimeter langen Küchenmesser ermordet. Fehlt
Ihnen so eins?«
    John Mathiesen sah aufrichtig erschrocken aus. Er guckte seine Frau
fragend an, die den Kopf schüttelte.
    »Nein, bei uns fehlt kein Messer, und wir haben auch absolut nichts
mit dem Mord an Anna zu tun. Wir haben sie gemocht, verstehen Sie. Sie war wie
die Tochter für uns, die wir nie bekommen haben.«
    Bei dem Satz traten ihr die Tränen in die Augen. Sie trauert, dachte
Rebekka, oder sie ist eine verdammt gute Schauspielerin.
    Michael hob bedauernd die Hände.
    »Wir müssen diese Fragen leider stellen. Das verstehen Sie
bestimmt?«
    Beide nickten, wirkten aber trotzdem nicht überzeugt.
    »Spielen Sie Golf?« Rebekka sah beide an.
    »Für diese Art Freizeitinteressen haben wir wirklich keine Zeit. Wir
setzen all unsere Kräfte für die Kirche ein«, sagte Jane Mathiesen.
    John Mathiesen schien langsam verärgert. Als wäre die Unterhaltung
ein notwendiges Übel, das er gerne hinter sich bringen wollte.
    »Mein Schwiegervater, Knud Bækkegaard, hat als junger Mann Golf
gespielt. Er war ein ziemlich guter Spieler, aber das ist viele Jahre her. Er
wird schließlich bald dreiundachtzig«, sagte er und fügte kühl hinzu: »Aber ich
verstehe nicht, was das mit dem Fall zu tun hat.«
    »Hat er seine Golfschläger noch?«, wollte Rebekka wissen, und das
Ehepaar konnte die Frage weder bejahen noch verneinen.
    »Gut.« Rebekka richtete sich auf. »Danke, dass Sie sich die Zeit
genommen haben, hierherzukommen und unsere Fragen zu beantworten. Rufen Sie uns
an, wenn Ihnen doch noch etwas einfällt, das für die Ermittlung wichtig sein
könnte, auch wenn es Ihnen bedeutungslos erscheint.«
    Beide nickten freundlich, standen auf und gingen zur Tür.
    »Ich … oder richtiger die Kirche hat ja das alte Bürgerhaus in der
Algade gekauft.« John Mathiesen sah stolz aus. »Sie müssen einmal vorbeikommen
und es sich ansehen. Wir sind dabei, das Gebäude zu restaurieren. Es wird sehr
schön.«
    Jane Mathiesen strahlte.
    »Ja, in der Tat. Es wird das schönste Gebäude der Stadt. Sie sind
herzlich willkommen.«
    »Danke. Es kann sein, dass wir Sie beim Wort nehmen«, sagte Rebekka.
Ihr knurrte vor Hunger der Magen.
    »Übrigens, gibt es jemanden in Ihrer Familie, dessen Name mit einem
P beginnt oder der einen Kosenamen mit P hat?« Michael erhob sich. Er wirkte riesig
in dem engen Büro.
    Das Ehepaar blieb wie erstarrt in der Tür stehen, sichtlich verwirrt
über die Frage.
    »Mit P? Nein, eigentlich nicht.« Sie sahen sich lange an, eine
qualvolle Pause entstand.
    »Manchmal nennen wir Kristian Poltergeist, vor allem als er noch
klein war. Er war so wild, ein richtiger kleiner Schelm; aber heute

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