Vergeltung
und versuchte,
versöhnlich zu klingen.
Sie suchte im Handschuhfach nach guter Musik, fand eine CD mit
Klassik und legte sie auf. Sanfte Töne breiteten sich im Auto aus, und die
restliche Fahrt verlief in einer angenehmen, entspannten Stimmung.
—
Alex erwachte von dem
Geräusch von berstendem Glas. Er drehte sich auf die andere Seite um und zog
sich die dünne Steppdecke über den Kopf, der sich immer noch schwer anfühlte
und wehtat.
Vor seiner Tür polterte es. Er
blinzelte unter der Decke hervor, versuchte, sich im Dunkeln zu orientieren. Es
war tiefste Nacht, und die Alten oben mussten längst ins Bett gegangen sein.
Der Wecker zeigte 1.23 Uhr. Alex schloss fest die Augen, wünschte sich, wieder
in den Schlaf zu sinken, doch nun hörte er knirschende Schritte im
Heizungskeller. Er riss die Augen auf und lag mit angehaltenem Atem unbeweglich
in seinem Bett. Jetzt entfernte sich das Geräusch. Er lauschte. Seine Augen
hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und er konnte die Konturen des Zimmers
erahnen. Den schmalen Schrank, den Schreibtisch, das Regal, in dem nur wenige
Bücher standen.
Es blieb still. Er stand auf und schlich sich zur Tür, öffnete sie
ein wenig und spähte hinaus. Der Heizungskeller war dunkel. Er huschte hinaus
und war erst zwei Schritte gegangen, als er in etwas Scharfes trat. Der Schmerz
fuhr in seinen Fuß. Er fluchte laut und humpelte zum Lichtschalter bei der
Treppe, die ins Haus hochführte. Sekunden später war der Raum hell erleuchtet,
und er sah, dass die Tür vom Garten in den Keller eingeschlagen worden und der
Boden mit Glas bedeckt war. Er bückte sich, er hatte sich eine große Scherbe in
den Fußballen getreten. Rotes Blut tropfte auf den grauen Zementboden. Er zog
die Glasscherbe vorsichtig heraus, während er vor Schmerzen laut stöhnte. Er
wollte gerade in sein Zimmer zurückhinken, als er ihn sah. Den Golfschläger. Er
lag unter der Treppe.
Er humpelte langsam zu der Treppe, während das Blut weiter aus der
Wunde tropfte. Er hob den Golfschläger auf und sah ihn verwundert an. Er war
schön, mit Metallbeschlägen und bestimmt alt. Einen Augenblick runzelte er die
Stirn. Normalerweise lag kein Golfschläger unter der Treppe, und soweit er
wusste, spielten weder Frau noch Herr Larsson Golf. Alex ließ die Hand über den
Schläger bis zu dessen Kopf gleiten und fasste in etwas Schmieriges. Er hob das
Schlägerblatt in Blickhöhe. Die Schlagfläche war mit getrocknetem Blut verschmiert,
aus dem mehrere lange helle Haare herausschauten. Langsam dämmerte es ihm. Das
musste der Golfschläger sein, mit dem Anna Gudbergsen getötet worden war. Der
Golfschläger, nach dem die Polizei über Zeitungen und Fernsehen suchte.
»Was ist denn hier los?«
Die Tür oben an der Kellertreppe ging auf, und Herr Larsson stand in
seinem karierten Morgenmantel auf dem Treppenabsatz. Er blinzelte mit den
Augen, während er zu Alex hinuntersah, der den Golfschläger mit einem lauten
Schrei losließ.
Der alte Mann machte ein paar Schritte nach unten, und Alex sah ihn
entsetzt an.
Er war wie gelähmt, konnte sich nicht rühren. Dann sah Herr Larsson
den Golfschläger, der auf dem Boden lag. Er öffnete den Mund, das Kinn fiel ihm
auf die Brust.
»Was zum Teufel hat das zu bedeuten? Was haben Sie getan, Alex?«
Alex starrte erschrocken den Golfschläger und dann wieder Herrn
Larsson an, der jetzt das Ende der Treppe erreicht hatte und nur noch wenige
Meter von ihm entfernt stand.
»Es ist nicht so, wie Sie glauben. Ich war es nicht.«
Alex hörte seine Stimme wie von fern, als gehörte sie nicht ihm. Ein
kleiner Junge, konfrontiert mit der Wut seines Stiefvaters. Eine Kinderstimme. Nein, ich war es nicht. Ich war es nicht.
»Den hat jemand hier hingelegt. Ich verstehe das nicht, aber ich
schwöre, dass ich es nicht war.«
Alex machte eine verzweifelte Armbewegung, und Herr Larsson trat
noch einen Schritt auf ihn zu.
»Die Polizei sucht doch nach so einem. Die suchen doch nach einem
Golfschläger.« Die letzten Worte klangen fast wehmütig, und Alex spürte Hitze
durch seinen Körper wogen. Es fühlte sich an wie ein Feuer, das ihn verbrannte
und sich nicht löschen ließ.
Er traf den Alten mitten ins Gesicht, sein Kiefer gab mit einem
hässlichen Knacken nach. Herr Larsson fiel nach hinten und sein Kopf knallte
mit einem dumpfen Laut auf die unterste Treppenstufe. Er stöhnte leise, und
Alex wollte ihn gerade in den Bauch treten, als er Frau Larsson von oben
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