Vergeltung
und beide unten im Keller gefunden. Herr Larsson ist niedergeschlagen
worden und war bewusstlos.« Alle starrten ihn schockiert an. »Man hat ihn ins
Krankenhaus gebracht. Frau Larsson ist tot, vermutlich ein Herzschlag, möglicherweise
ausgelöst durch den Schock wegen des Überfalls auf ihren Mann. Alex Pedersen
ist verschwunden, aber wissen Sie, was das Schlimmste ist?« Teit Jørgensen sah
sich um, und sein Blick verweilte besonders lange auf Rebekka. »Neben dem
Ehepaar lag der Golfschläger. Der Golfschläger, mit dem Anna Gudbergsen vermutlich
niedergeschlagen wurde. Mit Blut und Haaren dran. Wir haben ihn sofort zur
näheren Untersuchung an die Spurensicherung weitergegeben. Ich habe es gewusst.
Alex Pedersen ist unser Täter.«
Teit Jørgensens Redestrom verebbte. Rebekka spürte, wie ihr langsam
eiskalt wurde. Wie passte das zusammen? Sie war sich ihrer Sache so sicher.
Sie bekam kein Wort über die Lippen, stand unbeweglich da und
starrte Teit Jørgensen an. David rückte näher an seinen Chef heran. Es bestand
kein Zweifel, dass er den Moment sichtlich genoss. Sie konnte seine Gedanken
nahezu lesen: Diesen Fall hätten wir auch prima ohne die
Spezialisten der mobilen Einheit lösen können. Teit Jørgensen räusperte
sich.
»Ich habe natürlich um Verstärkung bei der Fahndung nach Alex
Pedersen gebeten. Er muss hinter Gitter, bevor er noch weitere Menschen
umbringt. Eine Gruppe Techniker durchkämmt gerade seine Wohnung. Susanne, Egon
und David helfen bei der Fahndung und gehen später Klinken putzen. Es würde auf
uns alle ein gutes Licht werfen, wenn wir ihn so bald als möglich festnehmen
könnten. Bevor die Bürger der Stadt zur Selbstjustiz greifen.«
Teit Jørgensen nickte kurz und wollte gerade den Raum verlassen, als
Rebekka ihre Sprache wiederfand.
»Warum wurde der Golfschläger erst jetzt gefunden? Alex Pedersens
Wohnung ist doch schon einmal durchsucht worden. Die Spurensicherung kann den
Golfschläger unmöglich übersehen haben.« Rebekka sah Teit Jørgensen ruhig an,
der sie verärgert aus dem Weg schob.
»Rebekka, Rebekka … vermutlich hatte er ihn einfach woanders
versteckt und jetzt, wo er geglaubt hat, nicht mehr verdächtigt zu werden, mit
nach Hause genommen. Diesen Typ Mörder müssten Sie doch zur Genüge kennen.«
Teit Jørgensen sah sie müde an.
»Ich möchte mir den Tatort gerne ansehen, jetzt sofort«, sagte
Rebekka, nahm ihre gesamte innere Kraft zusammen und schaute Teit Jørgensen
fest an. »Diese Geschichte macht für mich einfach keinen Sinn.«
»Ja, für Sie nicht«, antwortete Teit
Jørgensen und erklärte weiter: »Der Fall ist so gut wie abgeschlossen, das habe
ich auch Torsten Krogh mitgeteilt. Es tut mir leid, dass ich Sie angefordert
habe, aber ich war überzeugt, dass die Ermittlung komplizierter werden würde.«
Rebekka war wütend.
»Ich habe immer noch nicht verstanden, warum Sie um Expertenhilfe
gebeten haben, wenn Sie derart von Ihrer Meinung überzeugt sind.«
Teit Jørgensen wurde blass. Sie fuhr unbeeindruckt fort: »Ich habe
meine Überzeugung mehrere Male geäußert und tue es jetzt noch einmal. Alex
Pedersen ist gewalttätig und primitiv und muss so schnell wie möglich
inhaftiert werden. Daran besteht kein Zweifel. Ich bezweifle jedoch stark, dass
er irgendetwas mit dem Mord an Anna Gudbergsen zu tun hat. Es ist schon merkwürdig,
dass plötzlich ein Golfschläger in seiner Wohnung auftaucht, bei dem es sich
höchstwahrscheinlich um den gesuchten handelt, das gebe ich zu. Aber ich habe
noch immer das Gefühl, dass wir den Falschen jagen. Was für ein Motiv sollte er
haben?«
»Beruhigen Sie sich erst einmal, Rebekka, und dann sehen wir
weiter«, unterbrach Teit Jørgensen sie. »Ich habe um elf Uhr eine
Pressekonferenz anberaumt. Wir brauchen alle Öffentlichkeit, die wir bekommen
können. Es gilt, einen gefährlichen Gewalttäter so schnell wie möglich zu
fassen.«
—
Rebekka brüllte vor Wut.
Sobald die Aufgaben für den Tag verteilt waren, war sie in ihr Büro gegangen,
hatte die Tür abgeschlossen und sich ein Taschentuch vor den Mund gehalten, um
den Wutanfall zu ersticken, der einfach aus ihr herausmusste. Sie spürte, wie
sich ihre Augen mit Tränen füllten. Sie weinte sonst nie. Sie war der
Überzeugung, dass sie ihr Quantum an Tränen in der Kindheit vergossen hatte,
aber jetzt kullerten doch ein paar in das helllila Taschentuch. Dann riss sie
sich zusammen. Putzte sich die Nase, erneuerte die Mascara und marschierte
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