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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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war, hat sie oft in Esbjerg übernachtet.
Ihre Eltern haben dort eine Wohnung«, sagte Mia.
    Rebekka und Michael sahen sich kurz an. Gert Gudbergsen hatte zu
keinem Zeitpunkt die Wohnung in Esbjerg erwähnt.
    »Sind Sie einmal mit ihr in Esbjerg gewesen?«, wollte Michael wissen,
und beide Mädchen schüttelten den Kopf.
    »Nein, wir arbeiten ja hier. In Århus gibt es auch schönere
Geschäfte. Außerdem wollte Anna gerne etwas für sich haben, etwas, das ganz
allein ihr gehörte. Das hat sie immer wieder gesagt. Sie war schon ein bisschen
geheimniskrämerisch«, antwortete Katja.
    »Was ist mit Erik Mathiesen? Wie stand Anna zu ihm?«
    »Grundsätzlich hat sie ihn gemocht, glaube ich. Aber sie fand auch,
dass er etwas von einem Hundewelpen hatte. Er ist ihr die ganze Zeit
hinterhergelaufen. Das konnte schon etwas anstrengend sein.«
    Mia kicherte leise.
    »Er war ziemlich eifersüchtig«, fügte Katja hinzu, »manchmal sah er
rot, wenn sie im Café mit Kunden geflirtet hat.«
    »Er muss sie ziemlich an ihren Vater erinnert haben.«
    »Wie meinen Sie das?« Rebekka sah Mia an, deren Wangen sich röteten.
    »Nun ja, Annas Vater war auch so. Er hat sich sehr für sie
interessiert, wollte immer alles wissen. Das hat sie geärgert. Das hat sie oft
gesagt. Aber ich fand, dass sie Glück hatte. Ich wünschte, mein Vater würde
sich auch so für mich interessieren.« Mias Stimme klang belegt.
    Rebekka nickte und gab den Mädchen ihre Visitenkarte. Sie sah sie
ernst an.
    »Versprechen Sie mir, mich anzurufen, wenn Ihnen noch irgendetwas
einfällt. Sie können jederzeit anrufen. Anna zuliebe.«
    Die Mädchen nickten mit sorgenvollen Gesichtern.
    Auf dem Weg die Treppe hinunter sahen Rebekka und Michael sich an
und sagten wie aus einem Mund: »Wir müssen auf jeden Fall noch einmal zu Sanna
und Gert Gudbergsen.«
    —
    »Anna hat hin und wieder
in Esbjerg übernachtet. Das stimmt.«
    Sanna Gudbergsen wirkte winzig, sie
hatte Ähnlichkeit mit einem zerzausten Vogeljungen, wie sie da in der Tür stand
und Rebekka und Michael entschuldigend anblickte.
    »In Ihrer Wohnung in Esbjerg?« Rebekka war außer sich.
    »Ja, genau.« Sanna Gudbergsens Stimme war dünn wie frisch gefrorenes
Eis.
    »Warum haben Sie uns verschwiegen, dass Sie eine Wohnung in Esbjerg
haben?«
    Rebekka hörte die Wut in ihrer Stimme, und Michael räusperte sich.
Die Situation war ihm deutlich unangenehm.
    »Wir haben nicht gedacht …« Sanna Gudbergsens Stimme brach, und ihre
Augen füllten sich mit Tränen.
    »Die Wohnung gehört nicht der Familie. Sie gehört mir.« Gert
Gudbergsen tauchte plötzlich hinter seiner Frau auf. Er legte ihr beschützend
die Hände auf die schmalen Schultern und sah Rebekka und Michael wütend an.
    »Ich habe eine Wohnung in Esbjerg in der Jernbanegade. Schließlich
habe ich ein Geschäft dort. Anna hat auf der Handelshochschule studiert, und
wenn sie es nicht mehr nach Hause geschafft hat, hat sie in der Wohnung
übernachtet. So einfach ist das.«
    Rebekka erwiderte seinen finsteren Blick.
    »Ich verstehe nicht, dass Sie das uns gegenüber nicht erwähnt haben.
Wir ermitteln im Mord an Ihrer Tochter. Sind Sie sich darüber im Klaren, dass
es strafbar ist, in einem Mordfall derartige Informationen zurückzuhalten?«
Rebekka zitterte vor Wut.
    »Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass das für die
Ermittlung von Bedeutung sein könnte, da Anna hier ihren festen Wohnsitz hatte.
Sie war so selten in der Wohnung, und wenn, hat sie dort nur übernachtet.« Gert
Gudbergsens Stimme war ruhig. Er hatte offensichtlich nicht das Gefühl, dass er
einen Fehler begangen hatte.
    »Sie könnte immerhin Freunde oder Kommilitonen zum gemeinsamen
Lernen mit nach Hause genommen haben. Oder vielleicht haben dort auch Leute
übernachtet.«
    »Nein, auf gar keinen Fall«, unterbrach sie Gert Gudbergsen, »wir
hatten eine ganz klare Abmachung, dass nur sie in der Wohnung übernachten
durfte. Wenn sie Besuch hatte, war das hier im Haus. Sie werden also nichts in
der Wohnung finden, das etwas mit dem Fall zu tun hat.«
    Rebekka streckte ihm stumm die offene Hand hin, und Gert Gudbergsen
kramte in seiner Tasche nach dem Wohnungsschlüssel, den er ihr widerwillig gab.
    »Sie vergeuden Ihre Zeit«, fauchte er.
    »Lassen Sie das unsere Sorge sein«, antwortete Michael ruhig.
    »Wir haben auch noch ein Sommerhaus«, fügte Gert Gudbergsen hitzig
hinzu. »In Søndervig, falls Sie das interessiert. Anna war sehr selten dort,
vielleicht ein paarmal im

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