Vergeltung

Gudbergsen zu tun hat.«
    »Stimmt. Es besteht kein Zweifel, dass Alex Pedersen gewalttätig
ist, doch trotz der dramatischen Entwicklung heute bin ich nach wie vor der
Überzeugung, dass wir den Falschen jagen. Der Mord an Anna Gudbergsen war bis
ins kleinste Detail geplant. Für den Täter muss sehr viel auf dem Spiel
gestanden haben, und das gilt nicht für Alex.«
    »Sie hat ihn in der Diskothek gedemütigt«, sagte Torsten Krogh.
    »Das hat sie, und ich weiß, dass das manchmal für einen Wahnsinnigen
Grund genug sein kann. Aber der Mord an Anna war genau geplant. Der Mörder
kannte ihre Gewohnheiten, wusste, dass sie in die Stadt wollte und sie
vermutlich allein mit dem Fahrrad nach Hause fahren würde, er kannte ihren Heimweg
und so weiter. Alex würde einen Mord wie diesen nie so planen und ausführen können.
Dazu ist er viel zu chaotisch und impulsiv. Ich habe jedoch eine Vermutung, wo
wir suchen müssen. Vertrau mir.« Sie sprach mit leiser, eindringlicher Stimme,
und nachdem sie ihm ihre vorläufige Theorie dargelegt hatte, klang ihr Chef
beruhigt, sodass sie das Gespräch mit einem guten Bauchgefühl beenden konnte.
    Anschließend rief Rebekka Michael in ihr Büro und schloss die Tür
hinter ihm. Sie berichtete ihm von dem Gespräch mit Torsten Krogh und fügte hinzu:
»Es ist wichtig, dass wir jetzt, wo alle anderen den Überblick verloren zu
haben scheinen, einen kühlen Kopf bewahren. Lassen Sie uns den Fall noch einmal
durchgehen und einen Plan machen. Mein Gefühl sagt mir, dass wir uns sämtliche
Mitglieder der Familien Mathiesen und Gudbergsen sehr genau ansehen sollten,
unter anderem bin ich gespannt, was Gert Gudbergsen zu den Kondomen meint, die
wir in der Wohnung in Esbjerg gefunden haben. Wir müssen mit dem Körpertherapeuten
Jens Anker reden und herausfinden, ob Anna seine Patientin war, und wir müssen
natürlich den Besitzer des Golfschlägers finden.«
    Michael nickte und lehnte sich auf dem ungemütlichen Bürostuhl
zurück, der unter seinem Gewicht gefährlich knarrte.
    »Statten wir Gert Gudbergsen in seiner Firma einen Besuch ab …«
Weiter kam er nicht, weil er von lauten Rufen unterbrochen wurde. Michael riss
die Tür zum Gang auf und sah, wie Gert Gudbergsen mit vor Wut hochrotem Kopf
auf sie zugestürmt kam, gefolgt von einem Beamten, der vergeblich versuchte,
ihn am Arm festzuhalten. Michael versperrte die Tür und hielt den Beamten mit
den Worten auf, dass er die Situation unter Kontrolle habe.
    »Ich will Rebekka Holm sprechen … sofort«, brüllte Gert Gudbergsen.
Rebekka kam zur Tür. Sie stand hinter Michael und versuchte, den sehr erregten
Vater höflich anzulächeln.
    »Kommen Sie herein, Herr Gudbergsen. Wir möchten auch gerne mit
Ihnen reden«, sagte sie freundlich, wurde jedoch von seiner schrillen Stimme
unterbrochen.
    »Sie haben den Mörder meiner Tochter laufen lassen, und jetzt hat er
noch weitere Menschen umgebracht.« Gert Gudbergsen zeigte zornig auf Rebekka,
die Ader an seiner Stirn pochte heftig, seine Augen waren weit aufgerissen.
    »Nun beruhigen Sie sich erst einmal und setzen Sie sich hin.«
Michael führte den wütenden Mann in das Büro und ließ ihn auf einem Stuhl Platz
nehmen. Gert Gudbergsen schüttelte den Kopf und sah mit einem flehenden
Gesichtsausdruck zu Michael hoch.
    »Warum setzen Sie einen gefährlichen Mann wie ihn auf freien Fuß?
Sanna und ich sind total verzweifelt, dass …«
    Rebekka legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und
antwortete mit fester Stimme: »Im Moment gibt es nichts, das Alex mit dem Mord
an Ihrer Tochter in Verbindung bringt. Keine forensischen Beweise …«
    »Ja, aber der Golfschläger«, sagte Gert Gudbergsen mit heiserer
Stimme. »In den Nachrichten bringen sie doch dauernd, dass sie bei Alex
Pedersen einen Golfschläger gefunden haben und dass es vermutlich der ist, mit
dem Anna niedergeschlagen wurde.« Er verbarg das Gesicht in den bleichen
sommersprossigen Händen, und Rebekka ärgerte sich, dass die Presse wie üblich
ihre eigenen Schlussfolgerungen zog.
    »Wir untersuchen im Moment noch alle Möglichkeiten«, sagte Michael.
    »In den Nachrichten heißt es …«
    »Es ist zu früh, um überhaupt etwas mit Sicherheit sagen zu können.
Alex Pedersen ist ein gewalttätiger junger Mann, aber das macht ihn noch nicht
zu einem Mörder.« Rebekka sprach mit ruhiger, aber entschlossener Stimme.
    Michael brachte Gert Gudbergsen, der sich langsam wieder beruhigte,
einen Kaffee.
    Sein Gesicht war fast