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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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wie sie mit Fettflecken auf dem
Pullover dastand, um sie herum das reinste Chaos, als wäre in ihrem Haus eine
Bombe eingeschlagen.
    »Was treibt die geschäftige Ermittlerin?«
    »Sie gönnt sich ein Schläfchen, um ehrlich zu sein«, murmelte
Rebekka und versuchte, die Uhr zu fokussieren. 21.27 Uhr.
    Sie berichtete Dorte von dem vorläufigen Stand der Ermittlungen.
Dorte war die Einzige, der Rebekka vertraute. Ihre Freundin würde über jeden
Fall, wie spektakulär er auch war, Stillschweigen bewahren, selbst ihrem Mann
Hans-David gegenüber. Dorte war Krankenschwester im Traumazentrum und
Hans-David Kommunikationschef in einem kleinen privaten Unternehmen.
    »Das ist doch der reinste Wahnsinn, wenn jemand den Golfschläger
ganz bewusst bei Alex Pedersen deponiert hat.« Dorte seufzte nachdenklich und bemerkte:
»Das ist schon ziemlich raffiniert.«
    »So etwas habe ich bisher noch nicht erlebt«, gab Rebekka zu. »Teit
Jørgensen hält natürlich daran fest, dass Alex Pedersen ihn als Trophäe mit
nach Hause genommen hat, doch das kann ich mir nur schwer vorstellen. So wie
die Sache im Moment aussieht, hat er immerhin einen Todesfall auf dem Gewissen,
und der Zustand von Herrn Larsson ist immer noch recht kritisch. Es ist nicht
sicher, ob er durchkommt, und wenn er stirbt, sieht es wirklich schlecht für
Alex aus. Außerdem ist die Bewährungsfrist für das alte Urteil wegen
Körperverletzung erst in ein paar Monaten abgelaufen.« Sie seufzte tief und merkte,
wie die unverarbeiteten Eindrücke der letzten Tage auf sie einstürmten. »Ach,
Dorte, das Ganze ist ein Desaster. Es ist absolut grauenvoll. Ich träume die
ganze Zeit von Robin.« Tränen schossen Rebekka in die Augen, und sie blinzelte
sie energisch weg.
    »Das verstehe ich gut, Bekka.« Dortes Stimme war voller Mitgefühl,
und Rebekka sonnte sich einen Moment in der Wärme.
    »Was kann ich für dich tun? Soll ich für ein paar Tage rüberkommen?«
    »Auf keinen Fall«, Rebekka riss sich zusammen, »es geht schon. Ich
komme zurecht. Ich habe Gott sei Dank einen sehr sympathischen Kollegen hier, Michael
…«
    »Das klingt gut.« Dorte kicherte leise, und Rebekka lachte mit.
»Deine Stimme klingt so sanft, wenn du seinen Namen aussprichst.«
    Beide lachten laut, und das Gelächter wirkte befreiend und erfüllte
das Hotelzimmer mit einer Fröhlichkeit, die alles Dunkle verdrängte. Jedenfalls
für eine Weile.
    —
    Cheers war aufgrund seiner
großzügigen Fassbiere eine Legende und Michaels Stammkneipe, seit er nach
Ringkøbing gezogen war. Die Bar war gerade renoviert worden. Man hatte die
früheren roten Plüschsofas durch riesige Ecksofas in dunkelbraunem Leder
ersetzt, und die Bar mit ihren neuen goldenen Beschlägen war mit hohen goldenen
Stühlen und dazupassenden Ledersitzen bestückt worden. Es war bei Weitem nicht
das erste Mal in den knapp acht Jahren, die Michael hierherkam, dass die Bar
ihr Aussehen verändert hatte. Dauernd wurde mit wechselnden Stilarten
experimentiert, und die Stammgäste hatten schon so einiges zu sehen bekommen.
Nur der Barkeeper, Leo, ein kleiner schlanker Mann unbestimmbaren Alters, der
enge Jeans und ein weißes Hemd trug und einen gezwirbelten Schnauzbart hatte,
veränderte sich nie. Leo stand immer mit demselben Gesichtsausdruck hinter der
Bar, reserviert, doch nicht abweisend. Er reichte in einem ruhigen, aber unbeirrbaren
Tempo ein Fassbier nach dem anderen über den Tresen und meisterte alle
Situationen, selbst wenn es kritisch wurde und sich betrunkene Gäste weigerten
zu gehen, auf seine eigene stille Weise. Michael hatte nie gehört, dass er
seine Stimme erhoben hatte, und manchmal kamen ihm Zweifel, ob er ihn überhaupt
jemals hatte reden hören.
    Michael hatte David vorgeschlagen,
noch zusammen ein Feierabendbier zu kippen, obwohl es fast zehn Uhr war, und der
Kollege hatte zugestimmt. Jetzt saßen sie auf den dicken Lederpolstern. Michael
hatte zwei große Fassbiere geholt, ein betrunkener Gast versuchte, die Jukebox
in Gang zu bringen. Sie prosteten sich zu, saßen einen Augenblick schweigend da
und genossen das kalte Bier.
    »Was hältst du von unserem Besuch aus Kopenhagen?«, fragte Michael,
der sich dachte, dass er auch gleich ins kalte Wasser springen konnte.
    Davids Augen flackerten kurz, dann zuckte er mit den Schultern.
    »Ich bin eigentlich der Meinung, dass wir den Fall auch gut selbst
lösen können«, antwortete David und nestelte an seinem Bierdeckel herum. »Das
kommt doch einer

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