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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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entschuldigend zu, bevor sie in der kleinen Teeküche verschwand.
    »Ich arbeite, Papa. Gibt es etwas Besonderes?«, fügte sie hinzu und
hatte sofort ein schlechtes Gewissen, weil sie so verärgert klang.
    »Mama hat mich gebeten anzurufen. Sie möchte gerne, dass du am
Sonntag um eins zu uns zum Mittagessen kommst. Es ist immerhin ein besonderer
Tag, wie du weißt.«
    Sonntag. Ein besonderer Tag. O Gott, Robins
Geburtstag.
    »Wir haben die ganze Familie eingeladen«, fuhr er fort, »alle würden
sich freuen, dich zu sehen. Es ist doch so lange her …«
    »Das ist lieb von euch, Papa, aber ich kann jetzt nicht einfach so
zusagen. Wir arbeiten rund um die Uhr und verfolgen viele Spuren, denen wir
nachgehen und die wir überprüfen müssen.« Sie spürte, wie das schwarze Loch in
ihrem Bauch immer größer wurde. »Tut mir leid, Papa, grüß Mama und sag ihr,
dass ich gerne vorbeikomme, wenn der Fall abgeschlossen ist.«
    Sie konnte fast sehen, wie ihr Vater vor Enttäuschung in sich
zusammensank, im Hintergrund hörte sie die schroffe Stimme ihrer Mutter.
    »Mama wird sehr traurig sein, wenn du nicht kommst, Liebes«,
unternahm er einen erneuten Versuch, seine Lungen pfiffen, er schien einem
Kollaps nahe.
    »Papa.« Sie versuchte, entgegenkommend zu klingen. »Ich möchte sehr
gerne kommen, aber wahrscheinlich geht das aufgrund der Ermittlungen nicht. Das
verstehst du doch, oder? Kannst du das Mama nicht erklären?«
    »Doch«, ihr Vater zögerte, »ich weiß sehr wohl, dass du hart
arbeitest, mein Mädchen, aber du kennst doch Mama.«
     
    Rebekka hilft
ihrem Vater in der Werkstatt. Er repariert gerade einen alten Sekretär, ein
Erbstück von der Urgroßmutter mütterlicherseits. Ihre Mutter liebt diesen
Sekretär und erzählt oft die Geschichte, wie sie ihre Großmutter als junges
Mädchen überredet hat, sich davon zu trennen. Sie erzählt sie am liebsten, wenn
Rebekkas Tante zu Besuch ist, die dann immer die Stirn in Falten legt. Die
Mutter grinst, während sie die Geschichte zum Besten gibt, und Rebekka weiß
nicht, ob sie grinst, weil sie sich über den Sekretär freut, oder aus
Schadenfreude, weil die Tante ihn nicht bekommen hat. Vermutlich beides.
    In der Werkstatt riecht es
stark nach Holz und Leinöl. Der Vater zieht vorsichtig eine kaputte Schublade
heraus. Sie lässt sich nicht richtig schließen. Sie muss abgehobelt und geleimt
und anschließend eingeölt werden. Der Vater sieht sich die Schublade genau an,
wendet und dreht sie, dann sucht er in seinem Werkzeugkasten nach dem richtigen
Werkzeug. Rebekka sieht ihm bei der Arbeit zu. Er ist konzentriert. Tiefe
Falten haben sich auf seiner Stirn gebildet. Er kaut auf der Unterlippe herum.
Plötzlich legt der Vater das Holzteil zur Seite und sieht sie über den
Brillenrand an. Nimmt Anlauf.
    »Du musst nicht hier
wohnen, wenn du nicht magst. Meine Schwester würde sich wirklich freuen, wenn
du eine Zeit lang bei ihr wohnen würdest. Bis es Mutter wieder besser geht.
Deine Tante hat dich wirklich gern.« Langsam füllen sich die Augen des Vaters
mit Tränen. Rebekka versucht zu schlucken, aber ihr Mund ist trocken. Wie
Sandpapier. »Mutter ist nicht ganz sie selbst, und da tut oder sagt man
seltsame Dinge. Sie kann nichts dafür, aber du darfst ihr nicht glauben,
Rebekka, das darfst du nicht. Du bist ein gutes Mädchen.« Er nimmt ihre kleine
Hand in seine große, drückt sie. »Ich wünschte, ich wüsste, was ich tun kann«,
sagt er.
    Das ist ein Eingeständnis,
und für Rebekka bestätigt sich das, was sie bereits weiß. Der Kälte der Mutter
gegenüber ist er machtlos.
    »Du kannst uns etwas zu
trinken holen«, schlägt der Vater vor, und Rebekka springt erleichtert auf und
holt ihm ein Bier und sich eine Ananaslimonade. Sie trinken schweigend. Dann
greift der Vater wieder nach dem Stück Holz und schleift es energisch ab.
     
    Rebekka beendete das
Gespräch mit ihrem Vater mit dem Versprechen, dass sie unter allen Umständen versuchen
werde, zu dem Mittagessen am Sonntag zu kommen. Der Vater klang dankbar und
keuchte, als sie sich verabschiedete.
    Michael kam in die Küche und
lächelte sie freundlich an. »Die Familie stellt ihre Forderungen?« Sie bemühte
sich, ihre Anspannung zu verbergen, indem sie in dem Oberschrank nach etwas
Essbarem suchte, und antwortete: »Volltreffer. Meine Eltern oder richtiger
meine Mutter besteht darauf, dass ich am Sonntag an einem Familienessen
teilnehme. Sie hat nie wirklich Verständnis für meine Arbeit

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