Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
Vom Netzwerk:
schuldbewusst.
    »Natürlich, ich werde mit den Handwerkern reden, damit sie den
Aufgang erst einmal absperren.«
    Sie gingen schweigend nach unten, wo Jane Mathiesen ihnen im
Laufschritt entgegenkam, als sie den Saal betraten.
    »Da bist du ja, mein Lieber. Wir haben nach dir gesucht.« Sie sah
John Mathiesen, der irgendetwas Unverständliches brummte, liebevoll an, dann
nickte sie Rebekka zurückhaltend zu.
    »Guten Tag.«
    »Guten Tag«, antwortete Rebekka ruhig. »Ihr Mann hat mich mit auf
den Dachboden genommen, um mir die Aussicht zu zeigen. Vom Turm aus hat man
wirklich einen schönen Blick.«
    »Ich war nie dort oben. Ich habe mich nicht getraut.« Jane Mathiesen
errötete kurz und schlug den Blick nieder.
    »Ich hätte auch beinahe das Gleichgewicht verloren«, gab Rebekka zu,
und Jane Mathiesen schlug erschrocken die Hand vor den Mund.
    »Wie furchtbar«, rief sie.
    Rebekka zuckte leicht mit den Schultern, und John Mathiesen wurde
von einem Handwerker beiseitegezogen, der etwas mit ihm besprechen wollte. Zwei
ältere Frauen traten lächelnd zu Rebekka und Jane Mathiesen.
    »Ich habe mich auch etwas erschreckt«, fuhr Rebekka fort, »aber Ihr
Mann hat mich gut festgehalten …«
    »Ja, so ist John Mathiesen«, flötete eine der beiden Frauen laut,
und Jane Mathiesen warf ihrem Mann, der jetzt am anderen Ende des Saals stand,
einen stolzen Blick zu.
    »Entschuldigung, ich habe Ihren Namen nicht verstanden.« Rebekka
fischte einen Block und einen Kugelschreiber aus ihrer Manteltasche.
    »Ich bin Bente Rasmussen«, antwortete die Ältere der beiden, eine
kräftige Frau in den Sechzigern, »und das ist meine gute Freundin, Helga
Kofoed. Wir sind seit vielen Jahren Mitglieder der Gemeinde. Wir mögen unseren
guten Pfarrer sehr.« Beide kicherten wie zwei alberne Teenager.
    »Ja, und unsere liebe Pfarrersfrau«, fügte Helga Kofoed schnell
hinzu, und wieder färbten sich Jane Mathiesens Wangen rot.
    Bente Rasmussen sah Rebekka neugierig an.
    »Sind Sie ein neues Mitglied unserer großen Familie?«
    Rebekka schüttelte den Kopf.
    »Ich heiße Rebekka Holm. Ich bin von der mobilen Spezialeinheit.«
    Das freundliche Lächeln machte sofort einem Staunen Platz, und die
Frauen sahen sie überrascht an.
    »Die Polizei kann doch nicht glauben, dass unsere Kirche etwas mit …«, Helga Kofoed suchte nach Worten, »… mit dieser Untat zu
tun hat? Ich kann Ihnen versichern, dass dem nicht so ist.« Sie schnaubte vor
Verachtung, und im selben Moment zog John Mathiesen seine Frau zur Seite.
    »Wir kennen Jane und John schon seit ihrer Kindheit. Sie waren immer
so ein schönes Paar, sie haben in guten wie in schlechten Zeiten zueinander
gestanden, genau wie die Bibel es uns lehrt.« Bente Rasmussen sah entzückt zu
den Eheleuten hin, die nahe beieinanderstanden, während sie eine Broschüre
studierten.
    »Er hätte keine bessere Ehefrau finden können. Sie unterstützt ihn
in allem, und er hat es wirklich nicht immer leicht gehabt«, fügte Helga Kofoed
hinzu, während eine tiefe Falte die mit Leberflecken überzogene Stirn teilte.
    »Wie meinen Sie das?« Rebekka war neugierig, mehr über die perfekte
Pfarrersfamilie zu erfahren.
    »Er hat doch mit der Inneren Mission gebrochen. Er und sein
Schwiegervater, Knud Bækkegaard, haben die Gemeinde verlassen und ihre eigene
Kirche gegründet. Das muss gut dreizehn, vierzehn Jahre her sein.« Helga Kofoed
rieb nervös die Hände gegeneinander.
    »Das ist fünfzehn Jahre her«, unterbrach Bente Rasmussen sie, »das
war im gleichen Jahr, in dem Kenneth geboren wurde.«
    »Ja, stimmt«, seufzte Helga Kofoed.
    »Mehrere von uns haben sich ihm angeschlossen. John ist ein
phantastischer Pfarrer, genau wie Knud. Es besteht kein Zweifel, dass John von
seinem Schwiegervater stark beeinflusst wurde und wird und dass es ursprünglich
Knuds großer Traum war, seine eigene Gemeinde zu gründen. Er hat die Anlagen in
John gesehen, und er hat recht gehabt. Heute sind wir ungefähr sechshundert Mitglieder.
Sehen Sie, was er alles erreicht hat.« Bente Rasmussen machte eine dramatische
Armbewegung, und Rebekka nickte nachdenklich.
    »Wie hat Jane Mathiesen den ganzen Wirbel damals verkraftet? Das
kann nicht ganz leicht gewesen sein.«
    »Gott bewahre, nein, aber sie hat es gut aufgenommen. Wie ich
bereits gesagt habe, steht Jane Mathiesen an der Seite ihres Mannes,
ungeachtet, was passiert. Jane ist schließlich eine Bækkegaard. Es war ja der gemeinsame
Kampf ihres Mannes und ihres Vaters, und

Weitere Kostenlose Bücher