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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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den Kopf.
    »Das glaube ich nicht, nach so vielen Jahren.«
    »Sanna und ich möchten, dass das ein Geheimnis bleibt. Es besteht
kein Grund, dass die Leute sich jetzt das Maul zerreißen«, seufzte er, und
Rebekka unterbrach ihn sofort.
    »Das kann ich Ihnen nicht garantieren, Gert. Wenn es in irgendeiner
Weise für die Ermittlung von Bedeutung ist, wird es notwendig sein, die Sache
aufzudecken. Wie hieß Ihr damaliger Arzt in Schweden?«, fragte sie schnell und
ignorierte seinen mürrischen Kommentar. Gert Gudbergsen dachte nach.
    »Er hieß Gösta, Gösta sowieso. Svensson, meine ich. Ich bin mir
ziemlich sicher. Ich war nur ein paarmal in seiner Praxis, und kurz nachdem wir
Anna bekommen hatten, haben wir Schweden verlassen. Danach hatten wir keinen
Kontakt mehr zu Gösta. Sie müssen verstehen, dass wir das Ganze am liebsten aus
unserem Bewusstsein streichen wollten.«
    Rebekka nickte. Sie schickte Michael den Namen umgehend per SMS.
    Sie schwiegen einige Minuten, dann beugte Rebekka sich vertraulich
zu ihm vor.
    »Erzählen Sie mir von sich und Anna.«
    Einen Moment verstummte alles um sie herum. Rebekka wusste, dass sie
ein ziemliches Risiko einging. Sie hielt den Atem an, als befürchtete sie, dass
ein einziges Ausatmen einen erneuten Herzanfall bei Gert Gudbergsen auslösen
könnte.
    Ihre Bedenken erwiesen sich als grundlos. Gert Gudbergsen saß
einfach nur in seinem Bett und starrte vor sich hin, als spräche er zu jemandem
am anderen Ende des Raums.
    »Ich habe sie geliebt.« Die Worte wogen schwer, fielen wie reife
Äpfel von einem Baum.
    Rebekka antwortete nicht.
    »Ich habe sie von Anfang an geliebt. Sie war so vollkommen, so
schön, schon als Säugling.« Eine Träne hing an einer rötlichen Wimper, um jeden
Moment hinunterzukullern. »Ich konnte nie genug von ihr bekommen. Ich habe mich
für alles interessiert, was sie betraf, obwohl das damals nicht sehr modern
war. Ich habe sie oft von der Schule abgeholt, sie mit ins Büro genommen, sie
abends gebadet und ihr vorgelesen.«
    »Wann hat es angefangen?« Rebekka sprach leise.
    »Als sie ungefähr sechzehn, siebzehn Jahre alt war.« Gert Gudbergsen
räusperte sich. Er wandte das Gesicht von ihr ab. »Sie war perfekt, meine ganz
besondere Prinzessin. So habe ich sie genannt. Ich war nur zärtlich zu ihr,
nichts anderes, das Ganze war völlig unschuldig.« Plötzlich sah er sie mit
dunklen, wütenden Augen an. »Mehr war da nicht. Ich habe sie nur ein bisschen
angefasst. Welcher Vater tut das nicht? Man kitzelt und streichelt und balgt
sich aus Spaß.«
    »Gert.« Ihre Stimme klang müde, und er sank im Bett ein wenig in
sich zusammen, die Wut war verflogen.
    »Wann haben Sie das erste Mal mit ihr geschlafen?« Ein neuer
Versuch, einen Augenblick schien er Widerstand leisten zu wollen, dann
kapitulierte er.
    »Vor ungefähr zwei Jahren. Als ich die Wohnung in Esbjerg gekauft
habe und sie mit dem Studium angefangen hat. Sie hat mich provoziert, sich
stark geschminkt und aufreizende Sachen angezogen. Ich konnte der Versuchung
nicht widerstehen. Sie war so schön.« Seine Stimme brach, die Tränen strömten
seine eingefallenen blassen Wangen hinunter.
    Rebekka holte den Roman Fanny Hill aus
ihrer Tasche und schlug die erste Seite auf.
    »P. – sind Sie das?«, fragte sie leise.
    Er blickte schuldbewusst auf das Buch und nickte.
    »Das ist doch wohl Beweis genug, dass die Initiative von Ihnen
ausging. Wofür steht P.?«
    »Papa«, flüsterte Gert Gudbergsen.
    »Hat Ihre Frau davon gewusst?«
    Er schüttelte heftig den Kopf.
    »Natürlich nicht. Sanna ist nur am Alkohol interessiert. So geht das
schon seit Jahren.«
    »Gert, haben Sie Ihre Tochter umgebracht?«
    Bei der Frage zuckte Gert Gudbergsen zusammen und starrte Rebekka
mit weit aufgerissenen Augen ungläubig an.
    »Nein, das habe ich weiß Gott nicht. Anna ist meine Tochter. Ich
könnte ihr kein Haar krümmen.« Seine Stimme vibrierte vor Entrüstung.
    »Was ist mit Ihrer Frau? Wäre es vorstellbar, dass sie Anna in einem
Eifersuchtsanfall getötet hat?« Rebekka sah, dass Gert Gudbergsen am ganzen
Körper zitterte.
    »Definitiv nicht. Sanna würde nicht einmal im Traum daran denken
unser Kind umzubringen. Das ist einfach absurd.« Gert Gudbergsen gab ein kurzes
heiseres Lachen von sich.
    Rebekka nickte ihm zurückhaltend zu.
    »Sie sollten sich einen Anwalt nehmen«, sagte sie und stand von
ihrem Stuhl auf.
    Er nickte, den Blick auf seine schlanken sommersprossigen Hände
gerichtet.
    Rebekka ging zur

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