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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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Austern hereinbekommen, die wir …«
    »Austern!« Michael sah sie begeistert an. »Das klingt gut. Was
meinen Sie, Rebekka?«
    »Ich weiß nicht, ob ich Austern überhaupt mag.« Rebekka zögerte.
»Ich habe sie noch nie probiert.«
    »Dann wird es aber Zeit«, entschied Michael, und in einem Anfall von
Übermut bestellte er noch eine gute Flasche Champagner. Ihre Augen trafen sich
kurz, dann sahen beide verlegen weg. Michael räusperte sich kräftig.
    »Ich tippe auf Gert Gudbergsen. Ich habe noch immer nicht verdaut,
dass er sich über mehrere Jahre an seiner Tochter vergangen hat. Er ist ein
unglaublich unsympathischer Mensch«, sagte Michael, und Rebekka konnte ihm nur
zustimmen.
    »Er könnte es getan haben. Sie hatten ein Verhältnis und
möglicherweise hat sie gedroht, es öffentlich zu machen oder es zu beenden, er
könnte eifersüchtig geworden sein … und trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir
ihn als Täter ausschließen können. Ich glaube nicht, dass er der Typ für solch
einen Mord ist«, sagte sie und wurde von zwei Kellnern unterbrochen, die mit
einem Silbertablett mit Eis und einer großen Menge hellgrauer Austern an ihren
Tisch kamen.
    »Guten Appetit.«
    Michael und Rebekka prosteten sich zu.
    »Sehen Sie, so öffnet man eine Auster.« Michael beugte sich über den
kleinen Tisch und zeigte ihr, wie man die Schale der bereits leicht geöffneten
Auster mit einem leisen Quatschen aufbekam.
    Sie nahm ihr Messer und versuchte es, doch es rutschte ab.
    »So.« Michaels Hand schloss sich um ihre. Dann brach er erfahren die
Auster auf und nickte ihr zu.
    »Versuchen Sie sie. Sie schmecken phantastisch.«
    Rebekka setzte vorsichtig die Lippen an die harte Schale und eine
geleeartige, nach Meer schmeckende Masse ergoss sich in ihren Mund. Übelkeit
stieg in ihr auf, sie drückte die Serviette fest gegen den Mund, schloss die
Augen und versuchte, den Klumpen hinunterzuschlucken. Sie schaffte es nicht.
Ihr Magen krampfte, vor ihrem inneren Auge tauchte das Bild einer kalten Qualle
auf und ihr gesamter Mageninhalt schoss in die Speiseröhre hoch. Ihr Mund
öffnete sich zu einem heiseren Schrei und Auster, Brot, Wasser und Champagner
endeten als breiige Masse in der Stoffserviette.
    »Entschuldigung, Entschuldigung.«
    Sie wagte Michael nicht anzusehen und konzentrierte sich stattdessen
auf die Krumen auf der Tischdecke, während sie merkte, wie ihr die Röte ins
Gesicht stieg.
    »Sind Sie okay?« Er klang besorgt und streckte die Hand nach ihrer
aus. »Sie sehen ganz mitgenommen aus. Ist Ihnen schlecht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich gehe nur gerade mal auf die Toilette«, murmelte sie und
durchquerte das Restaurant mit steifen Schritten, während sie das Gefühl hatte,
dass die anderen Gäste sie anstarrten. Draußen auf der Toilette spülte sie den
Mund gründlich aus, wusch sich die Hände und sah sich im Spiegel an. Sie war
blass. Sie wartete einen Augenblick, um sich zu erholen, dann ging sie zurück
an den Tisch. Michael hatte in der Zwischenzeit die Schale mit den Austern von
den Kellnern abtragen lassen, Servietten und Tischdecke waren ausgewechselt
worden.
    »Ich habe mir erlaubt, zwei schöne Steaks mit Pfeffersoße und für
jeden von uns ein Glas Rotwein zu bestellen. Ich hoffe, dass das Ihren
Geschmack besser trifft.« Er lachte vorsichtig, und sie nickte grinsend.
    »Das klingt gut. Austern sind wohl nicht ganz so mein Ding«, sagte
sie entschuldigend.
    »Das ist wohl etwas untertrieben. Sie halten Austern für das
Ekligste, das Sie jemals probiert haben, habe ich recht?«
    »Etwas in der Richtung«, gab sie zu, und beide lachten.
    Während sie auf die Steaks warteten, gingen sie den Fall Anna
Jelager durch. Michael hatte gerade mit Teit Jørgensen gesprochen und erfahren,
dass es noch immer keinen Durchbruch gab. Eine Zeugin, eine ältere Frau, hatte
sich an sie gewandt, die meinte, Anna in Gesellschaft einer dunkelhaarigen Frau
mittleren Alters gesehen zu haben, doch als ein Protokoll aufgenommen werden
sollte, waren ihr Zweifel gekommen, und sie hatte ihre Aussage zurückgezogen.
Sie überlegten, ob das kleine Mädchen seinen Entführer möglicherweise kannte,
da es ihm aus dem Supermarkt gefolgt war, ohne eine Szene zu machen. Den Vater
der kleinen Anna konnten sie ausschließen, sein Alibi war wasserdicht. Bei der
Frage, ob Katrine Jelager dahinterstecken könnte, kamen sie einstimmig zu dem
Schluss, dass nichts in diese Richtung wies. Ganz im Gegenteil, die Kinderkrippe,
der

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