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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Hastrup
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Konnte das Mia sein, die spät nach Hause
kam? Vielleicht hatte sie sich mit ihren Eltern gestritten? Katja runzelte
verärgert die Brauen, Mias Rückkehr wäre ein entscheidendes Hindernis für ihren
Plan für den heutigen Abend. Ihre Hand glitt am Wannenrand entlang, und sie
drehte das Wasser ab.
    »Bist du das, Mia?«, murmelte sie unter dem Waschlappen.
    Niemand antwortete. Das Geräusch verschwand, und Katja döste weiter.
Dann ging alles sehr schnell. Die Badezimmertür wurde mit einem lauten Knall
aufgestoßen, und sie hatte die schwarze Gestalt kaum registriert, die ins
Badezimmer gestürmt kam, als diese auch schon nach ihren Füßen griff und sie
mit einer solchen Kraft hochzog, dass ihr Kopf unter Wasser tauchte. Was … was ist los? Ihr Mund war
voller Badewasser, sie hustete, spürte, wie das Wasser in ihre Lungen gedrückt
wurde und das Badeöl im Hals kratzte. Sie fuchtelte mit den Armen, versuchte,
kräftig mit den Beinen zuzutreten, und es gelang ihr, den Mund über die
Wasseroberfläche zu bekommen. Sie bekam Panik, schnappte zwischen heftigen
Atemzügen begierig nach Luft, versuchte verzweifelt, sich freizukämpfen, dann
drückte eine starke Hand ihr Gesicht unter Wasser. Sie spürte ihre Kräfte
schwinden, der Druck auf ihren Kopf war zu stark, sie kam nicht dagegen an, und
alles um sie herum verschwamm, auch der Schatten, der über sie gebeugt stand.
Mit einer letzten Kraftanstrengung streckte sie einen Arm aus dem Wasser und
schlug blind nach der Gestalt. Bekam Haut zu fassen, bohrte ihre Nägel tief
hinein, kratzte mit allen Kräften. Jemand schrie laut auf, dann wurde Katjas
Gesicht erneut unter Wasser gedrückt, und sie spürte, wie die Kräfte ihren
Körper verließen, bis er schließlich aufgab und kein Leben mehr in ihm war.

SAMSTAG, 1. SEPTEMBER
    Ihr Körper war schwer vor
Müdigkeit und Melancholie, als Rebekka die Decke zurückschlug und die Füße auf
den kalten Boden schwang. Sie tappte zum Fenster hinüber und zog die schwere
Gardine zur Seite. Der Himmel war grau und dunkel, drohende Wolken zogen
schnell über die Stadt. Gestern war es spät geworden. Sie und Michael waren von
dem Restaurant direkt zu dem Ferienhaus – oder besser zu dem baufälligen
Schuppen – in Hvide Sande hinausgefahren, in dem Alex Pedersen sich versteckt
hatte. Das Elend war überall spürbar, der Geruch nach Fäulnis, die leere Colaflasche,
das halb aufgegessene Glas Nutella und der zurückgelassene blutige Verband auf
den abgenutzten Dielen hatten sich auf der Netzhaut eingebrannt und wollten
nicht weichen. Anschließend waren sie ins Krankenhaus in Ringkøbing gefahren,
in das Alex Pedersen eingeliefert worden war. Es ging ihm sehr schlecht. Man
hatte ihn an einen Respirator angeschlossen. Er konnte nicht verhört werden.
    Rebekka schlurfte ins Bad, stand
einen Augenblick vor dem Spiegel und betrachtete ihr Gesicht. Die Haut war
fahl, unter ihren Augen waren bläuliche Ringe. Sie hatte das Gefühl, mit jeder
Sekunde, die sie sich in der Stadt aufhielt, etwas von ihrer Stärke einzubüßen,
als würde die Energie langsam aus ihr herausgesogen. Sie ging zum Frühstück in
das dunkelbraune Hotelfoyer. Das Eigelb des Spiegeleis war quietschgelb, die
Marmelade so süß, dass sie auf der Zunge prickelte, und der Saft, von dem der Kellner
hartnäckig behauptete, dass er frisch gepresst war, so sauer, dass sich ihr
Magen zusammenkrampfte. Sie griff nach den Zeitungen und ging die Überschriften
durch. Obwohl die Kompetenz der Polizei bei der Ermittlung von allen infrage
gestellt wurde, prallte die Kritik an ihr ab. Sie fühlte sich zu mutlos, sich
damit auseinanderzusetzen, stand stattdessen mit einem Seufzer auf und
beschloss, zum Präsidium zu laufen. Die Luft war plötzlich kühler geworden, in
nur einer Nacht hatten Bäume und Sträucher einen Teil ihrer Farbe verloren und
präsentierten sich jetzt in ihrer verblassenden Schönheit.
    Als Rebekka in ihrem Büro ankam, ging sie zuerst zum Fenster. Sie
lehnte die Stirn gegen die kühle Scheibe, während sie auf den aufgewühlten
Fjord hinaussah; die dunkelgrauen Wellen hatten weiße Schaumkronen. Das Telefon
klingelte, und einen kurzen Augenblick fragte sie sich, ob sie die Kraft hatte,
sich zu melden, dann griff sie in letzter Sekunde nach dem Hörer. Es war der
diensthabende Polizist, Albæk, der ihr mitteilte, dass ein alter Bekannter mit
Namen Lennart Høst, auch unter dem Spitznamen »Kugelblitz« bekannt, an der
Rezeption unten stehe und behaupte, Anna

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