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Vergeltung am Degerloch

Vergeltung am Degerloch

Titel: Vergeltung am Degerloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Gespräche wurden automatisch aufgezeichnet. Die Nummer war dann zurückverfolgbar. Ich hatte in der Telefonzentrale der Lan despolizeidirektion angerufen. Und ich hatte auf Louises Telefon keine Fingerabdrücke hinterlassen. Aber wenn ich jetzt behauptete, ich wäre nicht in Louises Wohnung gewesen, würde er mich fragen, woher ich dann gewusst hatte, dass Louise tot war.
    »I hens im Fernsehe gsehe«, bemerkte Oma Scheible. »Sie soll sich’s Läbe gnomme hen. Wer hätt au dees denkt?«
    »Haben Sie einen Schlüssel für die Wohnung von Frau Peters?«, erkundigte sich Rasch.
    »Ist es eigentlich üblich«, sagte ich, »dass die Polizei ohne Durchsuchungsbeschluss in fremde Wohnungen eindringt?«
    Rasch zog die Brauen hoch. »Ach, diese Dame …«, er nickte Richtung Oma Scheible, »… und Sie sind nicht verwandt?«
    Oma Scheible blinzelte verschwörerisch. Der Deal lief nonverbal. Ich verriet die Alte nicht an die Polizei und die Polizisten nicht an sich selbst. Dafür hinterfragte Rasch meine unpräzise Aussage nicht, dass die Tür von Louises Wohnung nicht abgeschlossen gewesen war. Ohnehin war dem Beamten klar, dass ich Louise nicht gestern Abend umgebracht haben konnte.
    »Frau Peters dürfte seit gut einer Woche tot sein«, sagte er, »vielleicht sogar seit zwei Wochen. Genaueres lässt sich im Moment schwer sagen. Nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen deutet alles auf Selbsttötung. Spuren einer Gewalteinwirkung von außen sind zumindest nicht offensichtlich. Haben Sie eine Vermutung oder Kenntnisse, warum Frau Peters sich das Leben nehmen wollte?«
    »Da müssen Sie Martha, unsere Sekretärin, fragen. Aber sicherlich ist Ihnen auch aufgefallen, dass der Elektrowecker auf ihrem Nachttisch viereinhalb Stunden nachgeht. Könnte man damit nicht auf den Todeszeitpunkt schließen?«
    »Und wie?«
    Ich bedachte, dass ein Mörder sich gern dadurch verdächtig machte, dass er der Polizei Erklärungen für zunächst unverständliche Phänomene gab. Doch Rasch sah nicht aus, als rege ihn die prominente Leiche zu besonderen kriminalistischen Aktivitäten an.
    »Keine Ahnung«, bremste ich mich. »War nur so eine Idee.«
    Rasch streichelte sich bedächtig den Schnauzer. »Sagen Sie, Sie sind doch auch diejenige, die auf dem Friedhof in Böblingen eine Frauenleiche vermutet hat. Und Sie haben gestern Nachmittag die Leiche der vermissten Rumänin bei Herrenberg aufgefunden?«
    Oma Scheible bekam richtig große Augen.
    »Ermitteln Sie auch im Fall Uwe und Gabi?«, erkundigte ich mich. »Haben Sie Uwes ehemaliges Auto schon gefunden?«
    »Sie sind ja ziemlich ausgeschlafen«, bemerkte der Oberkommissar.
    »Im Moment nicht.«
    Rasch lächelte widerwillig. »Was für ein Interesse haben Sie denn an diesen, wie soll ich sagen, Frauenleichen?«
    »Ein journalistisches.«
    Rasch nickte vor sich hin. »Frau Nerz, ich muss Sie bitten, morgen zur Feststellung Ihrer Personalien und für eine Zeugenaussage in die LPD II ins Dezernat für Tötungs- und Gewaltdelikte zu kommen. Sollten Sie sich weigern oder nicht erscheinen, können wir Sie richterlich vorladen lassen.«
    »Kommet Sie jetzt ins Gfängnis?«, fragte Oma Scheible, nachdem die Polizisten gegangen waren.
    Ich beauftragte sie, künftig für meine Wohnung zu sorgen, und fuhr in die Stadt.
    In der Redaktion der Amazone hatte sich das Häufchen der Tapferen versammelt. Die sonst so coole Helga schluchzte. Das vage, aber tief sitzende Schuldgefühl nach der Revolte gegen Marie als Stellvertreterin Louises hatte sie kalt erwischt. Martha betreute das heulende Elend. Die Mutterpflichten hielten sie selbst zusammen und bei der Stange. Bettina, die Zeichnerin, kaute an den Nägeln. Karola sah wieder aus, als käme sie direkt aus dem Bett. Marion war sichtlich nervös. Ich schätzte, sie dachte an die ungewisse Zukunft. Derweil verteilte Marie die Rollen und Aufgaben.
    »Den Druck habe ich storniert. Aber die Amazone wird noch vor Weihnachten erscheinen. Wir werden sie ganz dem Andenken Louises widmen. Wir machen vorerst weiter. Das wäre auch in Louises Sinn.«
    »Warum hat sie eigentlich …?«, fragte ich blöde.
    »Sie war krank, sie hatte Krebs«, heulte Helga.
    »Das wusste ich ja gar nicht«, sagte Marie unendlich verblüfft.
    »Aber es waren doch nur ein paar Myome in der Gebärmutter«, korrigierte Martha.
    »Der Gerichtsmediziner wird das klären«, sagte ich.
    »Wie? … Ich meine, wer …?«, murmelte Bettina, Nägel kauend. »Ich meine, wenn die da in ihrer Wohnung

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