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Vergeltung am Degerloch

Vergeltung am Degerloch

Titel: Vergeltung am Degerloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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du auch noch lachen, wenn ich beweisen könnte, dass er Gabis Freund war?«
    »Kannst du denn?«
    »Nein.« Mir fiel Uwes Schwarzbuch ein. Vielleicht konnte ich es ja doch. Ich zog das Buch. Zwei oder drei Mal Johannesstraße, oder noch besser, Johanneskirche. Einmal Silberwald. Einmal Traubenstraße 123. Dann Palast und anschlie ßend wieder Johanneskirche. Gabis Lebensbereich. Und dann – das war die Lösung des Rätsels – am 8. Dezember Johanneskirche um 23 Uhr. Genau zu der Zeit hatte Gabi auf die Uhr geschaut und das Sarah verlassen. Uwe hatte sich den Termin notiert und zwar als Verabredung im Voraus, als Date.
    Die Fragen, was Gabi in Degerloch gesucht hatte, warum sie ihre Unterwäsche bei Laukin kaufte und welche Beziehung sie zur Löwenstraße hatte, mal hintangestellt. Um in den Silberwald zu kommen, fuhr man nicht mit der Linie 6 bis Albplatz.
    Ich schwenkte das Büchlein. »Das ist Uwes Notizbuch, und es enthält Verabredungen mit Gabi.«
    Krk zog die Brauen hoch.
    »Na und«, sagte Hede. »Was geht mich das an. Gabi war ein freier Mensch.«
    »Aber zum Lachen ist das nicht«, beharrte ich. »Als Gabi am Samstag freikam, war sie praktisch tot. Und zwar deshalb, weil ihr jemand die Freundschaft mit Uwe übel nahm.«
    »Mein Gott, er war ein Killer«, sagte Hede.
    »Woher weißt du das?«
    Krk entzog ihr seinen Blick und schaute mich an.
    »Ja, woher?«, wiederholte ich. »Wer hat dir das gesagt? Und wann?«
    Hedes Augen rutschten ratlos über die Neonblitze an der schwarzen Flurwand. »Du hast doch immer …«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht dir gegenüber.«
    Hede wich zurück. »Ich lasse mich von dir nicht in die En ge treiben. Außerdem muss ich jetzt wirklich los.«
    »Wer wusste, dass Uwe ein Killer war? Wer hat es dir erzählt? Marie?«
    »Wieso Marie?« Es klang ehrlich verblüfft.
    »Gabi selbst?«
    »Nein.«
    »Wer dann? Louise?«
    Hede schüttelte den Kopf.
    »Von Anfang an«, sagte ich, »habe ich in diese Richtung recherchiert. Marie wusste das. Und Martha, Gabis Mutter. Aber beweisen kann die Polizei es erst jetzt. Uwes Mörderin wusste jedoch schon vorher, was er für einer war. Aber Gabi wusste es nicht. Ich würde es verstehen, wenn du sie vor ih rem unausweichlichen Schicksal hast bewahren wollen. Leider ist auch die Hinrichtung eines Sexualmörders Mord. Und das weißt du. Darüber könnte man vielleicht hinwegsehen, wenn nicht auch Louise und Gabi hätten sterben müssen. Louise, weil sie dir ein Alibi stellen musste, und Gabi, weil sie letztlich eben doch drauf gekommen ist, wer Uwe erschlagen hat, und weil sie dir nicht glaubte, was Uwe für einer war. Denn sie war sein Kumpel, sein Freund. Sie war niemals in Gefahr.«
    Krk schüttelte sacht den Kopf. Er war geradezu aufreizend unparteiisch.
    »Jetzt wirst du unlogisch«, bemerkte Hede. »Hast du nicht vorhin erst behauptet, Louise sei Sonntag schon tot gewesen?«
    »Aha. Endlich sind wir so weit. Du hast gelogen. Wozu brauchtest du für Sonntagabend ein Alibi, und zwar so dringend, dass du dir mit einer Toten behelfen musstest?«
    »Meine Liebe«, sagte Hede süffisant, »hast du denn wirklich geglaubt, ich würde dir die wahren Namen meiner Kundschaft nennen?«
    Der Unparteiische feixte.
    »Du hast mir empfohlen, Louise zu fragen, ob sie dein Ali bi bestätigen könnte. Ein hohes Risiko. Oder du wusstest, dass sie tot war und nichts mehr bestätigen oder abstreiten würde.«
    »Absurd. Dann müsste ich sie ja umgebracht haben.«
    »Voilà.«
    Hede blickte Krk an und sagte zu ihm: »Übrigens, Martha hat mir gesagt, dass Uwe ein Triebtäter ist. Sie war am Wochenende hier. Sie wollte Gabis Zimmer sehen. Sie müssen es ja nun ausräumen.«
    »Das war’s, was ich wissen wollte«, sagte ich kurzerhand und zupfte Krk zur Tür.
    Er drehte sich noch mal um. »Entschuldigen Sie die Störung und frohes Fest.«
    »Danke«, sagte Hede mit schwingender Stimme.
    Ich stieß Krk die Treppe hinunter. Er krallte sich ins Geländer und blickte vorwurfsvoll. Man musste auch verlieren können, nicht wahr?
     

28
     
    Die Glocken der Kirchen schwangen sich auf Heiligabend ein. Vor dem Königsbau funkelte die riesige Tanne einsam, wo gestern noch die Buden, Karussells, Bimmelbahnen und Weihnachtsmänner des Weihnachtsmarkts gestanden hatten. Auf der Kuppel des Kunstvereins röhrte der goldene Hirsch in den Nachthimmel. Das Neue Schloss erstrahlte in verlassenem Glanz. Auf dem Markt unter dem Schillerdenkmal waren die Weihnachtsmarktbuden

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