Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Leuchtsignale über die LZ huschen sieht.
    Das Team ist gelandet.
    Er löst die Rucksackschnur und geht in die Landehaltung – von hinten kommt ein leichter Wind, deshalb zieht er die Steuerleinen hoch bis an die Brust und hält sie dort. Dann beugt er die Knie, presst Beine und Füße fest aneinander, drückt das Kinn auf die Brust.
    Der Boden kommt auf ihn zu.
    Fast spürt er ihn, bevor er ihn sieht.
    Er achtet darauf, auf den Fußballen zu landen, kommt anschließend mit dem Hintern auf und rollt seitlich ab, damitihn der Schirm nicht weiter über die LZ und in die Bäume zieht.
    Er schlittert ein Stück über die Lichtung und kommt schließlich zu stehen.
    Im dämmrigen Licht zählt er schnell durch.
    Ulrich, Alessandro, Willem …
    Cody, Michel, Amir, Lev …
    Auch Donovan kommt sicher runter.
    Alle haben es geschafft.
    Die HAHO-Phase ist abgeschlossen.

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    Jack Heffernan liebt C-130er, North Carolina Basketball, Frauen, Jack Daniels und Marlboros, nicht immer in dieser Reihenfolge. Flugzeuge und Tarheel Ball kommen zwar stets an erster und zweiter Stelle, bisweilen hat er aber auch schon dem Jack Daniels Priorität vor gewissen Frauen eingeräumt, was besagte Frauen verwerflich genug fanden, um es vor einem Richter zur Sprache zu bringen.
    Jetzt sieht er runter und entdeckt die alte Piste.
    Donovan hatte ihn gewarnt, dass die Landung unsanft werden könnte.
    Und das wird sie auch – die Landebahn ist voller Schlaglöcher und Pfützen, und jüngste Regenfälle haben sie glitschig gemacht, es liegt eine Schmierschicht aus gelb-braunem Matsch darauf. Nach ein bisschen Geschlitter – nichts Aufregendes – bringt er die Maschine einigermaßen zum Stehen.
    Nicht gerade ein Golfplatz, denkt Heffernan, aber es wird reichen. Und wie ein altes Air Force-Sprichwort besagt:»Würde das Minimum nicht reichen, wäre es nicht das Minimum.«
    Sofern es nicht noch mal regnet, kriegt er den Vogel auch wieder hoch. Vorerst aber hat er nichts weiter zu tun, als sich eine anzuzünden und zu warten.
    Zu warten und zu hoffen, dass niemand hier aufkreuzt.
    Neugierige Einheimische, ehemalige Grubenarbeiter.
    Aziz’ Leute.
    Aber die Maschine ist keine leichte Beute, sie ist mit einer M134/GAU-17/A MiniGun ausgestattet.
    Bei einer effektiven Reichweite von knapp 1000 Metern kann sie bis zu 16   000 7.62   x   51mm-Patronen pro Minute verschießen. Damit eignet sie sich sehr gut für hot extractions – Abgänge unter Beschuss – mit 16   000 7.62   x   51mm-Patronen schüttelt man die meisten Verfolger ab – und Heffernan hat schon ein paar solcher extractions auf dem Buckel.
    Natürlich hofft er, dass es diesmal keine wird.
    Aber sollte sich jemand dieses Flugzeug hier unter den Nagel reißen wollen, hat er ein Problem – dafür wird Heffernan sorgen.
    »Ausrüstung anlegen«, sagt Donovan.
    Zuerst ziehen die Männer die Polypropylen-Anzüge aus. Normalerweise würden sie sie zusammen mit den Fallschirmen vergraben, aber das hier ist kein normaler Einsatz. Entweder sie kommen erfolgreich rein und auch wieder raus oder eben nicht, und langfristiges Unentdecktbleiben ist hier kein Thema. Sie lassen die Anzüge also einfach liegen und ziehen die Schutzwesten aus ihren Rucksäcken.
    Dann versammeln sie sich und verteilen die Waffen und die Ausrüstung.
    Da sie zahlenmäßig nicht sehr stark sind, müssen sie ihre Unterlegenheit mit maximaler Feuerkraft ausgleichen. Dave und Cody werden den Raketenwerfer bedienen, um die Bewehrung und den Bunkereingang zu zerstören.
    Cody übernimmt die »Carl Gustaf«, das M3 84mm MAAWS – Multi-Role Anti-Armor Anti-Tank Weapon System –, von amerikanischen Soldaten auch liebevoll »die Gans« genannt. Im Irak und in Afghanistan wurde sie häufig gegen Häuser und Bunker eingesetzt.
    Dave trägt zwei Javelin Medium Antiarmor Weapon Systeme – die erste Fire and Forget -Panzerabwehrlenkwaffe, die allerdings nur einmal abgefeuert werden kann – sie verschießt eine 26 Pfund schwere FGM-148 Tandemhohlladung mit 2500 Metern Gefechtsreichweite und panzersprengender Wirkung.
    Die CLU – Command Launch Unit – verfügt über ein Infrarotvisier, das Daten an den Wärmesucher im Sprengkopf sendet. Der wichtigste Vorteil einer Fire and Forget -Waffe besteht darin, dass der Schütze die Rakete abfeuern und anschließend die Stellung wechseln oder in Deckung gehen kann.
    Die Rakete findet ihr Ziel allein.
    Als Seitenwaffe haben sie sich für die MP5 A3 entschieden. Mit 6,8 Pfund war die