Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
9mm-Maschinenpistole leicht genug beim Absprung und hat sich in der Vergangenheit auch schon in Bunkeranlagen bewährt. Außerdem trägt jeder eine weitere Schusswaffe eigener Wahl sowie ein Kampfmesser, falls es, wie Donovan meinte: »Eng und persönlich wird.«
Sie brauchen nur zehn Minuten, um die Waffen zu verteilen. Danach lutscht jeder ein Energy Gel und trinkt Wasser.
»Wenn alle ihren Job gut machen«, sagt Donovan, »fahrenwir vollzählig nach Hause. Dann gibt Collins eine Runde Bier aus.«
Sie ziehen los.
Die MP5 in der rechten Hand, die beiden Javelins jeweils über einer Schulter, bewegt sich Dave über einen schmalen Pfad durch den dichten Regenwald. Der Himmel wird jetzt heller, aber wegen des dichten Baumbestands bleibt der Pfad relativ dunkel und kühl.
Beides ist gut.
Er schwitzt bereits unter der Last der schweren Ausrüstung, der Weste, der hohen Luftfeuchtigkeit und dem steilen Aufstieg. Sie marschieren in über 3000 Metern Höhe, wobei sich ihre Lungen schon in der Tatra an die dünnere Luft gewöhnen konnten.
Die kleine Kolonne erstreckt sich über einen halben Kilometer, Alessandro geht voran, Amir folgt, dann kommen Donovan, Cody, Dave und Michel. Willem bildet das Schlusslicht.
Dave erinnert sich an die alte Binsenweisheit der Infanteristen …
Du bist Fußsoldat.
Egal, mit wie vielen Panzern, Helikoptern, Starrflügelflugzeugen du unterwegs bist, wie viele HALOs und HANOs du absolvierst – am Ende musst du marschieren.
Ulrich läuft alleine zur Förderanlage.
Er startet in einem lockeren, gemäßigten Trott und hält das Tempo. Er muss sich Zugang zum Gelände verschafft, die Sprengladungen angebracht haben und in Stellung gegangensein, bevor das Team das Lager erreicht und Donovan das Signal gibt.
Donovan meldet über Funk: »Ziel in Sicht. Verteilt euch.«
Sie sind einen Kilometer vom Lager entfernt.
Dave konsultiert sicherheitshalber seine laminierte Umgebungskarte. Dann verlässt er gemeinsam mit Cody den Pfad und schlägt sich durchs Dickicht. Nachdem sie sich eine halbe Stunde lang durch Buschwerk gekämpft haben, beziehen sie auf einer der niedrigeren Anhöhen oberhalb des Lagers Stellung.
Die letzten zweihundert Meter legen sie auf dem Bauch robbend zurück. Dann blickt Dave nach unten und sieht die Zelte, die Feuerstelle, den Hindernisparcours, die Kantine, die Kommandozentrale.
Drei alte Bedford-Pritschenwagen parken auf dem offenen Gelände, und Dave fällt sofort auf, dass die beiden BTR-80 Schützenpanzerwagen direkt daneben stehen, nicht oben vor Aziz’ Bunkeranlage.
Gut.
Er zählt drei Wachposten.
Zwei rauchen, die rot glühenden Zigaretten erscheinen im Grün seines Nachtsichtgeräts als schwarze Punkte.
Dave sieht nicht, wie sich das Team U-förmig um das Lager herum verteilt. Die Männer sind zu gut, als dass man sie entdecken könnte.
Aber er weiß, dass sie da sind.
Jetzt warten sie auf das Feuerwerk.
Darauf, dass Ulrich mit der Party beginnt.
Ulrich riecht Grasberg, bevor er es sieht.
Der unverkennbare saure Geruch von Schwefelwasserstoff, ein Nebenprodukt der Erdgasgewinnung.
Fünf Minuten später sieht er die Anlage vor sich – eine riesige Narbe im Dschungel. Hinter einem mit Natodraht verstärkten dreieinhalb Meter hohen Zaun pumpen Bohrer in zwölf Meter hohen Gestellen. Riesige Rohre schlängeln sich wie Würmer über den Boden zu unzähligen Tanks.
Allesamt gefüllt mit Flüssigerdgas.
LNG.
Neunzig Prozent Methan.
Bomben, die nur darauf warten, gezündet zu werden.
Er robbt hinter das Gelände, bis er eine Lücke zwischen den Lichtkegeln der Scheinwerfer findet, dann zieht er einen Drahtschneider aus der Tasche und schneidet ein Loch in den Zaun, groß genug zum Durchkriechen.
Unheimlich, denkt er, während er sich auf dem Bauch rutschend den Erdgastanks nähert. Still und verlassen. Die Arbeiter haben noch nicht angefangen, die Wachen sind vorne am Haupttor. Eine Weltraumkolonie wie aus einem Science-Fiction-Film.
Er nimmt das C8 aus dem Behälter und platziert es am Fuß eines der Bohrtürme. Dann befestigt er einen Sprengsatz daran und bringt einen Zünder an, den er mittels Laser aktivieren kann.
Danach verlässt er das Gelände wieder robbend und läuft anschließend einen guten Kilometer bergab, sucht Schutz hinter einem Felsen und hält gleichzeitig im Osten nach Donovans Signal Ausschau.
Donovan sieht auf die Uhr, entscheidet, dass Ulrich jetzt genug Zeit hatte, um seine Aufgabe zu erledigen, dann nimmt er seinen
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