Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
klopft. Er hat jetzt einen Bart – Verstellung ist sinnlos geworden –, seine Haare sind lang, und er trägt einen Turban. Er nimmt die GSh-18, die russische 9mm-Maschinenpistole neben seinem Bett.
Wie oft werden Männer von ihren eigenen Bodyguards ermordet …
»Herein.«
Es ist Muamar, ein verdienter Mudschahed und inzwischen Kommandant von Aziz’ persönlicher Schutztruppe.
»Was ist?«, fragt Aziz.
»Irgendwas an der Förderanlage«, erwidert Muamar. »Es hat eine Explosion gegeben.«
Aziz schlüpft in seine Sandalen und geht aus dem Schlafzimmer in den Kommandoraum. Rasch wirft er einen Blick auf die Monitore, die den Zugangsweg zum Bunker zeigen.
Scheinbar alles ruhig.
Er schaltet zum Ausbildungslager um.
Chaos.
Männer rennen zu den Pritschen- und Panzerwagen, und Aziz kann im Westen ein seltsames, beunruhigendes Leuchten ausmachen. Über Satelliten-Telefon erreicht er das Lager.
»Was ist los?«, fragt er. »Warum sind die Männer …«
Dann hört er die Worte, die ihm das Blut in den Adern gefrieren lassen.
»Es hat eine entsetzliche Explosion gegeben. Grasberg steht in Flammen. Ich habe Männer hinge…«
»Wie bitte?!«, schreit Aziz.
»Ich habe Männer.«
»Pfeif sie sofort zurück!«, schreit Aziz. »Jetzt sofort!«
Das darf nicht wahr sein.
Doch nicht jetzt.
Nicht so kurz vor dem nächsten Attentat, das Amerika vernichten und seine Regentschaft für immer sichern wird.
Nicht jetzt.
Sie müssen die Männer zurückpfeifen.
Es ist zu spät.
Donovan gibt den Befehl, und Alessandro und Amir, die an den vorderen Enden des U in Stellung gegangen sind, eröffnen das Feuer mit M240 Maschinengewehren.
Sie haben sich für dieses Fabrikat und gegen das leichtere M249 Para entschieden, obwohl es mit 27,6 Pfund gute elf Pfund schwerer ist. Die Erfahrung in Südasien hat aber gezeigt, dass das M249 gerne mal blockiert, und Donovan war die Mannstoppwirkung der 7.62mm-Munition gegenüber den nur 5.56mm des M249 wichtig. (»Wenn wir einen Tango umlegen«, sagt Donovan, »will ich, dass er liegen bleibt.«) Von der Kadenz ist es mit 950 Schuss pro Minute etwas langsamer, mit knapp 1000 Metern Gefechtsreichweite aber ungefähr gleichwertig.
Dank der Trijicon ACOG-Zieloptik und dem PEQ-2 Illuminator feuern sie präzise und verheerend, überziehen dasLager auf überlappenden Schussfeldern immer wieder mit kurzen Salven.
Tangos sacken zusammen, einige brechen aus und laufen los, andere lassen sich fallen, versuchen, sich auf den Boden zu pressen, nur einige wenige wagen es, den Kopf zu heben und zu schauen, woher der Tod kommt.
Aus der Dunkelheit.
Als flammend rote Salve.
Dann wieder Dunkelheit.
Und noch mehr Tod.
Der MK47 Striker ist im Prinzip ein Granatwerfer mit integriertem Feuerleitsystem.
Bei nicht ganz 40 Pfund und einer Länge von 94 Zentimetern verschießt der MK47 40 x 53mm-Munition bei einer Kadenz von 250 Schuss pro Minute. Das superleichte AN/PWG-1 Videovisier sendet dreifach vergrößerte Bilder an einen ballistischen Computer mit Laserentfernungsmesser und Wärmebildsucher, eignet sich also sowohl für Gefechte bei Tag wie bei Nacht. Man kann damit M406 High-Explosive Fragmentation Rounds abfeuern, die gegen ungeschützte Personen auf einer Fläche von rund 25 Quadratmetern tödlich wirken und auf 75 Quadratmetern immer noch schwere Verletzungen hervorrufen, ebenso aber auch panzerbrechende M433 High-Explosive-Dual-Purpose-Granaten, einsetzbar sowohl gegen harte wie weiche Ziele, außerdem luftzündende MK285 Programmable Pre-Fragmented High-Explosives, die Tausende von Granatsplittern zum Beispiel über einer zwischen Bäumen in Deckung gegangenen feindlichen Abordnung versprengen können. Der einzige Nachteil dieser Killermaschine ist, dass man optimalerweise zwei Männer dafür braucht. Ihre Feuerkraft ist den Kompromiss aber wert, und Willem und Michel bedienen sie gemeinsam.
Auf dem Hügel über dem Lager stellt Willem den Striker auf »Wärmebildkamera«, anschließend blickt er auf die dreifach vergrößerte Displayanzeige. Er macht das kleine Kommandogebäude ausfindig und setzt ein donutförmiges Zeichen auf dessen Haupteingang. Dann bedient er den »Laserentfernungsmesser« und stellt den genauen Abstand zum Ziel ein. Er schaltet das Feuerleitsystem aus und ist jetzt in der Lage, das Ziel unter Berücksichtigung des korrigierten Abstands ins Fadenkreuz zu nehmen.
Michel feuert.
Die M433 HEDP 40mm-Granate jagt durch die Tür.
Das Gebäude versprüht
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