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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Radarimpulse –, bekommen wir das mit.«
    Aber es gibt keine und zwar aus einem einfachen Grund, weil die NSA, das Ministerium für innere Sicherheit und das CSO die Schützen nicht sucht, sondern behauptet, dass es sie gar nicht gibt.
    »Also kennen wir auch nicht ihren Aufenthaltsort«, sagt Donovan. »Wir brauchen einen Jagdhund, der unsere Vögelchen aufschreckt.«
    Imam Zuffeir verlässt die Moschee, geht über die Atlantic Avenue und vergräbt sein Kinn wegen des kalten Nachtwindsim Mantelkragen. Er ist erst wenige Schritte gegangen, als ihn ein junger Mann in einer Cabanjacke anspricht: » Masaa el kheer ya sadiqqui. «
    Guten Abend, mein Freund.
    » Masaa el nuur «, erwidert Zuffeir. Aber ich bin nicht dein Freund, denkt er. Er kennt fast alle Muslime im Viertel, aber diesen jungen Mann kennt er nicht, und das macht ihn nervös. In dieser heruntergekommenen Stadt gibt es so viele Drogensüchtige.
    Er geht weiter, aber der junge Mann geht mit.
    » Hal youmkenak mosa’adati ?«, fragt der junge Mann. » Dalaltu al tareeq .«
    Kannst du mir helfen? Ich hab mich verlaufen.
    Zuffeir bleibt stehen, dann schiebt ihm der Mann den Lauf seiner Pistole zwischen die Rippen und sagt: »Steig in den Transporter, mein Freund.«
    Die Tür des am Straßenrand parkenden Wagens geht auf, und der Mann stößt Zuffeir hinein. Ein weiteres Händepaar packt ihn und drückt ihn auf den Sitz.
    Dann wird ihm ein Sack über den Kopf gezogen, und die Welt wird schwarz.
    Als sie ihm den Sack wieder vom Kopf ziehen, sitzt Zuffeir in einem kahlen Kellerraum auf einem Hocker, grelles Licht scheint ihm in die Augen. Dann hört er die Stimme einer Frau.
    Er kann kein Gesicht hinter dem Licht erkennen, nur verschwommene Umrisse in der Dunkelheit.
    »Was sagt dir der Name Abdullah Aziz?«, fragt sie.
    »Nichts.«
    Amir schlägt ihn aufs Ohr.
    »Lüg mich nicht an«, sagt Miriam. »Zeinab Julaidan Khaled, Abdullah Aziz, was sagt dir das?«
    »Wer seid ihr?«, fragt Zuffeir. »Was wollt ihr? Lasst mich sofort frei.«
    Er will aufstehen, aber Amir drückt ihn zurück. Mit Kraft. »›Dort hören sie weder eitles Gerede noch Lüge.‹«
    »Ihr verschleppt mich und zitiert den heiligen Koran?«, fragt Zuffeir. »Das ist Blasphemie.«
    »Blasphemie ist, wenn man lügt, Imam . «
    »Nicht gegenüber Ungläubigen.«
    »Ich bin kein Ungläubiger«, sagt Amir.
    »Du hast Hassan Al Hulwah mit Aziz’ Männern bekannt gemacht«, sagt Miriam.
    »Damit hatte ich nichts zu tun.«
    »Hassan hatte das Flüssigerdgas von dir«, sagt Miriam.
    »Nein.«
    »Und du hast den Raketenwerfer versteckt, mit dem das Flugzeug abgeschossen wurde.«
    »Wenn ihr das sicher wüsstet«, sagt Zuffeir, »säße ich längst im Gefängnis.«
    »Wer hat den Raketenwerfer abgeholt?«, fragt Miriam.
    »Ich weiß es nicht.«
    In Balad hatte Miriam meist mehrere Tage oder Wochen Zeit, um die Gefangenen geduldig und mit Bedacht zu brechen – ihr Vertrauen zu gewinnen, eine Beziehung aufzubauen, ihnen das Gefühl zu geben, auf ihrer Seite zu sein. Dieser Luxus ist ihr jetzt nicht vergönnt, also sagt sie: »Du verschwendest meine Zeit. Sobald ich zu dem Schluss gelange, dass du mir nicht helfen kannst, und ich mich von diesem Stuhl hier erhebe, wird dir mein Kollege sehr weh tun.«
    Zuffeir schüttelt den Kopf.
    Aber sein Fuß tappt nervös auf dem Betonboden.
    »Du hast Hassan zum Märtyrer auserkoren«, sagt Amir. »Weil du selbst keiner sein willst. Du bist ein Feigling.«
    »In dem Flugzeug saßen auch Muslime«, sagt Miriam jetzt auf Arabisch. »Und auch im Tunnel waren Muslime.«
    »Die tiefsten Tiefen der Hölle sind Muslimen vorbehalten, die andere Muslime auf dem Gewissen haben«, ergänzt Amir.
    »Das wusste ich nicht«, sagt Zuffeir. »Ich schwöre, ich wusste nicht, was sie vorhatten.«
    »Aber jetzt weißt du’s, oder?«, fragt Miriam. »Und es lastet schwer auf deiner Seele. So viele Unschuldige mussten sterben.«
    Ein Vernehmer ist immer auch ein Beichtvater, das weiß Miriam.
    Ein Therapeut, ein Priester, ein Imam .
    »Deine Schuld lastet auf deiner Seele, du kannst nicht schlafen«, fährt sie fort. »Du denkst an all die armen Menschen, siehst sie vor dir.«
    »Allah liebt die Wahrheit«, sagt Amir, während er Zuffeir einen Schnellhefter in den Schoß legt und ihm mit der Taschenlampe über die Schulter leuchtet.
    »Sieh dir die Fotos an«, sagt Miriam. »Sag mir, ob du jemanden wiedererkennst. Ich weiß schon, wen du kennst, ich will es nur bestätigt haben. Ich

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